In this poignant, intimate memoir, Nunez, a novelist who lived with Susan Sontag's son for several years in the 1970s, speaks of her gratitude for having had, as an early model, "someone who held such an exalted, unironic view of the writer's vocation." Published more than six years after Sontag's death, "Sempre Susan" is a startlingly truthful portrait of this outsized personality, who made being an intellectual a glamorous occupation.
Von der Autorin des Bestsellers »Der Freund« erscheinen jetzt die autobiographischen Erinnerungen an ihre Zeit mit Susan Sontag»Sigrid Nunez liefert das bis heute lebendigste und schillerndste Porträt von Susan Sontag.« Vogue
Frühling 1976 in New York City: Sigrid Nunez, gerade mal 25 Jahre alt, träumt davon, Schriftstellerin zu werden, als Bob Silvers von der "New York Review of Books" ihr einen Job vermittelt: Sie soll einer bekannten Autorin, die ein paar Straßenecken weiter auf der Upper Westside wohnt, bei der Korrespondenz helfen. Wenig später sitzt Nunez am Küchentisch von Susan Sontag und tippt auf deren Schreibmaschine, was Susan ihr diktiert. Sie lernt die glamouröse Denkerin aus nächster Nähe kennen, verliebt sich in deren Sohn David und zieht schließlich bei den beiden ein. Ein Erinnerungsbuch, in dem Sigrid Nunez über die vielleicht prägendste Begegnung ihres Lebens schreibt und ein privates, nuanciertes Porträt von Susan Sontag entsteht.
Von der Autorin des Bestsellers »Der Freund« erscheinen jetzt die autobiographischen Erinnerungen an ihre Zeit mit Susan Sontag»Sigrid Nunez liefert das bis heute lebendigste und schillerndste Porträt von Susan Sontag.« Vogue
Frühling 1976 in New York City: Sigrid Nunez, gerade mal 25 Jahre alt, träumt davon, Schriftstellerin zu werden, als Bob Silvers von der "New York Review of Books" ihr einen Job vermittelt: Sie soll einer bekannten Autorin, die ein paar Straßenecken weiter auf der Upper Westside wohnt, bei der Korrespondenz helfen. Wenig später sitzt Nunez am Küchentisch von Susan Sontag und tippt auf deren Schreibmaschine, was Susan ihr diktiert. Sie lernt die glamouröse Denkerin aus nächster Nähe kennen, verliebt sich in deren Sohn David und zieht schließlich bei den beiden ein. Ein Erinnerungsbuch, in dem Sigrid Nunez über die vielleicht prägendste Begegnung ihres Lebens schreibt und ein privates, nuanciertes Porträt von Susan Sontag entsteht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.11.2020Eine junge Frau erfindet sich selbst
Zwei Bücher über Susan Sontag: Benjamin Moser will in seiner Biographie die ganze Person erklären, Sigrid Nunez erinnert sich an gemeinsame Tage.
Von Sonja Asal
Susan Sontag ist bis heute eine Ikone, ihr Profil hat sich ebenso eingeprägt wie die Titel ihrer großen Essays: "Against Interpretation", "Krankheit als Metapher", "Das Leiden anderer betrachten". So verbreitet war ihr Bild, dass sogar die legendäre amerikanische Comedy-Show "Saturday Night Live" eine schwarze Perücke mit silbergrauer Strähne in ihrem Fundus hatte, pars pro toto für die New Yorker Intellektuelle schlechthin.
Nun ist die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Sontag-Biographie des amerikanischen Sachbuchautors Benjamin Moser auf Deutsch erschienen. Es ist nicht das erste Buch über das rastlose Leben der 1933 Geborenen, aber definitiv das materialreichste. Auf den Spuren Sontags reiste Moser nach Paris, Stockholm oder Sarajevo, er führte Hunderte von Interviews. Vor allem recherchierte er in ihrem gewaltigen Nachlass und hatte Zugang zu den mehr als einhundert Hefte umfassenden Tagebüchern, die noch bis Ende 2029 für die Benutzung gesperrt sind.
