In seinem neuen Buch stellt sich Daniel Hoffmann die Frage, inwieweit die Gedichte deutsch-jüdischer Autor_innen des 20. Jahrhunderts einen Platz in der vom »Geist der Ebräischen Poesie« (Herder) begründeten Tradition jüdischen Dichtens, das immer auch liturgische Poesie ist, einnehmen. Im ersten Teil seiner Studie umreißt er anhand von sechs klassischen Texten der jüdischen Poesie wie z.B. dem biblischen Schilfmeerlied oder Jehuda Halevis' »Die Flut« Themen und Motive jüdischen Dichtens. Im zweiten Teil zeigt er an mehr als dreißig ausgewählten Gedichten deutsch-jüdischer Schriftsteller_innen auf, wie sich in deren Gedichten der Geist des Judentums in einer modernen Form lyrisch ausgestaltet. Seine Gedichtauswahl beginnt bei Else Lasker-Schülers »Mein Volk« und umfasst u.a. Gedichte von Paul Celan, Nelly Sachs, Rose Ausländer, Hilde Domin, Erich Fried, aber auch von den Expressionisten Paul Adler, Alfred Ehrenstein, Simon Kronberg, sowie von Martin Buber und Richard Beer-Hofmann.