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Zwei Väter und zwei Töchter, zwei parallele Lebensgeschichten in den USA und im Irak. Ihre Schauplätze sind weit entfernt, und doch verbinden sie zwei politische Ereignisse: Sabrina stirbt am 11. September 2001 im New Yorker World Trade Center, während Muna 2004 in Bagdad bei einem Bombenattentat ums Leben kommt. Thomas Lehr begibt sich in seinem grandiosen, vielschichtigen Werk auf eine literarische Grenzwanderung zwischen zwei Kulturen. In einer verdichteten, lyrischen Sprache erzählt "September" vom Islam, von Öl, Terror und Krieg und von zwei Frauen, die stellvertretend für die Opfer dieses Konflikts stehen.…mehr

Produktbeschreibung
Zwei Väter und zwei Töchter, zwei parallele Lebensgeschichten in den USA und im Irak. Ihre Schauplätze sind weit entfernt, und doch verbinden sie zwei politische Ereignisse: Sabrina stirbt am 11. September 2001 im New Yorker World Trade Center, während Muna 2004 in Bagdad bei einem Bombenattentat ums Leben kommt. Thomas Lehr begibt sich in seinem grandiosen, vielschichtigen Werk auf eine literarische Grenzwanderung zwischen zwei Kulturen. In einer verdichteten, lyrischen Sprache erzählt "September" vom Islam, von Öl, Terror und Krieg und von zwei Frauen, die stellvertretend für die Opfer dieses Konflikts stehen.
Autorenporträt
Thomas Lehr, 1957 in Speyer geboren, lebt in Berlin. Bei Hanser erschienen u.a. Größenwahn passt in die kleinste Hütte (Kurze Prozesse, 2012), die Novelle Frühling (2019) sowie die Romane September. Fata Morgana (2010), 42 (2013), Zweiwasser (2014), Nabokovs Katze (2016), Schlafende Sonne (2017), Die Erhörung (2021) und Manfred - Bekenntnisse eines Außerirdischen (2023). Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Berliner Literaturpreis, dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis, dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Bremer Literaturpreis, dem Spycher-Literaturpreis sowie dem Kranichsteiner Literaturpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2010

Kalligraphien des Krieges

Wie viel Reibung der Welten halten wir aus? Mariam Kühsel-Hussaini und Thomas Lehr erzählen von den Grenzen des Dialogs zwischen Orient und Okzident. Trotz denkbar entgegengesetzter Herkunft kommen sie sich überraschend nah.

Von Felicitas von Lovenberg

Hinein - in die Kreuzung der Welten! Hinein in unsere tiefsten Erzählungen, hinein in jene zwei so majestätischen Metaphern Orient und Okzident." Das muss man sich erst einmal trauen, ob als blutjunge Debütantin oder als gestandener Romancier von Rang. Aber wenn es gelingt, wenn Orient und Okzident sich vermischen wie Poesie und Prosa, wie Jubel und Klage, wie Gefühl und Gedanke, Glaube und Zweifel, dann wird diese Begegnung für die Dauer der Lektüre zum Fest.

Der Nahe und der Mittlere Osten haben sich als politische Kriegsschauplätze in unserer nachrichtenfixierten Vorstellung vom märchenhaften Orient fast vollständig gelöst. Nicht einmal als touristische Ziele kommen sie derzeit ernsthaft in Betracht. Doch in diesem Herbst hat die Flaschenpost der Kulturen unverhofft gleich zwei Magnums zu Wasser gelassen, die die Entfernung in den Köpfen mit einer Eleganz überwinden, die ihren großen Vorläufern der west-östlichen Disziplin nicht nachsteht.

Thomas Lehr, Jahrgang 1957, hat mit "September. Fata Morgana" sein bisher ehrgeizigstes Werk vorgelegt, einen homerischen Gesang über den 11. September und den Konflikt zwischen zwei voneinander so faszinierten wie verstörten Kulturen, während die gerade dreiundzwanzigjährige Mariam Kühsel-Hussaini mit "Gott im Reiskorn" ein sprachlich so überraschendes wie gedanklich kühnes Debüt über ihre afghanische Familie geschrieben hat. Und wenngleich jedes der Werke für sich ein Ereignis darstellt, so ermöglicht die gleichzeitige Lektüre ebenjenen Dialog zwischen den Kulturen, an dessen Möglichkeit beide Schriftsteller zweifeln, einen Austausch, wie er sich vielstimmiger, anregender und tiefgründiger nicht denken lässt. Beide Romane erzählen von der Notwendigkeit und der Lust der Einfühlung, aber auch von ihren Grenzen - und sie überzeugen, weil die Sprache, die sie für ihr Misstrauen finden, diese Grenzen transzendiert.