Auszüge aus den Tagebüchern hatte Sontags Sohn David Rieff bereits in den Jahren nach ihrem Tod im Dezember 2004 herausgegeben. Sie beginnen, als Sontag vierzehn Jahre alt ist, und die Aufzeichnungen zeigen das Selbstbildungsprogramm einer jungen Frau mit unendlicher Wissbegierde. Atemberaubend sind die Listen, die sie darin aufstellt: von Filmen, die sie sehen will, Büchern, die sie gelesen hatte oder die "so schnell wie möglich" noch zu lesen sind. "Ich will mich selbst erfinden", definiert sie ihr Programm. Gleichzeitig offenbaren die Tagebücher Selbstzweifel und Unsicherheit. Unter den Eigenschaften, die Sontag an sich selbst verachtet, zählt sie auf: "dass ich eine Duckmäuserin + eine Lügnerin bin, dass ich in Bezug auf mich selbst wie auf andere indiskret bin, dass ich passiv bin, dass ich eine Blenderin bin".
Moser schreibt keine intellektuelle Biographie, die sich über die problematischen Aspekte einer Persönlichkeit hinwegsetzen würde. Im Gegenteil, er hat den Anspruch, die ganze Person zu erklären, wofür er gerne Sontags eigene ästhetische Theorie in Anschlag bringt. "Metapher" ist das Wort, das oft fällt, wenn er ihre Gefühle der Selbstentfremdung, der immer wieder beklagten Distanz zu ihrem Körper, der Maskenhaftigkeit der öffentlichen Person zu deuten versucht. Das ist mal mehr, mal weniger erhellend. Deutlich über das Ziel hinaus schießt Moser, wenn er sich zu klinischen Diagnosen versteigt. So macht er, um nur ein Beispiel zu nennen, in einem Ratgeberbuch die Neigung zu Extremen, das Schwanken zwischen Grandiosität und quälenden Selbstvorwürfen als typische Charakteristika von Alkoholikerkindern aus - gewissermaßen als Spätfolge von Sontags schwieriger Beziehung zu ihrer bald exaltierten, bald depressiven Mutter, deren Alkoholismus sie jahrelang nicht wahrnahm.
Diese Passagen sind umso überflüssiger, als Moser ein großartiger Erzähler ist. Das Südkalifornien der späten vierziger Jahre, wo Sontag aufwuchs, schildert er als einen Ort zwischen Glücksversprechen und Skepsis. Von dort brach Sontag an die Chicagoer Universität auf, die damals geprägt war von dem humanistisch gesinnten Präsidenten Robert Hutchins und dem "Great Books"-Leseprogramm. Europäische Emigranten hatten es mit entwickelt, es bestand aus einem Lesepensum, wie es alteuropäischer nicht sein konnte, von Homer bis Oswald Spengler. Zeitlebens bestand Sontag darauf, es habe sie zu dem gemacht, was sie war.
Einige ihrer Professoren erinnerten sich an sie als die brillanteste Studentin, die sie je kennenlernten. Zu ihnen gehörte auch Philip Rieff, der Soziologie unterrichtete und mit dem Sontag schließlich acht Jahre Ehe und der gemeinsame Sohn David verbanden. Sontag war seine Hilfskraft, als er sein Freud-Buch "The Mind of the Moralist" vorbereitete. An ihre Schwester schrieb sie stolz: "Neben der Arbeit, die ich für dieses Buch leiste (Forschung und Schreiben), werde ich den größten Teil der Buchbesprechungen übernehmen ... Ich werde die Bücher lesen + sie zusammenfassen + die Besprechung schreiben. ... Mit anderen Worten, ich bin eine Ghostwriterin!" Unter anderem auf diesen Brief stützt Moser seine These, Sontag sei mehr als nur Ko-Autorin von Rieffs Hauptwerk - "eines der hartnäckigsten Rätsel im Leben der Susan Sontag", wie er dennoch eingesteht.
