Australien - das ist Synonym für endlose Weiten, grandiose Naturschönheiten, absolute Freiheit. Doch für immer hier leben? Auch die Journalisten Helga und Jürgen Bertram stellten sich eines sonnigen Tages inmitten von Apfelbäumen und Kakadus diese Frage - und beschlossen, andere für sie antworten zu lassen. Über drei Monate lang bereisten sie den fünften Kontinent auf der Suche nach deutschen Immigranten und ihren Lebensläufen. Ihr Buch liest sich wie eine große Charakterstudie aus 170 Jahren Auswanderergeschichte: Da ist der Schuhmacher, der zum Millionär aufsteigt; das Ehepaar, das seine…mehr
Australien - das ist Synonym für endlose Weiten, grandiose Naturschönheiten, absolute Freiheit. Doch für immer hier leben? Auch die Journalisten Helga und Jürgen Bertram stellten sich eines sonnigen Tages inmitten von Apfelbäumen und Kakadus diese Frage - und beschlossen, andere für sie antworten zu lassen. Über drei Monate lang bereisten sie den fünften Kontinent auf der Suche nach deutschen Immigranten und ihren Lebensläufen. Ihr Buch liest sich wie eine große Charakterstudie aus 170 Jahren Auswanderergeschichte: Da ist der Schuhmacher, der zum Millionär aufsteigt; das Ehepaar, das seine Kinder vor dem Kalten Krieg beschützen wollte. Doch auch vom Scheitern berichten die Autoren, von Einsamkeit, geplatzten Träumen. Am Ende wird man Australien anders sehen.
Jürgen Bertram, geboren 1940, hat der Fußball, obwohl er nie in einer Sportredaktion gearbeitet hat, während seiner gesamten 40 Jahre als Journalist begleitet. Als innenpolitischer Mitarbeiter der Deutschen Presseagentur, des SPIEGEL, des FernsehMagazins PANORAMA und sogar in seinen 13 Jahren als ARDKorrespondent in Asien beschäftigte er sich immer wieder mit diesem Sport. Seine SchlüsselBegegnung mit dem Phänomen Fußball hatte Bertram, als er Mitte der siebziger Jahre für den NDR einen Film über die "Helden von Bern" produzierte, jene deutsche Mannschaft, die 1954 die Fußballweltmeisterschaft gewann. Zuletzt bei Scherz von Jürgen Bertram erschienen: "Der Storyjäger". Ein Enthüllungsroman aus der Welt der FernsehNews (2002).
Helga Bertram, geboren 1942, war, bevor sie 1983 mit ihrem Mann für 13 Jahre nach Asien ging, als Redakteurin für die 2Hannoversche Presse" und für Zeitschriften tätig.
Rezensionen
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.04.2010Süßes Neuschwanstein
Neuschwanstein fehlt natürlich nicht. Gleich zweimal begegnet es einem in dem schönen Band "Sehnsucht Australien", der deutsche Auswanderer vorstellt. Im westaustralischen Perth ziert ein Nachbau - aus Würfelzucker! - den Festsaal des "Rhein-Donau-Clubs", dessen Gründer nach dem Zweiten Weltkrieg die neutralen Flussnamen wählten, um das Wort "deutsch" zu meiden, und in der Hauptstadt Canberra zeigt der Club "Harmonie" das bayerische Schloss als Lego-Modell. Lebendig bleibt das Buch des früheren ARD-Auslandskorrespondenten und seiner Frau durch den Wechsel zwischen Porträts, Passagen aus der Ich-Perspektive der Einwanderer und historischen Einschüben zu dem Landschaftsmaler Hans Heysen oder dem Naturforscher Ludwig Leichhardt, der 1848 beim Versuch einer Durchquerung des Kontinents von Ost nach West spurlos verschwand. Allerdings hätte die eine oder andere Karte die einunddreißig Kapitel bereichert, zumal sie der Route einer dreieinhalbmonatigen Reise folgen, deren Eindrücke den Text durchziehen. Manche Einwanderer zweifeln auch am allzu Neuschwansteinseligen. "Demnächst", heißt es einmal, "gründen wir in Darwin einen europäischen Club. Das ist zeitgemäßer." Die "Young German Speakers in Sydney" setzen ohnehin andere Prioritäten, denn "wenn's Gummibärchen gibt beim Aldi - das verbreitet sich wie ein Lauffeuer". (Helga und Jürgen Bertram: "Sehnsucht Australien". Vom Abenteuer des Auswanderns. Osburg Verlag, Berlin 2009. 288 S., Abb., geb., 22,90 [Euro].)