Im Mittelpunkt von Thomas Lehrs "September. Fata Morgana" steht 9/11, wobei der eigentliche Tag, an dem die Flugzeuge aus blauem Himmel ins World Trade Center rasten, nur in sparsamen Schilderungen aufscheint. Hauptstimme in Lehrs vierköpfigem Chor ist der deutsche Literaturwissenschaftler Martin, der an der University of Massachusetts in Amherst Germanistik lehrt. Er verliert bei dem Anschlag seine Tochter Sabrina und seine Ex-Frau Amanda. Wie es der grausame Zufall will, hatte Sabrina ihre Mutter, die im World Trade Center arbeitete, noch kurz im Büro besuchen wollen, bevor sie mit ihrem Freund nach Kalifornien aufbricht. Obschon sie sich nie begegnen, ist Martins Gegenüber der Iraker Tarik, ein liberaler, weltoffener Arzt, der in Frankreich studiert hat und mit Frau und drei Kindern in Bagdad lebt. Seine zweite Tochter Muna wird drei Jahre nach den New Yorker Anschlägen, in den letzten Tagen des Irak-Kriegs, bei einem Bombenattentat in Bagdad getötet.

Thomas Lehr erzählt von den beiden Vätern um die fünfzig und von den jungen Frauen, die ihre Töchter sind, ausschließlich in Form innerer Monologe, die, wie die Gedanken ja auch, ohne Punkt und Komma auskommen. Und weil er auch den Zeilenfall nicht an der Grammatik, sondern allein an der Bedeutung eines Satzes oder Wortes ausrichtet, entsteht der Eindruck eines Langgedichts in Prosa. In diesem Bewusstseinsstrom der beiden Männer schwingt neben der Reflexion über Privates, Berufliches und Politisches eine ständige Sorge mit, ein inneres Zittern, das auch die Frauen an ihrer Seite nur vorübergehend besänftigen können. Ganz anders bei Sabrina und Muna, die beide um die zwanzig sind, jung, verliebt und schön in ihrer zuversichtlichen Erwartung einer Zukunft, welche die ihnen von aller Dichtung prophezeite Ekstase endlich einlösen wird. Doch vor allem erleben wir, wie die Figuren, Väter wie Töchter, erschrocken und verunsichert, nach irgendwelchen Begründungen für den Krieg suchen, der ohne ihr Zutun in ihr Leben einbricht. "Dass die Tat schon das Ziel ist hatte mich am meisten getroffen", denkt Martin, der im Geiste manisch seinen Lebensweg bis zu jener entscheidenden Gabelung abschreitet, an dem das Unglück nicht mehr aufzuhalten war. "Amanda küsste mich zum ersten Mal in dem Lankwitzer Haus im Halbdunkel unter dem afghanischen Wandteppich / so spielerische ornamentale Verknüpfungen / Arabesken die zu Schlingen werden zu Strängen ich kann es nicht akzeptieren ich will diese irrsinnigen unnötigen Zynismen des Schicksals nicht wahrhaben." Und hadert damit, dass er an einem Buch über Goethe und die Frauen, namentlich dessen Suleika Marianne von Willemer, sitzt und Sabrina einst ausgerechnet über den Dichter Friedrich Rückert, der ebenfalls zwei Kinder verlor, zu Hafis fand. Muna versucht sich im Bombenfeuer über Bagdad einzureden: "Sie haben es nicht auf uns abgesehen nicht auf die Zivilisten sonst wären wir alle längst schon tot."

