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Die Neufassung im bewährten Format beleuchtet die Griechische Geschichte vor dem Hellenismus (8. Jh. - 320 v.Chr) in neuartiger Weise: als Teil eines weiträumigen und verflochtenen Geschehens im Mittelmeerraum und am Rand von Großreichen; dabei spielen Mobilität, Migration und Krieg eine zentrale Rolle. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Lust der Griechen an der Politik sowie ihre Kreativität auf diesem Feld. Dabei genießen regionale und lokale Eigenheiten besondere Aufmerksamkeit. Als Alleinstellungsmerkmal bietet der Band einen umfangreichen, mit der gegliederten Bibliographie eng…mehr

Produktbeschreibung
Die Neufassung im bewährten Format beleuchtet die Griechische Geschichte vor dem Hellenismus (8. Jh. - 320 v.Chr) in neuartiger Weise: als Teil eines weiträumigen und verflochtenen Geschehens im Mittelmeerraum und am Rand von Großreichen; dabei spielen Mobilität, Migration und Krieg eine zentrale Rolle. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Lust der Griechen an der Politik sowie ihre Kreativität auf diesem Feld. Dabei genießen regionale und lokale Eigenheiten besondere Aufmerksamkeit. Als Alleinstellungsmerkmal bietet der Band einen umfangreichen, mit der gegliederten Bibliographie eng verzahnten Forschungsüberblick. Dieser stellt die Geschichte der Hellenen als Problem vor und orientiert Studierende, aber auch Fachleute benachbarter Disziplinen gründlich und mit weitem Blick über die Kategorien, Konsense und Kontroversen.
Autorenporträt
Uwe Walter and Raimund Schulz, University of Bielefeld, Germany.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.2022

Antike Vielfalt
Griechische Geschichte in neuer Darstellung

Die griechische Geschichte bis zu Alexander dem Großen darzustellen ist eine der schwierigsten Herausforderungen der Historiographie. Hatte man sie lange als die Geschichte der beiden so unterschiedlichen Mächte Athen und Sparta erzählt, die schließlich, innerlich geschwächt, Makedonien erliegen, so hat die Forschung der letzten Jahrzehnte die Vielfalt Griechenlands herausgestellt. Archäologische Funde und neue Inschriften vermitteln eine lebhafte Vorstellung von der Mannigfaltigkeit des antiken Griechenlands; die Lokalität zahlreicher Phänomene zeigt sich in vielfältiger Weise.

Raimund Schulz und Uwe Walter, langjährige Bielefelder Kollegen mit einem recht unterschiedlichen Forschungsprofil, haben es gewagt, eine neue Darstellung der griechischen Geschichte vorzulegen; trotz der Doppelautorschaft wirkt sie wie aus einem Guss. Die Entwicklungen in Athen und Sparta erscheinen bei ihnen als Facetten der griechischen Staatenwelt und werden so neben anderen wie etwa in Kreta, Delphi oder Syrakus behandelt; ihre Bedeutung schlägt sich allerdings in der Zahl der Seiten nieder, die ihnen gewidmet sind.

Man könnte bei einem solchen Ansatz die griechische Geschichte anekdotenreich, voll plastischer Details erzählen. Doch auf erzählerische Spannung ist diese Darstellung nicht angelegt, vielmehr auf intellektuelle Durchdringung. Anekdotisches ist selten, Quellenzitate sind sparsam verteilt. Knapp behandeln die Autoren dementsprechend die Ereignisgeschichte, bisweilen in Tabellenform. Die Durchdringung des Stoffes erweist sich in der Erörterung der "gedanklichen und die realen Voraussetzungen" der griechischen Geschichte, darunter Geographie und Umwelt. Eindringlich behandeln die Autoren zudem "Grundstrukturen und Basisprozesse" der griechischen Ge-schichte, die Bedeutung von Polis und Oikos, die gesellschaftliche Schichtung, Mobilität und auch Ordnungsmodelle. Die Forschung der letzten Jahre war auf diesem Gebiet überaus ertragreich, indes von unterschiedlichen Modellen bestimmt. Umso wichtiger ist, dass die Verfasser verschiedene Faktoren in einer eindrucksvollen Verdichtung zusammendenken.

Das Werk gehört zu der bewährten Reihe des "Oldenbourg Grundriss der Geschichte", der seit den späten Siebzigerjahren unzählige Geschichtsstudenten, aber ebenso Fachkollegen half, sich historische Epochen zu erschließen. Ein Band bot jeweils eine knappe Darstellung sowie Überblicke zu Forschung und Literatur. Wenig Raum blieb oft für die Darstellung, hauptsächlich benutzte man den Forschungsüberblick.

Das hier angezeigte Werk ist durch das Reihenkonzept mitbestimmt, so bei der chronologischen Abgrenzung. Für die Zeit vor 800 und nach 322 liegen andere Bände vor, doch erweist sich dieser zeitliche Rahmen als sinnvoll. Anders als üblich behandeln Raimund Schulz und Uwe Walter die beiden Teile des Grundrisses in zwei Bänden. Das hat einen unschätzbaren Vorteil: Die Darstellung steht für sich. Deren Lektüre lohnt sich auch für allgemein interessierte Leser, denen es nicht auf die Einzelheiten ankommt, sondern darauf, die Eigenheit des antiken Griechenlands zu verstehen, das auf so engem Raum, mit so wenigen Menschen, von zahlreichen Kriegen zerrissen und scheinbar übermächtigen Gegnern ausgesetzt, eine immense weltgeschichtliche Wirkung entfaltete.

Das Werk überrascht durch neue Zäsuren. Die Archaische Zeit wird nicht als eigene Epoche behandelt, vielmehr eine Zäsur 550 gesetzt, eine andere 400: Mischen die Griechen zunächst in der großen Politik Griechenlands mit, so verändern sich seit 400 die Machtkonstellationen, indem die Peripherien stärker werden. Auf dieser Grundlage ist eine neue Synthese entstanden, in der sich ein wiederholtes Durchdenken des Gegenstands niederschlägt, welches vor allem um die Frage der politischen Integration kreist. Sie ist keine blutleere Zusammenfassung des Wissens, vielmehr ein Plädoyer, trotz postkolonialer Attacken die Besonderheit der alten Griechen zu würdigen. Die Einzigartigkeit Athens machen die Autoren folglich durchaus sichtbar, namentlich die Dignität der Demokratie, die ihre Bürger zu mobilisieren wusste, sich über viele Jahrzehnte auch schwersten Krisen gewachsen zeigte, selbst wenn Athen sich der Übermacht Makedoniens geschlagen geben musste. Athen erscheint als Inbegriff der griechischen Gestaltungsfreiheit. Im Hellenismus wird diese geringer, während sich die Welt der Griechen nach antiken Maßstäben global erweitert. Dieses Paradox gehört zu den wichtigen Einsichten, die das gedankenreiche Buch vermittelt. HARTMUT LEPPIN

Raimund Schulz / Uwe Walter: "Griechische Geschichte ca. 800 - 322

v. Chr." Band 1: Darstellung; Band 2: Forschung und Literatur.

De Gruyter Verlag, Oldenbourg 2022. 278 und 393 S., Abb., br., je 24,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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