Dass sich die sogenannte Traumfabrik von Hollywood in Kalifornien befindet, weil dort immer die Sonne scheint, mag man für einen Witz halten. Es ist aber die reine Wahrheit, und Christine Wunnicke hat ein wundervolles Stück Literatur darüber geschrieben, wie es dazu kam. Es handelt von Mr. Selig, dem Filmunternehmer, der vom ewig schönen Wetter im langweiligen Kalifornien nichts hält und lieber im brausenden Chicago sein Glück machen will. Und von Mr. Boggs, seinem Spielleiter, der jedes Mal, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt, den Betrieb einstellen muss und deshalb nichts sehnlicher wünscht, als in den sonnigen Westen zu ziehen. Dass es am Ende doch noch geklappt hat, ist bekannt, aber wie es dazu kam, wurde noch nie so schön erzählt wie hier.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Christine Wunnickes Roman ist einem alten deutschen Genre verpflichtet, das zu Unrecht ein wenig in der Versenkung verschwunden ist: dem Schelmenroman, erklärt Fritz Göttler. In ihrer Geschichte "Selig & Boggs" erzählt die Autorin abwechselnd rotzfrech und melancholisch von den Anfängen des berüchtigten Stechpalmenwalds, der sich heutzutage unter dem Namen "Hollywood" hinlänglich großer Beliebtheit erfreut, berichtet der Rezensent. Ihre Protagonisten Selig und Boggs machen sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort, um gemeinsam ein Filmstudio aufzubauen, aber überall ist es Selig "zu schick, zu tot, zu teuer, zu absurd". Eine Geschichte aus jener Zeit, als das "Kino der Urzeit" durch die großen Hollywood-Studios abgelöst wurde, die die Produktion monopolisierten und den "Reichtum des Kinos" in mehrfacher Hinsicht ermöglichten, weiß Göttler.
© Perlentaucher Medien GmbH
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