Sontag erzählte gerne die Geschichte, wie sie in einem Kiosk am Hollywood Boulevard hinter allerhand pornographischen Heften auf die "Partisan Review", das linksintellektuelle Vorzeigeblatt der Zeit, stieß und sich von diesem Moment an von einer geistigen Welt angezogen fühlte, die sich so sehr von der Banalität ihrer kalifornischen Existenz unterschied. Als sie Anfang der sechziger Jahre nach New York kam, war es alles andere als ausgemacht, dass sie selbst einmal darin schreiben würde. Lange Zeit verfolgte sie den Plan, doch noch eine Karriere an der Universität einzuschlagen. Dann, 1964, veröffentlichte sie "Anmerkungen zu ,Camp'". Noch bevor die Druckerschwärze trocken war, fand sich Sontag im "Time Magazine" und der "New York Times" wieder. Wenige Monate darauf wurde sie mit Jacqueline Kennedy und Leonard Bernstein beim Abendessen gesehen.
Ungnädig wird Moser mit Susan Sontag, als er den Eindruck gewinnt, dass sie nicht mehr mit ihrer Gegenwart Schritt hält. Das ist in den achtziger Jahren in der Anfangszeit der Aids-Epidemie der Fall. Während Sontag sich bei all ihren politischen Aktionen, ihren Reisen nach Vietnam und Kuba und später, als sie in Sarajevo unter Einsatz ihres Lebens Beckett inszenierte, mit ihrem Körper für politische Ziele einsetzte, so Moser, habe sie sich nicht einmal mit einer symbolischen Geste für die Anerkennung der Homosexualität engagiert. "Mochte sich die Kultur auch verändert haben, Sontag hatte es nicht." Dass "Aids und seine Metaphern" wirkungslos blieb, schreibt Moser allein Sontags Weigerung zu, das Buch aus ihrer persönlichen Perspektive zu schreiben und sich offen zu ihrer Bisexualität zu bekennen.
Die Frage, ob eine Intellektuelle wie Sontag heute noch möglich wäre, ist müßig - nicht aber die, weshalb es eine anhaltende Sehnsucht nach Idolen wie ihr, wie Hannah Arendt oder Simone de Beauvoir gibt: drei Frauen mit der unerhörten Fähigkeit, mit einprägsamen Formeln unseren Blick auf die Welt zu verändern. Wie Sontags Werk aus dem Zusammentreffen zwischen der grenzenlosen Neugier auf alle Formen von Kunst und einer schonungslosen Arbeitsethik entstand, führt Moser in seinem Buch eindrucksvoll vor Augen.
"Sie nahm Dexedrin und arbeitete rund um die Uhr ... Wir gingen zum Geräusch ihrer Schreibmaschine ins Bett und wachten zum Geräusch ihrer Schreibmaschine auf", so beschreibt dies Sigrid Nunez in ihrem schon 2011 im englischen Original erschienenen Memoir "Sempre Susan". Nunez arbeitete Ende der siebziger Jahre eine Weile als Sontags Assistentin, lernte darüber ihren Sohn David kennen, war mit ihm liiert und zog in die gemeinsame Wohnung ein. Ihre Erinnerungen teilt sie in persönlich gehaltenen, locker miteinander verbundenen Episoden mit. Als sie Sontag das erste Mal traf, hatte diese gerade ihre erste Krebserkrankung überstanden. Ihr Haar war nach der Chemotherapie ausgedünnt, doch, so berichtet Nunez, "die Haare, die nachwuchsen, waren vor allem weiß". Ein Friseur färbte sie wieder schwarz. Bis auf eine Strähne, weil das, wie er fand, weniger künstlich aussehe.
Benjamin Moser: "Sontag". Die Biografie.
Aus dem Englischen von Hainer Kober. Penguin Verlag, München 2020. 928 S., Abb., geb., 40,- [Euro].
Sigrid Nunez: "Sempre Susan".
Erinnerungen an Susan Sontag.
Aus dem Englischen von Anette Grube. Aufbau Verlag, Berlin 2020. 141 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zwei Bücher über Susan Sontag: Benjamin Moser will in seiner Biographie die ganze Person erklären, Sigrid Nunez erinnert sich an gemeinsame Tage.
