Wie sieht wohl das Leben eines Synchronsprechers jenseits seiner Rolle aus? Vor allem dann, wenn er seine Stimme viele Male ein und derselben Figur in einer Hörspielreihe geliehen hat? Legt man den Mantel der Rolle am Ende des Tages ab oder nimmt man die Figur als eine Art Alter-Ego mit
nachhause?
Florian Scherzen scheinen diese Fragen für seinen Roman "Selbstmordhunde" angetrieben zu haben.…mehrWie sieht wohl das Leben eines Synchronsprechers jenseits seiner Rolle aus? Vor allem dann, wenn er seine Stimme viele Male ein und derselben Figur in einer Hörspielreihe geliehen hat? Legt man den Mantel der Rolle am Ende des Tages ab oder nimmt man die Figur als eine Art Alter-Ego mit nachhause?
Florian Scherzen scheinen diese Fragen für seinen Roman "Selbstmordhunde" angetrieben zu haben. Und ganz deutlich hat er sich auch von den Hörspielhelden der Drei ???, TKKKG und Die Fünf Freunde beeinflussen lassen. Heinrich verleiht einem der drei Jungs von "Die drei Schnüffler" seine Stimme. Neben der eigentlichen Romanhandlung, in der es zunächst um Heinrichs Hadern mit dem Leben und dann um eine unverhoffte Begegnung geht, werden immer wieder geschickt Teile des aktuellen Hörspielmanuskriptes eingebunden. Die Dialoge, die Erzählerteile, das Setting - alles ist so gut dem Original nachgeahmt, man könnte es glatt in eine der genannten Serien hineinschneiden. Auffallen würden höchstens die merkwürdigen Namen. Und so kommt schon bald das heimlich-nostalgische Gefühl auf, das an die Zeiten auf dem Kinderzimmerboden vor dem Kassettenrekorder erinnert (übrigens gibt es den Roman tatsächlich auch auf Kassette und als Download!).
Auch wenn die ersten 50 Seiten stellenweise etwas zäh sind, nimmt die Handlung bald Fahrt auf - spätestens wenn die neue Kollegin des Trios plötzlich verschwindet - und Heinrich samt Kollegen auch in seiner Realität mit den Ermittlungen beginnt. Die Parallelen sind hier ebenfalls gekonnt gezeichnet. Besonders unterhaltsam: Die Figuren und ihre Sprecher unterscheiden sich wie Feuer und Wasser. Hin und wieder fragt man sich, wie es denn sein kann, dass die drei ihre fiktiven Charaktere so überzeugend spielen können.
Etwa ab der Hälfte lässt die Roman aber deutlich nach. Denn hier wird deutlich, dass Scherzer zu viele Ideen in einen Roman verpacken wollte. Das Skript des Hörspiels endet deutlich früher als der Roman selbst, um die Tonaufnahmen geht es dann nur noch am Rande. Stattdessen kommen Science Fiction Elemente und die deutsch-deutsche Geschichte ins Spiel. Es wird mit verschiedenen Wahrnehmungsebenen gearbeitet. Die vielen losen Ende werden dann leider nur noch sehr lieblos zusammengefügt. Das geht nur auf, weil reihenweise neue Figuren auftauchen. Schade - hätte man der Anfangsidee etwas mehr Raum gelassen, wäre das ein richtig unterhaltsames Buch geworden.