"Ich weiß fast nichts über sie. Nur ihren Namen. Elena. Ihr Gang ist mir vertraut, die Art, wie sie sich kleidet. Ich habe ihr Gesicht gesehen, das die Welt zu einem besseren Ort macht." In einem Park sieht er die schöne junge Frau zum ersten Mal. Diese zufällige Begegnung reißt den alten Mann aus seinem einsamen Alltag. Sofort erscheint ihm Elena seltsam vertraut, seine Sehnsucht nach ihr wächst mit jedem Tag. Er möchte ihr nah sein, sie hören und fühlen. Die tief empfundene Zuneigung zu ihr lässt ihn schließlich ungeahnte Kräfte entwickeln: Er tritt eine Reise an, die ihn nicht nur zu Elena ans Meer führt, sondern in seine eigene, schmerzliche Vergangenheit, die das Geheimnis seiner Sehnsucht birgt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2009Trauerarbeitskampf
Ein Mann wartet auf eine junge schöne Frau. Fast täglich sitzt er auf der Bank unter einem Kastanienbaum im Park, bis sie auf dem Weg zur Universität, ohne ihn anzuschauen, vorübergeht. Er blickt ihr nach, versucht aber nicht, sich ihr zu nähern. Erst als er sie tagelang vermisst, findet er heraus, wo sie wohnt, und erfährt, wo sie während der Semesterferien arbeitet: in einem Hotel auf einer Insel. Vom Haus seines Freundes am Meer nimmt er die Fähre und sucht sie. Fast monoton wiederholt der Finne Joel Haahtela die Situation des Wartens. Kurze Sätze und viele halbleere Seiten fordern heraus, die Andeutungen zu enträtseln. Der Mann ist einsam, sehr alt, und er trauert, das ist gewiss. Erst gegen Ende bekennt er, dass die junge Schöne ihn an seine verstorbene Frau erinnert. Eine kurze Begegnung löst seine Erstarrung auf; die Vergangenheit wird wieder lebendig für ihn. Nach dieser Ouvertüre könnte der richtige Roman beginnen: die Lebensgeschichte des alten Mannes. Doch darauf verzichtet Joel Haahtela. Er ist Psychiater und noch ziemlich jung (Jahrgang 1972). Den Schmerz hinter der Fassade zu entdecken und womöglich zu heilen ist sein Beruf. Nach seinem erfolgreichen Erstling ist ihm das auch in diesem neuen poetischen Roman gelungen. (Joel Haahtela: "Sehnsucht nach Elena". Roman. Aus dem Finnischen von Sandra Doyen. Piper Verlag, München 2009. 152 S., geb., 16,- [Euro]. ) m.f.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Mann wartet auf eine junge schöne Frau. Fast täglich sitzt er auf der Bank unter einem Kastanienbaum im Park, bis sie auf dem Weg zur Universität, ohne ihn anzuschauen, vorübergeht. Er blickt ihr nach, versucht aber nicht, sich ihr zu nähern. Erst als er sie tagelang vermisst, findet er heraus, wo sie wohnt, und erfährt, wo sie während der Semesterferien arbeitet: in einem Hotel auf einer Insel. Vom Haus seines Freundes am Meer nimmt er die Fähre und sucht sie. Fast monoton wiederholt der Finne Joel Haahtela die Situation des Wartens. Kurze Sätze und viele halbleere Seiten fordern heraus, die Andeutungen zu enträtseln. Der Mann ist einsam, sehr alt, und er trauert, das ist gewiss. Erst gegen Ende bekennt er, dass die junge Schöne ihn an seine verstorbene Frau erinnert. Eine kurze Begegnung löst seine Erstarrung auf; die Vergangenheit wird wieder lebendig für ihn. Nach dieser Ouvertüre könnte der richtige Roman beginnen: die Lebensgeschichte des alten Mannes. Doch darauf verzichtet Joel Haahtela. Er ist Psychiater und noch ziemlich jung (Jahrgang 1972). Den Schmerz hinter der Fassade zu entdecken und womöglich zu heilen ist sein Beruf. Nach seinem erfolgreichen Erstling ist ihm das auch in diesem neuen poetischen Roman gelungen. (Joel Haahtela: "Sehnsucht nach Elena". Roman. Aus dem Finnischen von Sandra Doyen. Piper Verlag, München 2009. 152 S., geb., 16,- [Euro]. ) m.f.
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