Der Wunsch nach Verewigung des eigenen Andenkens durch die Errichtung einer Stiftung ist älter als die rechtlichen Grundlagen, die im Stiftungswesen seit der Antike bis heute weiterwirken. Susanne Pickert zeigt in ihrer Studie zu Stiftungen aus dem römischen Reich unter Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.), wie ethische und soziale Normen effektive Rahmenbedingungen für die Verdauerung von Vermögenswerten und die daran geknüpfte Absicht des Stifters schufen, die sich als so erfolgreich erwiesen, dass sie zur späteren Rechtssetzung beitragen konnten. Die für die gesamte römische Gesellschaft verbindlichen kulturellen Werte von Vertrauen und gegenseitiger Dankesverpflichtung versprachen die langfristige Umsetzung des Stifterwillens für jedermann, von freigelassenen Sklaven über einflussreiche Honoratioren bis hin zu den persönlichen Freunden des neuen Herrschers Augustus. Überzeugend gelingt es der Autorin, einzelne Stiftungskomplexe archäologisch und rechtshistorisch zu erschließen und ihre Relevanz für das gesellschaftliche Leben der Zeit deutlich zu machen.