INTERVIEW
„Sepia und das Erwachen der Tintenmagie“ ist Ihr Kinderbuchdebüt. Schon im Vorfeld gab es großes Interesse an Ihrem Buch, viele Verlage wollten es herausbringen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt? Das war ein wilder Mix aus ungläubiger Freude, Dankbarkeit und etwas Überforderung. Ich habe monatelang gedacht: „Seid ihr wirklich sicher?“ Wie soll man auch damit rechnen, dass ein Debüt dermaßen begeistert aufgenommen wird?
Wie war Ihr Weg hin zum Schreiben von Geschichten? Und wie aufgeregt sind Sie, wenn „Sepia“ jetzt erscheint? Es hat auf jeden Fall gedauert, bis ich das Schreiben richtig für mich entdeckt habe. Ich habe schon immer sehr gerne gezeichnet, und dabei sind auch immer schon eigene Charaktere und kleine Szenen entstanden. Ich glaube, damit fing alles an. In der Schule habe ich zwar sehr gerne lange Aufsätze geschrieben, aber ich habe nie ernsthaft in Erwägung gezogen, dass ich so etwas beruflich machen könnte.
Erst nach dem Studium kam das Schreiben so richtig zu mir, in einer Phase, in der ich mal wieder nicht wusste, was ich mit meiner Zukunft anfangen soll. Da habe ich eine erste längere Geschichte…mehr INTERVIEW
„Sepia und das Erwachen der Tintenmagie“ ist Ihr Kinderbuchdebüt. Schon im Vorfeld gab es großes Interesse an Ihrem Buch, viele Verlage wollten es herausbringen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Das war ein wilder Mix aus ungläubiger Freude, Dankbarkeit und etwas Überforderung. Ich habe monatelang gedacht: „Seid ihr wirklich sicher?“ Wie soll man auch damit rechnen, dass ein Debüt dermaßen begeistert aufgenommen wird?
Wie war Ihr Weg hin zum Schreiben von Geschichten? Und wie aufgeregt sind Sie, wenn „Sepia“ jetzt erscheint?
Es hat auf jeden Fall gedauert, bis ich das Schreiben richtig für mich entdeckt habe. Ich habe schon immer sehr gerne gezeichnet, und dabei sind auch immer schon eigene Charaktere und kleine Szenen entstanden. Ich glaube, damit fing alles an. In der Schule habe ich zwar sehr gerne lange Aufsätze geschrieben, aber ich habe nie ernsthaft in Erwägung gezogen, dass ich so etwas beruflich machen könnte.
Erst nach dem Studium kam das Schreiben so richtig zu mir, in einer Phase, in der ich mal wieder nicht wusste, was ich mit meiner Zukunft anfangen soll. Da habe ich eine erste längere Geschichte begonnen und vier Notizbücher gefüllt, das war damals ein Ausgleich zu meinen Jobs und zum Alltag.
2019 habe ich angefangen, „Sepia“ zu schreiben – nur für mich. Irgendwann habe ich dann mal den Tipp bekommen, Schreibratgeber zu lesen, und habe das Ganze mehr als ein Handwerk betrachtet, das man lernen und üben kann. Als „Sepia“ dann nach vier Jahren fertig war, wusste ich: Genau das, Geschichten schreiben, würde ich gern für immer machen! Ich beschloss also, es einfach mal zu versuchen, schickte „Sepia“ mit Hoffen und Bangen an meine heutige Agentin und hatte unheimliches Glück, denn sie hat die Geschichte sofort geliebt und ihr Potenzial erkannt. Dass aus dieser Geschichte jetzt ein Buch geworden ist, fühlt sich immer noch sehr unwirklich an – aber auch sehr aufregend und sehr, sehr schön.
In „Sepia und das Erwachen der Tintenmagie“ heißt es: „In einer Geschichte ist alles möglich. Deswegen sind sie die größte Magie.“ Wann hatten Sie die Idee zu „Sepia“, und wie entwickelten Sie diese magisch-fantastische Welt und Geschichte?
Im Januar 2019 war ich gerade für die Arbeit nach Hamburg gezogen und habe eine kleine Messe zum Thema Buchdruck besucht, weil mich das damals einfach interessiert hat. In dem dortigen Museum gibt es eine wunderschöne Druckerei mit historischen Druckpressen, Bleilettern und vielen Informationen zur Geschichte und Bedeutung des Druckhandwerks. Da war im Grunde alles schon da: die Tinte, die Druckersprache, der Duft von Holz, Metall und Farbe, die Bücher, die faszinierenden und teils kuriosen Bräuche des Handwerks – das alles hat mich sofort fasziniert, und die Idee, in diesem Setting eine Fantasygeschichte spielen zu lassen, kam dann von allein.
