Sevilla zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Wenige Jahre zuvor hat Christoph Columbus Amerika entdeckt, und die südspanische Stadt ist zunächst der einzige Umschlagplatz des Überseehandels. Ab 1503 befindet sich dort die "Casa de la Contrataci n", das staatliche Handelshaus, und Sevilla wird zu einer der reichsten Städte der Welt. Darüber, wie es den Spaniern bei der Entdeckung der Neuen Welt ergangen ist, wissen wir viel. Doch wie empfanden die Indios, die neben den fremden Gewürzen und dem Gold als Sklaven mit nach Europa genommen wurden, das, was ihnen - den Wilden - als "die zivilisierte Welt" beschrieben wurde? Im Sommer des Jahres 1500 treffen zwei junge Indios - frisch auf die Namen Cristobalillo und Catalina getauft - im Hafen von Sevilla ein. Erwartet wird das Schiff von zwei jungen Männern: Bartolome de las Casas (später der Apostel der Indios) und Alonso lvarez. Cristobalillo wird in Zukunft im Hause de las Casas leben, denn Pedro de las Casas hat ihn seinem Sohn B artolome aus der Neuen Welt mitgebracht. Catalina, die als besonders exotisch gilt, denn sie soll eine Kannibalin sein, wird von Alonsos Bruder Diego erworben, der eine Bodega betreibt. Der Ruf der wunderschönen, geheimnisvollen und gefährlichen Frau zieht viele Neugierige an, die von nun an in der "Bodega de la India" einkehren. Und besonders gute Freunde - alle berühmte Seefahrer - erhalten die Erlaubnis von Catalinas Herrn, sich für ein unvergleichliches erotisches Erlebnis mit Catalina zurückzuziehen. Auch Alonso, der kleine Bruder des Wirts, kommt in den Genuss von Catalinas Liebesdiensten - und verliebt sich. Was die India empfindet, bleibt ein Rätsel, denn sie beklagt sich nie, zeigt kaum eine Gefühlsregung und erlernt auch nicht die kastilische Sprache, obwohl Cristobalillo sich alle Mühe gibt, sie ihr beizubringen. Als Catalina schwanger wird, nehmen die möglichen Väter die Nachricht mit gemischten Gefühlen auf. Catalinas Herr, Diego lvarez, freut sich auf das G eld, das das Kind auf dem Sklavenmarkt einbringen wird. Dem verliebten Alonso bricht die Schacherei beinah das Herz. Auf einmal ist Catalina verschwunden. Nur Cristobalillo weiß, wo sie ist, schweigt aber. Catalina bringt ihr Kind zur Welt, das direkt nach der Geburt verschwindet. Die angeblich so zivilisierten Sevillaner sind sich sicher, dass die wilde Kannibalin ihr Kind verschlungen hat. Wirkliche Zeugen gibt es nicht, dennoch wird die India zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. In den letzten Momenten ihres Lebens beginnt sie zu sprechen - in fehlerlosem Kastilisch schreit sie den Anwesenden entgegen, wie sehr sie sie verabscheut, die sie zur Sklavin gemacht und in diese stinkende Stadt geholt haben. Lieber stirbt sie, als ihr Kind in diese unmenschlichen Hände zu geben.