Vor allem Martin zwingt sich dazu, sich in die Kultur des verordneten Gegners hineinzuversetzen. "Hör auf zu phantasieren / sagt Seymour / er meint: wenn du Afghanistan verstehen willst dann verstehe / die Macht / ihre blutige Schneise durch die / Schattenwälder / der Zeit." Martin erscheint als geistiger Nachfahr jenes jungen Berliner Kunsthistorikers Jakob Benta aus "Gott im Reiskorn", der Ende der fünfziger Jahre nach Kabul reist, wo er als Hausgast des königlichen Kalligraphen Sayed Da'ud Hussaini tiefe Einblicke in die afghanische Kultur erhält und ein ums andere Mal erlebt, wie "sich das logische Wissen in ein poetisches verwandelt". Allerdings stellt auch er fest, dass die Folgen einer solchen Offenbarung weder greifbar noch besonders langlebig sind. Schweren Herzens tritt Benta schließlich die Rückreise nach Deutschland an, so fremd wie bei seiner Ankunft in Kabul: "All diese Rätsel würden ihn sein ganzes Leben lang einholen, ihn leiden lassen. All die ungeklärten Vorwürfe würden weitaus schlimmere Ausmaße annehmen als bislang geschehen, er kannte sich und wusste, er benötigte Gründe, denn er war Europäer, er bestand aus Fragen."

"Gott im Reiskorn", die in neun "Bildern" dargebotene Geschichte der Familie Hussaini, von der herausgehobenen Stellung ihres Großvaters unter König Zahir Schah über die Machtübernahme der Kommunisten und den Einmarsch der Sowjettruppen bis zur Resignation und Emigration der Eltern nach Deutschland, verdankt sich einer Autorin, die in beiden Kulturen gleichermaßen zu Hause ist und als selbsterklärte "Tochter beider Epen", des morgen- wie des abendländischen, den hohen Ton nicht scheut. Und so ist auch dieses Buch ein bittersüßer Gesang, voller Wehmut über die verlorene Heimat, aber auch voll feierlichem Stolz und Dankbarkeit für das Erbe ihrer Familie: "Ort des Geschehens ist ein inzwischen längst entlaufenes, verschwommenes Kabul, mythisch und von nur kurzweiliger Anmut, in der sich Überlieferung nebst Gegenwart einfindet." So wie Lehrs Roman seine Wucht dem Fragmentarischen, Getroffenen der durchdachten Prosa verdankt, verblüfft auch Mariam Kühsel-Hussainis bildstarke, erstaunlich reife und ausgesucht selbstbewusste Sprache, die mit jeder Beschreibung, jedem exakt gezogenen Adjektiv-Schnörkel einer eigenen Kalligraphie folgt.

Anders indes als Lehr benennt sie ihre Hoffnung - "die Möglichkeit von einer Unmöglichkeit der Verständigung" - und deren Schwierigkeit ohne Umschweife: "Die Begegnung, die Reibung der Welten zeigt sich oft nur in ihrem mimischen Verhalten, verweilt nur in bloßen Worten, die mit gegenseitigem Verständnis zu bekleiden nur jene große Irrfahrt unserer Welten bedeutet." Ihr Roman aber ist da am stärksten, wo die Autorin diese Skrupel fahren lässt und völlig losgelöst von den Schönheiten jener Heimat erzählt, die sie als Kind verlassen musste und die nurmehr in ihrer Erinnerung existieren. Herrlich etwa die Schilderung von Jakob Bentas Besuch bei den Buddha-Statuen in Bamiyan (die bei Lehr bereits von den Taliban in Schutt und Asche gelegt worden sind), zu deren Füßen er einen unvergesslichen Dichterwettstreit erlebt. Die stärksten Passagen sind jene über die außergewöhnliche Kunst des Kalligraphen Sayed Da'ud Hussaini, des Großvaters der Autorin, der das Wunder beherrschte, eine ganze Koransure auf ein Reiskorn zu bannen: "Jakob besah das Reiskorn von allen Seiten, drehte es mehrmals und war erschüttert, erschüttert von diesem so vollständig gereiften Kalligraphen, der die wohl enthusiastischste Formel seines Glaubens auf dem zerbrechlichsten Grund äußerte, sie auf dem Zartesten und Harmlosesten aller Dinge angeordnet hatte und als Nachfahr des Propheten die sittlichste, berührendste und unvermutet filigranste Darstellung des Islam suchte." Dass der Kalligraph, der Bewunderer Schinkels, Stülers und Schadows, eines der ersten seiner Reiskörner Ende der dreißiger Jahre nach Berlin in die Reichskanzlei schickte, zeugt von jener Ironie, zu der nur die Geschichte fähig ist, und auf die beide Autoren klug verzichten.

