Im dritten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts brachten europäische Manufakturen eine überwältigende Vielfalt von Geweben mit sogenannten Spitzenmustern hervor. Die durch ihre graphische Ästhetik und eine Fülle kleinteiliger, spitzenartiger Ziergründe bestechenden Dekore setzen sich stilistisch von den vorangehenden bizarren Seiden sowie den zeitlich nachfolgenden naturalistischen Mustern ab. Die Gewebe wurden in den Zentren der europäischen Seidenindustrie hergestellt und fanden internationale Verbreitung. Zuschreibungen der erhaltenen Gewebe an bestimmte Herstellungsorte sind in einigen Fällen aufgrund ihrer webtechnischen oder stilistischen Merkmale möglich. Mit diesem Band liegt der dritte Bestandskatalog der Abegg-Stiftung zu den Seidengeweben des 18. Jahrhunderts vor. Erstmals werden sämtliche in der Sammlung der Abegg-Stiftung bewahrten Seidengewebe mit Spitzenmustern aus der Zeit um 1720 bis 1730 vorgestellt. Hierzu gehören sowohl einzelne Bahnen und grössere Decken als auch profane und liturgische Gewänder. In einer reich bebilderten Einführung werden die Seidengewebe mit Spitzenmustern anhand von Porträtgemälden, Entwurfszeichnungen sowie Gewändern ehemals fürstlicher Garderoben in ihren historischen Kontext gesetzt. Auch die ursprüngliche Verwendung der Gewebe in der Konfektion und Innendekoration wird erläutert. Ein weiteres Kapitel diskutiert den Stand der Forschung auf der Grundlage bisher erschienener Literatur. Die seit dem späten 19. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung «Spitzenmuster» wird dabei kritisch hinterfragt, und ausgehend von französischen Schriftquellen wird der Begriff «persienne» als Alternative vorgebracht. Ein Blick auf parallele Stilerscheinungen in anderen Textilgattungen, zum Beispiel Stickereien und Chintze, rundet das Bild ab. Im anschliessenden Katalogteil werden alle 111 Gewebe dieser Stilrichtung in der Sammlung der Abegg-Stiftung genau beschrieben und kunsthistorisch eingeordnet. Gewebe mit den gleichen Mustern in anderen Sammlungen sind in einer eigenen Rubrik erfasst. Die Ergebnisse der webtechnischen Analysen und eine ausführliche Bibliographie vervollständigen den Band.