Mehr als jede andere Handlung bricht der Selbstmord die gesellschaftliche Setzung eines sittlich/normativen Gesetzes radikal auf. Führt, wie Ahrens zeigt, die Vergesellschaftung des Todes zur Herstellung und Determinierung eines »sozialen Nomos«, so erweist sich der Selbstmord als mehrdeutiger, symbolischer Akt im Ensemble gesellschaftlicher Konstellationen. In ihm kommen die modernen Konzepte von Subjektivität, Freiheit und Wahl zu einem anomischen Ende, das die innere Ordnung der Gesellschaft selbst gefährdet. Im Unterschied zur an Émile Durkheim orientierten Suizidologie interpretiert Ahrens den Selbstmord aber nicht vom normativen Anspruch der Gesellschaft her, sondern er deutet Gesellschaft umgekehrt vor dem Hintergrund des Umgangs mit dem Selbstmord. So gelingt eine neue sozialwissenschaftliche Deutung, die den Selbstmord als symbolische Repräsentation des Anomischen innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung versteht.
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