Fortsetzung auf der folgenden Seite.

Thomas Lehr spiegelt in Tarik Iraks Geschichte vom Baath-Regime über den Sechstagekrieg bis zur Diktatur Saddams. Munas ältere Schwester Jasmin, die sich mit den falschen Leuten eingelassen hat, erfährt die Brutalität des Saddam-Regimes noch kurz vor dessen Sturz am eigenen Leib. Muna, die angehende Archäologin, ist entsetzt über "den schändlichen respektlosen desinteressierten Umgang der Besatzungstruppen mit den Schätzen unseres Landes". Und wenngleich er seine westliche Prägung nicht aufgibt, macht sich auch ihr Vater längst keine Illusionen mehr: Die "nackten Menschenpyramiden / von Abu Ghraib / werden sich ins Mark der sogenannten freien Welt graben wie das Emblem der brennenden Türme", denkt Tarik. "Wer wagt es die Frage zu beantworten / ob der Sturz des Präsidenten zehn- oder hunderttausend Menschenleben wert war."

Lehr reflektiert zahlreiche frühere literarische Versuche, die interkulturellen Differenzen aufzuheben, allen voran natürlich Goethes "West-östlichen Divan", und lässt auch den politischen Orientdiskurs als Subtext aufscheinen. Wie sehr ihm der Thesenroman liegt, hat er schon mit "Nabokovs Katze" (1999) oder "42" (2005) bewiesen. Nun lässt er Hafis und Rückert, Emily Dickinson oder Walt Whitman vorüber flanieren, verknüpft das Ur-Babylon lässig mit einem amerikanischen Kaff desselben Namens ("a great place to live and raise a family with convenient train service to New York") und zitiert Motive aus Tausendundeiner Nacht ebenso selbstverständlich herbei, wie er Katherine Hepburn und Spencer Tracy als Traumpaar aufruft. Der Gefahr der Überfrachtung entgeht "September. Fata Morgana" durch die immer wieder ergreifende Beschwörung von Liebe und Verlust. Mit besonderer Innigkeit schildert Lehr die hilflose Liebe der Väter angesichts ihrer starken, zum Fürchten unabhängigen Töchter. Der "mächtige alte Trost ein Kind zu haben befreit mich von mir", geht es Martin durch den Kopf, verbunden mit der schmerzlichen Ahnung, dass es ihm nicht möglich sein wird, Sabrina "zu retten indem ich unsere Ähnlichkeit vergesse". Tarik geht es ähnlich, als Muna ihn einmal "umarmt und ich ihren wohlduftenden Körper spüre dessen sehnige Kraft mich irgendwie tröstet und beruhigt als könnte sie ihr helfen". Dass die jungen Frauen von ihren Vätern geistig bestens fürs Leben gerüstet wurden, garantiert nicht ihr Überleben.

Auch die Familie von Mariam Kühsel-Hussaini hat Opfer zu beklagen; ihr Onkel Lèquor wird auf offener Straße erschossen. Und auch sie hält der letztlich unerfüllbaren Liebe zwischen den Kulturen in ihrem Roman die glückliche unter den Menschen entgegen, allen voran die der eigenen Eltern. Und weil neben der Kalligraphie die Lyrik in der arabischen Kultur als höchste Kunstform gilt, zitiert sie immer wieder aus den Gedichten ihres Vaters Sayed Rafat Hussaini. Und Thomas Lehr verneigt sich in zahlreichen Verweisen ebenfalls tief vor der Tradition der persischen Dichtung.

Dem Orient verdanke er die Einsicht, dass "mein Ich gar nichts Einzigartiges ist", hat Cees Nooteboom in "Rituale" geschrieben. Eine solche Selbsterkenntnis schenkt auch Thomas Lehr seinen Lesern - indem er einen Dialog führt, der im jeweiligen Gegenüber die eigene Individualität spiegelt. In "September. Fata Morgana" wiegen die Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und Schicksalen schwerer als Unterschiede von Herkunft und Religion. Doch man sollte nicht übertreiben. "Gerade die Beobachtung beider Welten kann zu viel Aufschluss darüber geben, woran es im Grunde so mangelt, am Verständnis nämlich, genau genommen dem Verständnis davon, dass es kein Verständnis geben kann", schreibt Mariam Kühsel-Hussaini. "Wir nähern uns in fühlender Bewandtnis, aber wir entfernen uns dort wieder, wo wir aus unserer Empfindung ein Verständnis formen wollen. Da endet der Sinn und beginnt das Gelächter der Kulturen."

