Die Uhr des Lebens tickt. Die Zeit scheint davonzulaufen. Einfach ausbrechen aus dem Rad, das uns so rastlos macht und sich treiben lassen im Rhythmus der Natur. Eine Sehnsucht, die Mario und Ramona Goldstein antreibt. Die beiden machen sich auf in die unberührte Wildnis des Nordens, quer durch Kanada und Alaska. Ihre Reise beginnt am östlichsten Punkt Nordamerikas, in Neufundland, und soll sie einmal quer durch Kanada und Alaska bis zur Beringsee führen. Zunächst fahren sie mit ihrem Expeditionsmobil, einem ausrangierten Wasserwerfer, durch Kanada und treffen Einsiedler und Aussteiger, die in Harmonie mit der Natur leben und eine besondere Verbindung zu ihr haben. Von ihnen lernen sie viel über das Leben in der Wildnis, in die sie selbsteintauchen möchten. Sie erleben Wale in Neufundland, Bären in Ontario und Wölfe in den Rocky Mountains. An der Grenze zu Alaska beschließen sie, ein Holzfloß zu bauen, um damit den Yukon bis zur Beringsee zu befahren. Doch der Fluss hat seineeigenen Regeln, und langsam erkennen Ramona und Mario, dass ihr Traum, im Fluss der Zeit zu leben in Gefahr ist. Eine spannende Geschichte, die von Sehnsucht getragen wird und auch einen Weg zurück zu uns selbst beschreibt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.08.2019Indianerhelden in der Wildnis
Der Wunsch ist nachvollziehbar: dem "Hamsterrad" des Alltags zu entfliehen, vielleicht mit einer Reise im Wohnmobil durch Kanada. Das hat Mario Goldstein mit seiner jungen Frau Ramona gemacht, auch wenn er das so nicht nennt. Der Vielgereiste, geboren in der DDR und da schon ausgebüxt, schreibt, er habe gemerkt, dass "im Anhäufen von materiellen Dingen" kein Glück zu finden sei. Nun also quer durch Kanada mit einem umgebauten Wasserwerfer der Polizei, um "die Herausforderung Wildnis anzunehmen". Unterwegs haben sie interessante Menschen getroffen, oft Aussteiger und schrullige Vögel, aber auch Tierexperten, die sich mit Bären und Wölfen beschäftigen. Von diesen Begegnungen und den Landschaften haben die Goldsteins schöne Fotos und Geschichten mitgebracht. Und alles wäre gut, wenn da nicht diese Überhöhung des eigenen Tuns wäre. Sie rumpeln mit ihrem alten Achtzylinder durch Labrador, auf dem Weg in die Natur, "wo wir hingehören". Welch Absurdität! Und Naivität! Dann bewundert Goldstein einen Aussteiger, der sich mit einem Stück Seife in einem See wäscht, und schwadroniert von seiner Begeisterung für Gojko Mitic, "den Indianerhelden" der Defa-Werke, und in manchen kanadischen "Indianern" sieht er "jenen stolzen Indianergeist aufscheinen, den ich noch aus dem Kino kenne". Im Jahr darauf bauen sie sich ein Floß und fahren den Yukon hinunter zur Beringsee. Man merkt, dass die beiden und ein dritter Passagier nun mehr mit dieser Wildnis zu kämpfen haben, ihr auch mehr ausgeliefert sind als in ihrem geradezu gepanzerten Wohnmobil. Das Gefährt nimmt an Fahrt auf - und mit ihm nun endlich auch das Buch.
bär
"Sehnsucht Wildnis. Abenteuer in Kanada und Alaska" von Mario und Ramona Goldstein. Knesebeck Verlag, München 2018. 240 Seiten, 200 Fotos. Gebunden 35 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Wunsch ist nachvollziehbar: dem "Hamsterrad" des Alltags zu entfliehen, vielleicht mit einer Reise im Wohnmobil durch Kanada. Das hat Mario Goldstein mit seiner jungen Frau Ramona gemacht, auch wenn er das so nicht nennt. Der Vielgereiste, geboren in der DDR und da schon ausgebüxt, schreibt, er habe gemerkt, dass "im Anhäufen von materiellen Dingen" kein Glück zu finden sei. Nun also quer durch Kanada mit einem umgebauten Wasserwerfer der Polizei, um "die Herausforderung Wildnis anzunehmen". Unterwegs haben sie interessante Menschen getroffen, oft Aussteiger und schrullige Vögel, aber auch Tierexperten, die sich mit Bären und Wölfen beschäftigen. Von diesen Begegnungen und den Landschaften haben die Goldsteins schöne Fotos und Geschichten mitgebracht. Und alles wäre gut, wenn da nicht diese Überhöhung des eigenen Tuns wäre. Sie rumpeln mit ihrem alten Achtzylinder durch Labrador, auf dem Weg in die Natur, "wo wir hingehören". Welch Absurdität! Und Naivität! Dann bewundert Goldstein einen Aussteiger, der sich mit einem Stück Seife in einem See wäscht, und schwadroniert von seiner Begeisterung für Gojko Mitic, "den Indianerhelden" der Defa-Werke, und in manchen kanadischen "Indianern" sieht er "jenen stolzen Indianergeist aufscheinen, den ich noch aus dem Kino kenne". Im Jahr darauf bauen sie sich ein Floß und fahren den Yukon hinunter zur Beringsee. Man merkt, dass die beiden und ein dritter Passagier nun mehr mit dieser Wildnis zu kämpfen haben, ihr auch mehr ausgeliefert sind als in ihrem geradezu gepanzerten Wohnmobil. Das Gefährt nimmt an Fahrt auf - und mit ihm nun endlich auch das Buch.
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"Sehnsucht Wildnis. Abenteuer in Kanada und Alaska" von Mario und Ramona Goldstein. Knesebeck Verlag, München 2018. 240 Seiten, 200 Fotos. Gebunden 35 Euro.
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