Das Organon-Modell der Sprache mit seinen drei Sinnfunktionen des Sprachzeichens verdankt seine Fertigstellung der Sprachbetrachtung im Rahmen einer allgemeinen Zeichentheorie - und der Einbettung der sprachlichen Funktionen in das konkrete Sprechereignis. Zu zwei Aspekten hat Karl Bühler jeweils ein großes Buch vorgelegt: eine Theorie der Darstellung (Sprachtheorie, 1934) und ein Buch zur Theorie der Ausdrucksbewegungen (Ausdruckstheorie, 1933). Die Appelltheorie ist gewissermaßen das unvollständige Segment in Karl Bühlers sprachtheoretischem und sematologischem Werk. Eine Neubewertung der Appellfunktion der Sprache kann jedoch als Ausgangspunkt einer semiotischen Fundierung der Kommunikationsforschung dienen. Als Werkzeug zur Herstellung des obligatorischen Kontakts in einer konkreten Situation der kommunikativen Zeichenverwendung sowie als Auslöser von Zeicheninterpretationsprozessen im Hörer ist sie nämlich dasjenige Element in Karl Bühlers Ansatz, welches ein ausgewiesen zeichentheoretisches Denken in der hörerzentrierten Sprach- und Kommunikationswissenschaft herausfordert und darüber hinaus die potentielle Tragweite einer solchen theoretischen Orientierung erkennen lässt.