Von Sonja Asal
Susan Sontag ist bis heute eine Ikone, ihr Profil hat sich ebenso eingeprägt wie die Titel ihrer großen Essays: "Against Interpretation", "Krankheit als Metapher", "Das Leiden anderer betrachten". So verbreitet war ihr Bild, dass sogar die legendäre amerikanische Comedy-Show "Saturday Night Live" eine schwarze Perücke mit silbergrauer Strähne in ihrem Fundus hatte, pars pro toto für die New Yorker Intellektuelle schlechthin.
Nun ist die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Sontag-Biographie des amerikanischen Sachbuchautors Benjamin Moser auf Deutsch erschienen. Es ist nicht das erste Buch über das rastlose Leben der 1933 Geborenen, aber definitiv das materialreichste. Auf den Spuren Sontags reiste Moser nach Paris, Stockholm oder Sarajevo, er führte Hunderte von Interviews. Vor allem recherchierte er in ihrem gewaltigen Nachlass und hatte Zugang zu den mehr als einhundert Hefte umfassenden Tagebüchern, die noch bis Ende 2029 für die Benutzung gesperrt sind.
Auszüge aus den Tagebüchern hatte Sontags Sohn David Rieff bereits in den Jahren nach ihrem Tod im Dezember 2004 herausgegeben. Sie beginnen, als Sontag vierzehn Jahre alt ist, und die Aufzeichnungen zeigen das Selbstbildungsprogramm einer jungen Frau mit unendlicher Wissbegierde. Atemberaubend sind die Listen, die sie darin aufstellt: von Filmen, die sie sehen will, Büchern, die sie gelesen hatte oder die "so schnell wie möglich" noch zu lesen sind. "Ich will mich selbst erfinden", definiert sie ihr Programm. Gleichzeitig offenbaren die Tagebücher Selbstzweifel und Unsicherheit. Unter den Eigenschaften, die Sontag an sich selbst verachtet, zählt sie auf: "dass ich eine Duckmäuserin + eine Lügnerin bin, dass ich in Bezug auf mich selbst wie auf andere indiskret bin, dass ich passiv bin, dass ich eine Blenderin bin".
Moser schreibt keine intellektuelle Biographie, die sich über die problematischen Aspekte einer Persönlichkeit hinwegsetzen würde. Im Gegenteil, er hat den Anspruch, die ganze Person zu erklären, wofür er gerne Sontags eigene ästhetische Theorie in Anschlag bringt. "Metapher" ist das Wort, das oft fällt, wenn er ihre Gefühle der Selbstentfremdung, der immer wieder beklagten Distanz zu ihrem Körper, der Maskenhaftigkeit der öffentlichen Person zu deuten versucht. Das ist mal mehr, mal weniger erhellend. Deutlich über das Ziel hinaus schießt Moser, wenn er sich zu klinischen Diagnosen versteigt. So macht er, um nur ein Beispiel zu nennen, in einem Ratgeberbuch die Neigung zu Extremen, das Schwanken zwischen Grandiosität und quälenden Selbstvorwürfen als typische Charakteristika von Alkoholikerkindern aus - gewissermaßen als Spätfolge von Sontags schwieriger Beziehung zu ihrer bald exaltierten, bald depressiven Mutter, deren Alkoholismus sie jahrelang nicht wahrnahm.
Diese Passagen sind umso überflüssiger, als Moser ein großartiger Erzähler ist. Das Südkalifornien der späten vierziger Jahre, wo Sontag aufwuchs, schildert er als einen Ort zwischen Glücksversprechen und Skepsis. Von dort brach Sontag an die Chicagoer Universität auf, die damals geprägt war von dem humanistisch gesinnten Präsidenten Robert Hutchins und dem "Great Books"-Leseprogramm. Europäische Emigranten hatten es mit entwickelt, es bestand aus einem Lesepensum, wie es alteuropäischer nicht sein konnte, von Homer bis Oswald Spengler. Zeitlebens bestand Sontag darauf, es habe sie zu dem gemacht, was sie war.
