Im 18. Jahrhundert avancierten die Pocken zur vorherrschenden Infektionskrankheit Europas. Die absolut regierende Obrigkeit erkannte unter dem Einfluss der Philosophie der Aufklärung den Menschen als Reichtum eines Staates und erklärte die Gesundheit der Bevölkerung zur staatlichen Angelegenheit. Die von der Obrigkeit eingeleiteten Maßnahmen zur Bekämpfung und Prävention von Epidemien bedingten jedoch Veränderungen auf den unterschiedlichsten Ebenen einer Gesellschaft: Sie führten nicht nur zur Umgestaltung der sanitären Verwaltung, sondern trugen auch zur Veränderung der Reinlichkeitsvorstellungen der Bevölkerung sowie zum Wandel der Geruchstoleranz in der Gesellschaft bei. Bedingt durch diese Veränderungen trat die medizinische Policey in den Fokus, die die neuen hygienischen und sanitären Vorschriften in der Bevölkerung durchzusetzen versuchte. Die Obrigkeit griff aufgrund des Impfzwangs erstmals flächendeckend in das Private der Bevölkerung ein. Die Analyse des "Sanitæts Protocols" zeigt jedoch auf, dass die gesetzten Maßnahmen in der Praxis sehr eingeschränkt erfolgreich waren und dass diese erst im 19. Jahrhundert entscheidende Verbesserungen herbeiführten.
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