Selma Lagerlöf (1858-1940) war Lehrerin, bevor sie sich der Literatur widmete, und wurde Gutsbesitzerin, sobald sie von ihren Romanen leben konnte. Spätestens seit 'Nils Holgerssons wunderbarer Reise durch Schweden' steht der Name Lagerlöf für phantasievolle, heimatverbundene Märchen. Doch die weltberühmte Nobelpreisträgerin thematisierte in ihren Büchern durchaus die gesellschaftliche Rolle der Frau, Grundlagen des Sozialstaats oder die Technisierung der Landwirtschaft und engagierte sich als politische Rednerin. Thomas Steinfeld konturiert das Leben dieser für ihre Zeit erstaunlich selbstständigen Frau und erschließt ein Werk, in dem Naturliebe und Modernität auf unnachahmliche Weise verflochten sind.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.12.2015VON SZ-AUTOREN
Nach Hause
Thomas Steinfeld schildert
das Leben der Selma Lagerlöf
Ein Motiv zieht sich durch das gesamte Werk der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf: der Wunsch, nach Hause zu kommen. Dieses Motiv bestimmt das Leben des entlaufenen Pfarrers Gösta Berling, dem der erste Roman der Autorin (1891) gewidmet ist, es beherrscht „Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden“ (1905/1906), ihr bei Weitem erfolgreichstes Buch, und es bestimmt den Ton in den späten, zumindest halb autobiografischen Werken. Selma Lagerlöf, eine der Zentralgestalten der europäischen Literatur im frühen zwanzigsten Jahrhundert, wusste wohl, dass es so etwas wie Heimat nur gibt, wenn diese verloren ist – als Utopie im engsten Sinne. Und doch hielt sie so sehr daran fast, dass sie auch ihr eigenes Leben diesem Verlangen unterwarf: dem Vorhaben, den vom Vater verlorenen Hof zurückzukaufen und ihn zum Monument eines glücklichen Lebens zu machen, das es nie gegeben hatte. Thomas Steinfeld, Kulturkorrespondent der Süddeutschen Zeitung, erzählt diese Geschichte in einer kleinen, reich bebilderten Biografie in der es auch um die politischen Implikationen ihres Ruhms geht: darum, welche Rolle Selma Lagerlöf für den damals entstehenden schwedischen Sozialstaat spielte.
SZ
Thomas Steinfeld: Selma Lagerlöf. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2015. 80 Seiten, 19,90 Euro.
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Nach Hause
Thomas Steinfeld schildert
das Leben der Selma Lagerlöf
Ein Motiv zieht sich durch das gesamte Werk der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf: der Wunsch, nach Hause zu kommen. Dieses Motiv bestimmt das Leben des entlaufenen Pfarrers Gösta Berling, dem der erste Roman der Autorin (1891) gewidmet ist, es beherrscht „Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden“ (1905/1906), ihr bei Weitem erfolgreichstes Buch, und es bestimmt den Ton in den späten, zumindest halb autobiografischen Werken. Selma Lagerlöf, eine der Zentralgestalten der europäischen Literatur im frühen zwanzigsten Jahrhundert, wusste wohl, dass es so etwas wie Heimat nur gibt, wenn diese verloren ist – als Utopie im engsten Sinne. Und doch hielt sie so sehr daran fast, dass sie auch ihr eigenes Leben diesem Verlangen unterwarf: dem Vorhaben, den vom Vater verlorenen Hof zurückzukaufen und ihn zum Monument eines glücklichen Lebens zu machen, das es nie gegeben hatte. Thomas Steinfeld, Kulturkorrespondent der Süddeutschen Zeitung, erzählt diese Geschichte in einer kleinen, reich bebilderten Biografie in der es auch um die politischen Implikationen ihres Ruhms geht: darum, welche Rolle Selma Lagerlöf für den damals entstehenden schwedischen Sozialstaat spielte.
SZ
Thomas Steinfeld: Selma Lagerlöf. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2015. 80 Seiten, 19,90 Euro.
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