Einige ihrer Professoren erinnerten sich an sie als die brillanteste Studentin, die sie je kennenlernten. Zu ihnen gehörte auch Philip Rieff, der Soziologie unterrichtete und mit dem Sontag schließlich acht Jahre Ehe und der gemeinsame Sohn David verbanden. Sontag war seine Hilfskraft, als er sein Freud-Buch "The Mind of the Moralist" vorbereitete. An ihre Schwester schrieb sie stolz: "Neben der Arbeit, die ich für dieses Buch leiste (Forschung und Schreiben), werde ich den größten Teil der Buchbesprechungen übernehmen ... Ich werde die Bücher lesen + sie zusammenfassen + die Besprechung schreiben. ... Mit anderen Worten, ich bin eine Ghostwriterin!" Unter anderem auf diesen Brief stützt Moser seine These, Sontag sei mehr als nur Ko-Autorin von Rieffs Hauptwerk - "eines der hartnäckigsten Rätsel im Leben der Susan Sontag", wie er dennoch eingesteht.
Sontag erzählte gerne die Geschichte, wie sie in einem Kiosk am Hollywood Boulevard hinter allerhand pornographischen Heften auf die "Partisan Review", das linksintellektuelle Vorzeigeblatt der Zeit, stieß und sich von diesem Moment an von einer geistigen Welt angezogen fühlte, die sich so sehr von der Banalität ihrer kalifornischen Existenz unterschied. Als sie Anfang der sechziger Jahre nach New York kam, war es alles andere als ausgemacht, dass sie selbst einmal darin schreiben würde. Lange Zeit verfolgte sie den Plan, doch noch eine Karriere an der Universität einzuschlagen. Dann, 1964, veröffentlichte sie "Anmerkungen zu ,Camp'". Noch bevor die Druckerschwärze trocken war, fand sich Sontag im "Time Magazine" und der "New York Times" wieder. Wenige Monate darauf wurde sie mit Jacqueline Kennedy und Leonard Bernstein beim Abendessen gesehen.
Ungnädig wird Moser mit Susan Sontag, als er den Eindruck gewinnt, dass sie nicht mehr mit ihrer Gegenwart Schritt hält. Das ist in den achtziger Jahren in der Anfangszeit der Aids-Epidemie der Fall. Während Sontag sich bei all ihren politischen Aktionen, ihren Reisen nach Vietnam und Kuba und später, als sie in Sarajevo unter Einsatz ihres Lebens Beckett inszenierte, mit ihrem Körper für politische Ziele einsetzte, so Moser, habe sie sich nicht einmal mit einer symbolischen Geste für die Anerkennung der Homosexualität engagiert. "Mochte sich die Kultur auch verändert haben, Sontag hatte es nicht." Dass "Aids und seine Metaphern" wirkungslos blieb, schreibt Moser allein Sontags Weigerung zu, das Buch aus ihrer persönlichen Perspektive zu schreiben und sich offen zu ihrer Bisexualität zu bekennen.
Die Frage, ob eine Intellektuelle wie Sontag heute noch möglich wäre, ist müßig - nicht aber die, weshalb es eine anhaltende Sehnsucht nach Idolen wie ihr, wie Hannah Arendt oder Simone de Beauvoir gibt: drei Frauen mit der unerhörten Fähigkeit, mit einprägsamen Formeln unseren Blick auf die Welt zu verändern. Wie Sontags Werk aus dem Zusammentreffen zwischen der grenzenlosen Neugier auf alle Formen von Kunst und einer schonungslosen Arbeitsethik entstand, führt Moser in seinem Buch eindrucksvoll vor Augen.
