Die kritische Interpretation zweier Hauptwerke Heideggers, Sein und Zeit und Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis), steht im Vordergrund. Ober-thür geht von der These aus, daß Heideggers Philosophie des Seins eine Entzugserfahrung artikuliert. D. h.: ,Sein' entzieht sich unserem Verstehen. In letzterem liegt somit ein Moment der Dunkelheit, des Nichtverstehens. Dieses bringt der Autor in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Sachverhalt, daß unserem Verstehen die eigene Herkunft niemals greifbar zu werden vermag. Zugleich aber stellt Ober-thür die Dimension des Verstehens als Voraussetzung dafür heraus, daß uns überhaupt wir selbst und anderes Seiendes erschlossen sind. Diese Erschlossenheit faßt der Autor mit Heidegger als Wahrheit. Sie ist mit dem Verstehen apriori gegeben als eine, deren Herkunft - in Entsprechung zu der des Verstehens - nicht in uns selbst liegt, uns als solche verschlossen ist. Dieserart bestimmt Oberthür die Wahrheit als Transzendenzphänomen. Leitend für ihn wird von hierab die Frage, ob und wie dieses Transzendenzphänomen in uns und für uns erfahrbar wird. Nach den Analysen des Autors schlägt es sich in und durch Erfahrungen der Zeit nieder. Rekurrierend auf seine Ausgangsthese - und in kritischer Absetzung von Heidegger - expliziert Oberthür in der Folge das ,Sein' als eines, das sich uns gerade in unseren beständigen Erfahrungen der Zeit unwiderruflich entzieht. Vermöge dieser Entzogenheit wird deutlich, daß an uns selbst und allem anderen Seienden ein Moment von Unverfügbarkeit maßgeblich ist. Mit Blick auf sie wird am Ende des Buches die Möglichkeit entworfen, jenes in Zeiterfahrungen manifeste Entzugsphänomen ,Sein' als neuen Grund für eine durch Achtung geprägte Haltung uns selbst und allem anderen Seienden gegenüber zu bestimmen.