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Privatdetektiv Gerhard Selb, 68, wird von einem Chemiekonzern beauftragt, einem Hacker das Handwerk zu legen, der das werkseigene Computersystem durcheinanderbringt. Bei der Lösung des Falles wird er mit seiner eigenen Vergangenheit als junger, schneidiger Nazi-Anwalt konfrontiert und findet für die Ahndung zweier Morde, deren argloses Werkzeug er war, eine eigenwillige Lösung.

Produktbeschreibung
Privatdetektiv Gerhard Selb, 68, wird von einem Chemiekonzern beauftragt, einem Hacker das Handwerk zu legen, der das werkseigene Computersystem durcheinanderbringt. Bei der Lösung des Falles wird er mit seiner eigenen Vergangenheit als junger, schneidiger Nazi-Anwalt konfrontiert und findet für die Ahndung zweier Morde, deren argloses Werkzeug er war, eine eigenwillige Lösung.
Autorenporträt
Bernhard Schlink, 1944, Jurist, lebt in Berlin und New York. Sein erster Roman ¿Selbs Justiz¿ erschien 1987; sein 1995 veröffentlichter Roman ¿Der Vorleser¿, in über 50 Sprachen übersetzt, mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet und 2009 von Stephen Daldry mit Kate Winslet unter dem Titel ¿The Reader¿ verfilmt, machte ihn weltweit bekannt. Zuletzt erschien von ihm der Roman ¿Das späte Leben¿ (2023).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2006

Band 49
Todesurteile beim Sherry
„Selbs Justiz” von Bernhard Schlink und Walter Popp
Der Mann für private Ermittlungen, Dr. Gerhard Selb, ist kein junger, schneidiger Typ, auch wenn er gelegentlich richtig hinlangen kann. Die Autoren Bernhard Schlink und Walter Popp schildern uns einen 68-jährigen Bonvivant mit Katze, Damenbekanntschaften und Schrullen, einen Außenseiter und Mann mit Vergangenheit. 1943 und 1944 war er, wie er selbst bekennt, ein „unangenehmer nationalsozialistischer Staatsanwalt”, hat Todesurteile beantragt – und bekommen. Nach dem Krieg hat Selb von den Karrierechancen der Männer in den Roben mit dem Hakenkreuzadler auf der Brust Abstand genommen wie von seinem akademischen Titel und ist Privatdetektiv geworden. Und nun wird er von seiner Vergangenheit, seinen Todesurteilen, eingeholt, von Vorgängen, die er im Verlauf der Jahre in eine mühevolle Balance gebracht hatte, dieser Lebenskünstler mit Lebenslügen. Nicht so viel Mühe mit der Balance von Recht und Unrecht in gefährlichen Zeiten hat dagegen Ferdinand Korten, Selbs Schulfreund. Von Selb und Korten handelt der Krimi, er spielt in Ludwigshafen unter den Schloten und Raffinerieanlagen der erfundenen „Rheinischen Chemiewerke”, kurz RCW, deren Generaldirektor jener Schulfreund Korten ist.
Der Plot ist schnell skizziert. Selb wird von Korten beauftragt, nach einer Lücke im Computersystem des Konzerns zu fahnden. Selb findet einen scheinbaren Spaßvogel als Hacker, der beispielsweise freitags die Belegungspläne der Werkstennisplätze zum Zusammenbruch bringt, wie auch sensible Datenströme der RCW. Der Roman scheint bereits zu Ende, doch dann stirbt der Hacker bei einem Verkehrsunfall ohne Zeugen. Selb fahndet ohne Auftrag, dafür aber im Interesse einer attraktiven Frau – und wird von der eigenen Vergangenheit ebenso eingeholt wie sein Schulfreund Korten.
So wird der Krimi zu einer Zeitreise, allerdings im Schneckentempo, was ihr absurderweise eine besondere Spannung verleiht, denn man ahnt das Ziel sehr früh, weiß aber nicht genau, worauf es wirklich hinausläuft – meisterhaft, wie es dann über unerwartete Hindernisse, in Windungen bergauf und bergab geht. Und ganz nebenbei werden uns Lesern kleine Köstlichkeiten serviert, für die ich Schlink und Popp bewundere wie für das ganze Buch. Da lassen die beiden eine Chinesin bei einem Empfang der RCW sagen: „Wie kommt es, dass Männel in Deutschland Flauenbüchel schleiben? Ein Chinese wülde sein Gesicht velielen.” Und die Autoren fügen hinzu: „Grückriches China.”
Das Buch ist ein höchst bemerkenswertes Stück Kriminalliteratur um Schuld und Vertuschung, Aufklärung und Sühne – und natürlich um das Hauptmotiv der Gattung: „Selb geht jetzt wieder seiner Spürnase nach. Sie lässt ihn eben doch nicht los, die Gerechtigkeit”, sagt der pensionierte Senatsvorsitzende am Oberlandesgericht Karlsruhe, ehedem Richter im Nazistaat, nachdem er beim Sherry mit Selb über zwei Todesurteile plaudert, die Selb beantragt und der Richter damals gefällt hat. Da läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter.
FRED BREINERSDORFER
Bernhard Schlink Foto: Diogenes
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»Bernhard Schlink gehört zu den größten Begabungen der deutschen Gegenwartsliteratur. Er ist ein einfühlsamer, scharf beobachtender und überaus intelligenter Erzähler. Seine Prosa ist klar, präzise und von schöner Eleganz.« Michael Kluger / Frankfurter Neue Presse Frankfurter Neue Presse