"Sie nahm Dexedrin und arbeitete rund um die Uhr ... Wir gingen zum Geräusch ihrer Schreibmaschine ins Bett und wachten zum Geräusch ihrer Schreibmaschine auf", so beschreibt dies Sigrid Nunez in ihrem schon 2011 im englischen Original erschienenen Memoir "Sempre Susan". Nunez arbeitete Ende der siebziger Jahre eine Weile als Sontags Assistentin, lernte darüber ihren Sohn David kennen, war mit ihm liiert und zog in die gemeinsame Wohnung ein. Ihre Erinnerungen teilt sie in persönlich gehaltenen, locker miteinander verbundenen Episoden mit. Als sie Sontag das erste Mal traf, hatte diese gerade ihre erste Krebserkrankung überstanden. Ihr Haar war nach der Chemotherapie ausgedünnt, doch, so berichtet Nunez, "die Haare, die nachwuchsen, waren vor allem weiß". Ein Friseur färbte sie wieder schwarz. Bis auf eine Strähne, weil das, wie er fand, weniger künstlich aussehe.
Benjamin Moser: "Sontag". Die Biografie.
Aus dem Englischen von Hainer Kober. Penguin Verlag, München 2020. 928 S., Abb., geb., 40,- [Euro].
Sigrid Nunez: "Sempre Susan".
Erinnerungen an Susan Sontag.
Aus dem Englischen von Anette Grube. Aufbau Verlag, Berlin 2020. 141 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"A fresh and touching book [Nunez s] genuine curiosity about her own experience her memories of love lost, youth and youth lost is the quality that gives this book an elegant, almost compulsive readability." The New York Review of Books
"A loving memoir, full of arresting details and an occasionally spirited defense of her mentor Sontag [once] remarked that all her work says be serious, be passionate, wake up. Clearly someone was listening." The Los Angeles Times
"Susan Sontag roars to life As magnetic and complicated as Sontag herself, Nunez s homage is both critical and compassionate [an] elegantly crafted chronicle of a young writer s artistic education." Vanity Fair
"Nunez, an uncompromising talent in her own right, offers the most vibrant and multifaceted portrait of Sontag to date." Vogue
"Nunez has constructed a eulogy that mythologizes and humanizes one of the most intimidating figures of contemporary culture." The Boston Globe
"Sempre Susan doesn t just evoke Susan Sontag, the person, with hard-won sympathy, insight, and cool; it contains (in a very tiny space) material for an entire novel of idealism and disillusionment .this memoir captures the spirit of her times." The Paris Review, Staff Picks
"Sontag once wrote about feeling estranged from the Susan Sontag who stood on the spine of the books she had written. In Nunez s Sempre Susan, the gap between the writer and the person who wrote the books is made all the more vividly real a reminder of the extraordinary transformative work that goes into writing in the first place." Slate
"Nunez, now a fine novelist, has written a clear-eyed tribute With an eye for the telling detail, this intimate and occasionally raw portrait makes it plain that despite all Sontag s public renown, much of her was entirely mysterious." The Economist
"A wonderful novelist remembers Susan Sontag as a writer, mentor, woman, friend and enthusiastic lover of a vanished New York." Katha Pollitt, The Nation s Summer Reading List
"Nunez s book is an elegy for a great woman and the company she kept, the vanished salon where she was the center." The New York Observer
"A boldly intimate, stingingly frank, and genuinely fascinating memoir." Booklist
"Graceful, respectful and achingly honest." Kirkus
"Sigrid Nunez s intimate portrayal of Susan Sontag will fascinate both ardent Sontag fans and those who have never read her work. This memoir is at once a window into the writing life in general, an examination of the complexities of one artist in particular, and a tribute to the lost intellectual New York City of the 1970s. Remarkably, it s as honest as it is affectionate and as sad as it is charming." Curtis Sittenfeld
"Sempre Susan is written with quiet authority, flashes of poetry, and a steady accumulation of startling, precise details, some apocryphal (Sontag didn t know what a dragonfly was? drank blood as a child?), until by the end Sontag the Myth comes to life. What is amazing about this wonderful book is that by the end we know as much about Nunez as we do about Sontag, by the very focus of her attention, by her perception of the myth, by her compassionate interpretation." Nick Flynn
