Canan und Sinem sind zwei junge Türkinnen. Canan trägt aus Überzeugung ein Kopftuch, Sinem trägt aus Überzeugung keins. Bei einer Diskussion zum Thema Kopftuchverbot prallen ihre Meinungen aufeinander. Am Tag danach ist Canan verschwunden. Hat sie sich etwa radikalen Kreisen angeschlossen? Sinem macht sich auf die Suche nach ihr und lernt dabei den Islam ganz neu kennen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.11.2008InfokastenGut und günstig
Taschenbücher
AYGEN-SIBEL CELIK: Seidenhaar. Arena life (2741) 2008. 156 Seiten, 5,50 Euro.
Die Türkei als Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war und ist noch immer sehr präsent in den Medien in diesem Herbst, und wir wissen eine Menge mehr über dieses faszinierende Land. Aber was wissen wir über unsere türkisch-stämmigen Mitbürger und ihren täglichen Spagat zwischen den beiden so unterschiedlichen Kulturkreisen?
Im Mittelpunkt des Jugendromans Seidenhaar der in Istanbul geborenen und in Deutschland aufgewachsenen Autorin steht die Kopftuchfrage, die immer wieder zu kontroversen Diskussionen führt. Es geht um Canan und Sinem, zwei türkische Gymnasiastinnen mit sehr unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema, was zu einem heftigen Streit während des Unterrichts führt. Canan trägt ihr Kopftuch freiwillig und ist stolz darauf, obwohl sie dadurch ausgegrenzt wird und sehr einsam ist. Da sie Lehrerin werden will, sehen ihre Eltern das Kopftuch auch nicht gerne und üben Druck auf sie aus. Für Sinem dagegen ist das Kopftuch ein Symbol für die Unterdrückung der Frau in der muslimischen Gesellschaft. Nach der Auseinandersetzung der beiden Mädchen verschwindet Canan, und Sinem macht sich, von schlechtem Gewissen geplagt, auf die Suche nach ihr. Dabei lernt sie eine ihr bisher völlig fremde Welt kennen und findet in der Koranschul-Lehrerin Halime eine kluge, liberal denkende junge Frau, die ihren Schülerinnen erklärt, dass die Kopftuchfrage „Auslegungssache” sei und jede Frau ihre eigene Entscheidung treffen dürfe. Sinem beginnt die Welt der gläubigen Muslime mit Respekt zu sehen und ihre Vorurteile abzulegen. Für Canan hat sie nun viel mehr Verständnis.
Man spürt das Engagement der Autorin, die leidenschaftlich für mehr Toleranz plädiert. Ein sehr lesenswertes Buch, das sich auch als Schullektüre eignet. (Ab 13)
ANJA TUCKERMANN: Ein Buch für Yunus. Eine deutsch-türkische Geschichte. Dtv Reihe Hanser (62375) 2008. 192 Seiten, 7,95 Euro.
Multikulturelle Familien sind nichts Ungewöhnliches heutzutage. Aber was Yunus zu bieten hat, macht ihm so leicht keiner nach. Seine Mama Maike ist Deutsche, aber Emre, sein Papa, kommt aus der Türkei. Leider lebt er nicht mehr bei Maike und Yunus, dafür gibt es jetzt Lewis aus Amerika, und als Yunus mit Maike und Lewis nach New York fliegt, lernt er seine Stiefgroßeltern kennen, die jiddisch mit ihm reden. Seine türkische Großmutter nennt Yunus Nine, aber seine deutsche Omi hat Nonno, den italienischen Großvater, in die Familie gebracht. Weil das Yunus nun wirklich zu bunt wird, schreiben Maike und er zusammen ein Familienbuch, in dem jedes Familienmitglied vorkommt. Eine höchst vergnügliche Geschichte, in der Vorurteile keinen Platz haben. Mit lustigen Illustrationen von Hildegard Müller. (Ab 7 Jahre) HILDE ELISABETH MENZEL
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AYGEN-SIBEL CELIK: Seidenhaar. Arena life (2741) 2008. 156 Seiten, 5,50 Euro.
Die Türkei als Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war und ist noch immer sehr präsent in den Medien in diesem Herbst, und wir wissen eine Menge mehr über dieses faszinierende Land. Aber was wissen wir über unsere türkisch-stämmigen Mitbürger und ihren täglichen Spagat zwischen den beiden so unterschiedlichen Kulturkreisen?
Im Mittelpunkt des Jugendromans Seidenhaar der in Istanbul geborenen und in Deutschland aufgewachsenen Autorin steht die Kopftuchfrage, die immer wieder zu kontroversen Diskussionen führt. Es geht um Canan und Sinem, zwei türkische Gymnasiastinnen mit sehr unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema, was zu einem heftigen Streit während des Unterrichts führt. Canan trägt ihr Kopftuch freiwillig und ist stolz darauf, obwohl sie dadurch ausgegrenzt wird und sehr einsam ist. Da sie Lehrerin werden will, sehen ihre Eltern das Kopftuch auch nicht gerne und üben Druck auf sie aus. Für Sinem dagegen ist das Kopftuch ein Symbol für die Unterdrückung der Frau in der muslimischen Gesellschaft. Nach der Auseinandersetzung der beiden Mädchen verschwindet Canan, und Sinem macht sich, von schlechtem Gewissen geplagt, auf die Suche nach ihr. Dabei lernt sie eine ihr bisher völlig fremde Welt kennen und findet in der Koranschul-Lehrerin Halime eine kluge, liberal denkende junge Frau, die ihren Schülerinnen erklärt, dass die Kopftuchfrage „Auslegungssache” sei und jede Frau ihre eigene Entscheidung treffen dürfe. Sinem beginnt die Welt der gläubigen Muslime mit Respekt zu sehen und ihre Vorurteile abzulegen. Für Canan hat sie nun viel mehr Verständnis.
Man spürt das Engagement der Autorin, die leidenschaftlich für mehr Toleranz plädiert. Ein sehr lesenswertes Buch, das sich auch als Schullektüre eignet. (Ab 13)
ANJA TUCKERMANN: Ein Buch für Yunus. Eine deutsch-türkische Geschichte. Dtv Reihe Hanser (62375) 2008. 192 Seiten, 7,95 Euro.
Multikulturelle Familien sind nichts Ungewöhnliches heutzutage. Aber was Yunus zu bieten hat, macht ihm so leicht keiner nach. Seine Mama Maike ist Deutsche, aber Emre, sein Papa, kommt aus der Türkei. Leider lebt er nicht mehr bei Maike und Yunus, dafür gibt es jetzt Lewis aus Amerika, und als Yunus mit Maike und Lewis nach New York fliegt, lernt er seine Stiefgroßeltern kennen, die jiddisch mit ihm reden. Seine türkische Großmutter nennt Yunus Nine, aber seine deutsche Omi hat Nonno, den italienischen Großvater, in die Familie gebracht. Weil das Yunus nun wirklich zu bunt wird, schreiben Maike und er zusammen ein Familienbuch, in dem jedes Familienmitglied vorkommt. Eine höchst vergnügliche Geschichte, in der Vorurteile keinen Platz haben. Mit lustigen Illustrationen von Hildegard Müller. (Ab 7 Jahre) HILDE ELISABETH MENZEL
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