Als ihr verwitweter Adoptivvater kurz vor ihrem 43. Geburtstag stirbt, nimmt Sally Diamond ihn beim Wort: Sie versucht, ihn mit dem Müll zu verbrennen. So wie er es ihr gesagt hat. Ein Fehler, denn nun interessieren sich plötzlich alle für die seltsame Frau, die sich gerne taub stellt, wenn sie unter Menschen geht und am liebsten für sich bleibt: Polizei, Nachbarn, Medien - und eine unheimliche Stimme aus einer Vergangenheit, an die sie sich nicht erinnert. Während sie nach und nach von den schrecklichen Geheimnissen ihrer frühen Kindheit erfährt, nähert sich Sally zum ersten Mal vorsichtig der Welt. Sie übt sich in Vertrauen, schließt Freundschaften, trifft große Entscheidungen und lernt, dass Menschen nicht immer meinen, was sie sagen und nicht immer sind, was sie vorgeben zu sein. Doch wer ist der mysteriöse Fremde, der so viel über sie zu wissen scheint und ihr Nachrichten von der anderen Seite des Globus schickt? Und wieso ist der neue Nachbar so besessen von ihr?Seltsame Sally Diamond ist ein Psychothriller vom Feinsten, ein Buch das unter die Haut geht, düster, hochspannend und ergreifend. Vor allem aber mit einer Hauptfigur, die so entwaffnend ehrlich, liebenswert und einzigartig ist, dass man sie nicht vergisst.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Mit "Seltsame Sally Diamond" ist der irischen Schriftstellerin Liz Nugent ein packender Psychothriller gelungen, der das Schicksal schwer traumatisierter Menschen empathisch vor Augen führt, urteilt Rezensent Tobias Gohlis. Die titelgebende Sally Diamond ist, von einem Kidnapper gezeugt und in dunkler Isolation aufgewachsen, nach dem Tod ihres späteren Adoptivvaters mit 42 Jahren zum ersten Mal auf sich gestellt. Äußerst überzeugend, findet Gohlis, stellt Nugents Buch die Frage, ob und wie ein Mensch nach solcher Gewalteinwirkung ein eigenes Leben (wieder)finden und gestalten kann. Dabei werde die Nähe zum Erleben der Hauptfigur dadurch garantiert, dass die "seltsame" Sally die Ich-Erzählerin des Romans ist. Im zweiten Teil des Textes wird Sallys Stimme schließlich durch die ihres unbekannten älteren Bruders, der, vom selben Erzeuger nach Neuseeland entführt, ein ähnlich grausames Kindheitsschicksal hatte, ersetzt - eine "Verdopplung" der entsetzlichen Geschichte, so Gohlis, der diesen Roman nur empfehlen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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