"This detailed, nuanced account of the more private side of a complex, contradictory public figure is told with even-handed good humor and more than a little compassion. Utterly absorbing." Lydia Davis
"The best thing written about Sontag." Edmund White
"A loving memoir, full of arresting details and an occasionally spirited defense of her mentor Sontag [once] remarked that all her work says be serious, be passionate, wake up. Clearly someone was listening." The Los Angeles Times
"Susan Sontag roars to life As magnetic and complicated as Sontag herself, Nunez s homage is both critical and compassionate [an] elegantly crafted chronicle of a young writer s artistic education." Vanity Fair
"Nunez, an uncompromising talent in her own right, offers the most vibrant and multifaceted portrait of Sontag to date." Vogue
"Nunez has constructed a eulogy that mythologizes and humanizes one of the most intimidating figures of contemporary culture." The Boston Globe
"Sempre Susan doesn t just evoke Susan Sontag, the person, with hard-won sympathy, insight, and cool; it contains (in a very tiny space) material for an entire novel of idealism and disillusionment .this memoir captures the spirit of her times." The Paris Review, Staff Picks
"Sontag once wrote about feeling estranged from the Susan Sontag who stood on the spine of the books she had written. In Nunez s Sempre Susan, the gap between the writer and the person who wrote the books is made all the more vividly real a reminder of the extraordinary transformative work that goes into writing in the first place." Slate
"Nunez, now a fine novelist, has written a clear-eyed tribute With an eye for the telling detail, this intimate and occasionally raw portrait makes it plain that despite all Sontag s public renown, much of her was entirely mysterious." The Economist
"A wonderful novelist remembers Susan Sontag as a writer, mentor, woman, friend and enthusiastic lover of a vanished New York." Katha Pollitt, The Nation s Summer Reading List
"Nunez s book is an elegy for a great woman and the company she kept, the vanished salon where she was the center." The New York Observer
"A boldly intimate, stingingly frank, and genuinely fascinating memoir." Booklist
"Graceful, respectful and achingly honest." Kirkus
"Sigrid Nunez s intimate portrayal of Susan Sontag will fascinate both ardent Sontag fans and those who have never read her work. This memoir is at once a window into the writing life in general, an examination of the complexities of one artist in particular, and a tribute to the lost intellectual New York City of the 1970s. Remarkably, it s as honest as it is affectionate and as sad as it is charming." Curtis Sittenfeld
"Sempre Susan is written with quiet authority, flashes of poetry, and a steady accumulation of startling, precise details, some apocryphal (Sontag didn t know what a dragonfly was? drank blood as a child?), until by the end Sontag the Myth comes to life. What is amazing about this wonderful book is that by the end we know as much about Nunez as we do about Sontag, by the very focus of her attention, by her perception of the myth, by her compassionate interpretation." Nick Flynn
"This detailed, nuanced account of the more private side of a complex, contradictory public figure is told with even-handed good humor and more than a little compassion. Utterly absorbing." Lydia Davis
"The best thing written about Sontag." Edmund White
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensentin Andrea Köhler hat Susan Sontag noch selbst kennengelernt in New York und eine Ahnung davon erhalten, wie schwierig sie als Mensch sein konnte. Das heben natürlich auch die beiden Bücher hervor, die sich der großen Intellektuellen und Schriftstellerin auf unterschiedliche Art annähern und die Köhler nur bedingt empfehlen kann. Denn so genau wie Sigrid Nunez in ihren Erinnerungen von Sontags persönlichen Fehlern und Schwächen berichtet, will die Rezensentin es gar nicht wissen. Nunez war als Zwanzigzährige mit Sontags Sohn David Rieff liiert und schildert Sontag vor allem als dominante und besitzergreifende Mutter. Allerdings spürt Köhler bei Nunez auch Verbundenheit und Bewunderung für Sontag, weswegen ihr sie nicht den Vorwurf des Revanchismus machen möchte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Nunez ist aber auch, und das macht ihre kurze Geschichte größer als Mosers fleißiges Buch, voller Trauer« Süddeutsche Zeitung 20201013