Und so hält dann bei allem heiligen Ernst schließlich noch jene Leichtigkeit Einzug, die sich zuallererst der Schönheit der Sprache verdankt. Die "extraterrestrischen Gefühle", ermöglicht durch die "Begehbarkeit von so vielen Epochen und Kulturräumen", die Sabrina im Museum verortet, ruft eben auch die Literatur hervor, wenn sie ihren Anspruch so fulminant und überzeugend einlöst wie in diesen beiden Romanen.

Mariam Kühsel-Hussaini: "Gott im Reiskorn". Roman. Berlin University Press, Berlin 2010. 309 S., geb., 22,90 [Euro].

Thomas Lehr: "September. Fata Morgana". Roman. Hanser Verlag, München 2010. 478 S., geb., 24,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Thomas Lehrs Roman erzählt eine komplexe Geschichte, so Rezensent Helmut Böttiger, die um einen Vater und seine Tochter in den USA und um einen Vater und seine Tochter im Irak kreist. Beide Väter sind Akademiker: Germanistikprofessor der Amerikaner, Arzt der Iraker. Thematisiert werden der 11. September, moderne amerikanische Patchwork-Familien, das Leben unter Saddam Hussein und die damit einhergehende Erfahrung von Desillusionierung und Gewalt. Außerdem: Reflexionen über Goethe, über Gedichte von Whitman und Hafis, über Rückerts "Kindertotenlieder". Und das alles in einem Roman ohne Satzzeichen! Man muss sich darauf einlassen, schreibt Böttiger, der sich offensichtlich dafür voll belohnt fühlt. Denn Lehr gelingt es, "eine Art Epochengefühl" zu beschreiben und Verbindungen zwischen Welten aufzuzeigen, die man sonst getrennt betrachtet. Ein "erstaunlicher" Roman, so der sichtlich beeindruckte Rezensent.

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"Dieser erstaunliche Roman begnügt sich nicht damit, Zeitgeschichte kenntlich zu machen. Er durchdringt sie." Helmut Böttiger, Süddeutsche Zeitung, 16.08.10

"Es gäbe noch viel zu rühmen an diesem Buch, das zweifellos das Opus Magnum eines Autors ist, der schon seit langem meisterhaft mit der Zeit spielt. "September. Fata Morgana" ist weit mehr als der deutsche Roman dieses Herbstes: ein grandioses poetisches Epos, das vom Beginn des 21. Jahrhunderts erzählt." Meike Feßmann, Der Tagesspiegel, 12.09.10

"Ein großartiger Roman über den 11. September 2001 und die Jahre danach. Sprachlich und gedanklich ist "September" eine kunstvolle und grundsätzliche Gegenwehr gegen das Leichtgängige, gefährlich Banale in Form und Inhalt." Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 16.09.10

"Eine vierstimmige rhapsodische Ballade über den elften September und die Folgen. Ein sprachliches Kunstwerk allerersten Ranges. ... Nichts Geringeres als ein "West-östlicher Diwan" für unsere Zeit." Tilman Krause, Die Welt, 18.09.10

"Thomas Lehr betätigt sich als Brückenbauer zwischen Orient und Okzident. ... Ein erschütternder Roman zum Thema Krieg. Ein großes Risiko ist Thomas Lehr eingegangen. Ein Meisterwerk hat er geschrieben." Die Welt, 02.10.10

"Thomas Lehr, Favorit für den Deutschen Buchpreis, legt mit 'September. Fata Morgana' einen anspruchsvollen Roman vor, der in allen Belangen überzeugt." Simone Fässler, Tages-Anzeiger, 29.09.10

"Es ist ein ungewöhnliches, leidenschaftliches und kühnes Buch, das den Klang archaischer Heldengesänge und orientalischer Märchen mit europäischen Diskursformen - Reflexion, Meditation, Dialog, Elegie - zu einer vielstimmigen Sonate komponiert." Beatrix Langner, Neue Zürcher Zeitung, 05.10.10…mehr