Unter Stalin wurden Menschen genötigt, sich selbst zu beschuldigen. Diese Praxis ging nicht auf vorrevolutionäre Traditionen zurück, sondern entstand erst während der innerparteilichen Machtkämpfe der zwanziger Jahre. Sie hatte den Zweck, politischen Streit beizulegen, Sündenböcke zu demütigen oder auch die "pädagogische Besserung" fehlgegangener Amtsträger zu inszenieren.
Auch dort, wo vorgeblich die moralische Läuterung einzelner Menschen angestrebt wurde, ging es den Vertretern des Regimes tatsächlich eher darum, Stimmung und Situation im jeweiligen sozialen Umfeld zu beherrschen.
Auch dort, wo vorgeblich die moralische Läuterung einzelner Menschen angestrebt wurde, ging es den Vertretern des Regimes tatsächlich eher darum, Stimmung und Situation im jeweiligen sozialen Umfeld zu beherrschen.
"Die Arbeit zeichnet sich durch eine Einstellung aus, Neues herauszufinden und keine scheinbar noch so selbstverständlichen Aussagen der vorliegenden Literatur unbesehen zu übernehmen. Sie gehört zu jenen Arbeiten, die nicht nacherzählen, sondern genuine Forschung betreiben und damit Diskussionen eröffnen." Berthold Unfried, H-Soz-u-Kult "Bereichert die Forschung um wichtige, höchst anregende und beachtenswerte Einsichten und Überlegungen." Hans Hecker, Osteuropa, 59. Jg., 7-8 2009 "... "Selbstkritik" und Schuldbekenntnis (gehört) vielleicht zu den originellsten und wichtigsten Analysen des Stalinismus der letzten Jahre. Erren zeigt eine Welt, die mit ihrer theatralischen Inszenierung, ihrer Selbstverleugnung, der usurpierten Entscheidungsgewalt über 'richtig' und 'falsch' fremd und monströs anmutet. Zwar weist der Autor zu Recht immer wieder auf parallele Diskursmechanismen in anderen Gesellschaftsformen hin, arbeitet dann aber das Thema der Schuldbekenntnisse im Zusammenhang mit Machtakkumulation und physischer Gewalt als Signum der stalinistischen Epoche heraus." Neue Politische Literatur, Nr. 3/2009