Martial Kermeur ist des Mordes angeklagt. An einem einzigen Tag, Auge in Auge mit dem Richter, erzählt er die Geschichte seines Lebens in einer kleinen bretonischen Stadt am Meer, von der gescheiterten Ehe mit France und von seinem Sohn Erwan, den er allein aufgezogen hat. Er ist ein einfacher und bescheidener Mann, der das alte Gutshaus verwaltet, bis es einer Großbaustelle weichen muss. Seinem Sohn will er ein Vorbild sein und ihm nicht das Gefühl vererben, auf der Seite der Verlierer zu stehen. Und doch scheitert Kermeur an den eigenen Hoffnungen. Er wird von dem Immobilienspekulanten Antoine Lazenec schmählich betrogen, dem es über Jahre hinweg gelungen ist, buchstäblich die ganze Stadt mit einer gläsernen Chimäre hinters Licht zu führen und so Gemeinde wie Kleinanleger finanziell zugrunde zu richten.
Minimalistisch und elegant ist dieses neue Sprachkunstwerk, dieser Roman über einen Mann, der ehrenwert leben will und zum Mörder wird.
Minimalistisch und elegant ist dieses neue Sprachkunstwerk, dieser Roman über einen Mann, der ehrenwert leben will und zum Mörder wird.
© BÜCHERmagazin, Lore Kleinert
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Rezensent Elmar Krekeler mag die Bilder und Sätze von Tanguy Viel, die dahinrauschen wie eine "Meeres- und Möwen-Metapherngischt". Entsprechend erfreut liest der Kritiker den neuen Krimi des französischen Schriftstellers, den er eigentlich nicht als Kriminalroman bezeichnen möchte. Denn die Geschichte um den alleinerziehenden, arbeitslosen und "braven" Kermeur, der in einer kleinen französischen Gemeinde lebt, bis ein windiger Makler vorbeikommt, der den Dorfbewohnern falsche Versprechungen macht und bei einem gemeinsamen Bootsausflug mit Kermeur ums Leben kommt, ist nicht zuletzt eine scharfsinnige Gesellschaftsanalyse, lobt der Rezensent, der hier auch einiges über das französische Strafrecht lernt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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