Es begann zu regnen. Die Straßenlaternen über der Brücke brannten schon. Der Regen, ein Nieselregen, wie er für diesen Abend vorhergesagt war, entsprach dem, was er erwartet hatte. Alles andere entsprach nicht. Es war - das wurde ihm schlagartig bewusst - der falsche Fluss. Die falsche Brücke. Die begradigten Ufer eines regulierten Stroms, der durch das Zwanzigste Jahrhundert fließt. Die riesige Stahlbetonbrücke für den Autoverkehr einer Millionenstadt im letzten Viertel dieses Jahrhunderts. Auch die Dunkelheit ist, bedrängt von den Lichtern der elektrifizierten Großstadt, nur ein schwacher Abglanz ihrer selbst. Erstaunliches war geschehen. Er war in seinem Leben unzählige Male zu beinahe jeder Tages- und Nachtzeit auf dieser Brücke unterwegs gewesen, zu Fuß, im Auto, in der Straßenbahn, er kannte die Brücke. Doch nun war es, als hätte sein Vorhaben, der Plan in seinem Kopf, die Erinnerung an die Welt verfälscht. Als hätte der Plan selbst, eigenwillig geworden, den planenden Geist hier ein anderes Stück Wirklichkeit einfügen lassen, eine Welt, die vor hundert oder hunderfünfzig Jahren für immer untergegangen war. Ein Zurück gab es aber nicht. Sed contra autentior ito! ... Spürbar leichter ging es sich schon mit dem aus der Maxime gewonnenen Mut, der aufblinkenden Hoffnung, dass es irgendwie gehen würde, so oder so.