Und natürlich bin ich mit solchen Geschichten auch aufgewachsen: Ich liebe Erzählungen über Magie und Bücher, über Freundschaft und gemütliche, aber auch düstere Settings. Flohall ist mit der Zeit gewachsen, weil ich mir einen Ort vorgestellt habe, an dem ich mich wohlfühlen würde, der Geheimnisse birgt und vielleicht auch hier und da etwas unheimlich ist. Und ich mag Tinte einfach wahnsinnig gern, ich sammle Tintengläser, zeichne gerne damit und finde es faszinierend, was man künstlerisch damit anstellen kann. Beim Schreiben habe ich mich an den guten alten Satz gehalten: „Schreibe eine Geschichte, die du als Kind gern gelesen hättest“ – und so entstand dann nach und nach diese Erzählung über eine junge Protagonistin und magische Tinte.
Sepia, die Hauptfigur, ist zwölf Jahre alt, lebt in einem Waisenhaus und erhält eine Einladung nach Flohall. Der Brief ist von Herrn Silbersilbe, einem berühmten Buchdrucker, und Sepia soll die „schwarze Kunst“ lernen. Warum sind die Bücher von Silbersilbe so besonders?
Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht spoilere. Silbersilbe beherrscht eine besondere Art des Buchdruckhandwerks und birgt ein paar Geheimnisse, mit denen er Bücher drucken kann, die dann beim Lesen ganz besondere Wirkungen haben: Ein Text über Feuer riecht dann zum Beispiel plötzlich nach Rauch, bei einem Text über das Meer glaubt man, das Meer zu hören, oder Ähnliches.
Wir erfahren in „Sepia und das Erwachen der Tintenmagie“ auch viel über Buchdruck, Buchmalerei und das Buchbinden. Was wussten Sie vor dem Schreiben von „Sepia“ über diese alten Handwerkstechniken und wie haben Sie recherchiert?
Vorher wusste ich vermutlich nicht mehr als das, was man in der Schule lernt oder hier und da aufschnappt. Nach der ersten Idee zu einer Geschichte habe ich dann angefangen, parallel zum Schreiben, ziemlich wild drauflos zu recherchieren. Das ist so eine Eigenart von mir, die ich schon seit meiner Kindheit habe: Wenn ich mich für etwas begeistere, werde ich obsessiv (Smiley). Eigentlich war alles Recherche: Beim besagten Museum habe ich eine Unmenge Fotos geschossen und mir dort zeigen lassen, wie man Bleilettern setzt. Ich habe Dokumentationen und Filme geschaut, in Büchern gelesen, Wikipedia, Blogs und Homepages durchsucht, und daraus sind sehr viele Notizen entstanden. Ich muss aber trotzdem betonen, dass ich keine Expertin bin, was die sehr lange Geschichte des Buchdrucks oder alle Einzelheiten des Handwerks angeht. „Sepia“ ist Fantasy. Ich habe mir von der Druckkunst und übrigens auch von der Alchemie geliehen, was ich brauchte, und das mit meinen eigenen Ideen verwoben – und am Ende ist hoffentlich vor allem eine spannende Geschichte entstanden.
In Flohall erwartet Sepia eine fantastisch-magische Welt. Und natürlich gibt es auch dunkle Gegenspieler, die immer mächtiger zu werden scheinen. Zum Beispiel die unheimlichen Aschegeister oder den Alchemisten. Warum ist der Alchemist so gefürchtet?
In Sepias Welt gibt es zwar Magie, was auch alle Menschen wissen, aber nur wenige können die Magie handwerklich nutzen, das sind die Alchemisten. Und es gab eben in der Geschichte von Flohall mal einen Alchemisten, der seine Fähigkeit für sehr schlechte Dinge genutzt hat: Waffen, Gewalt und die Erschaffung von Wesen, mit denen er die Macht über die Stadt an sich reißen wollte. Daraus entstand ein Krieg, der nur mit Mühe gewonnen werden konnte, die Narben in der Stadt sitzen aber tief, unter anderem gibt es seitdem leider auch ein gewisses Misstrauen gegenüber der Alchemie an sich.
Im Kampf gegen dunkle Mächte findet Sepia wunderbare Verbündete, Menschen und auch magische Wesen. Die Geschichte ist als Trilogie angelegt. Wann erscheint Band 2, und was können Sie uns über die Fortsetzung jetzt schon verraten?
Band 2 erscheint im Frühjahr 2025, und ich kann verraten, dass wir neue Orte in Flohall entdecken, beispielsweise die Welt des Theaters von Flohall. Es gibt außerdem neue Gegenspieler und neue Gefährten, aber auch alte Bekannte treten wieder auf. Ich denke, es wird magischer und geheimnisvoller. Außerdem sind Sepia, Niki und Sanzio dann ein Jahr älter und verändern sich. Sie werden selbstständiger, es gibt neue alltägliche Herausforderungen, Konflikte und darüber hinaus noch mehr Mysterien aufzuklären, die sich ganz tief in Flohall verbergen.
Interview: Literaturtest, 2024