Als 1248 der christliche Glaube in Sevilla Einzug hielt, blickte die Stadt auf 500 Jahre islamischer Herrschaft zurück. Die christliche, aus dem Norden importierte gotische Formensprache und die traditionell verwurzelte hispano-arabische Kunst verbanden sich, wie vielerorts in Spanien, zur Mudéjarkunst, der Kunst der unter christlicher Herrschaft lebenden Muslime. Die ersten der ab 1248 in und um Sevilla entstandenen Kirchenbauten folgen noch weitgehend dem gotischen Stil. Doch die in den nachfolgenden Jahrzehnten errichteten Kirchen offenbaren in erstaunlichem Maße den Einsatz islamische Formenelemente, Bautechniken und -materialien. Weshalb ließ die christliche Gesellschaft diesen islamischen Einfluss zu? Warum entschied man sich für den Einsatz islamischer Bauformen und welche Vorteile boten sie? Nach der Darstellung des historischen und kunsthistorischen Kontextes demonstriert die Autorin anhand ausgewählter Kirchenbauten die sakrale Mudéjararchitektur Sevillas dieser Zeit. Neben technischen und ästhetischen Gesichtspunkten wird untersucht, welche Rolle die islamische Geschichte der Region und die Beweggründe der Reconquista für die Akzeptanz der Mudéjararchitektur spielten.