Hat deine Ur-Ur-Uroma eigentlich an Sex gedacht? Klare Antwort: Ja, sie hat. Sicher hat sie anders geflirtet als die heutige Jugend. Aber die Menschen waren früher längst nicht so prüde, wie wir manchmal denken. Die Ethnologin Elin Hägg nimmt uns mit auf eine erstaunliche Reise durch die (abendländische) Geschichte der Ideen, Religionen und Machtverhältnisse - immer in Bezug auf deren Auswirkungen auf das Sexleben. Eins wird dabei ganz klar: Unser Umgang damit ist immer im Wandel - und das ist gut so!
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Kinder ab 11 lernen aus Elin Häggs Buch viel über Sex und den historischen Blick darauf, so Karin Hahn. Und zwar beschäftige sich die Autorin mit der Rolle von Sexualität im westlichen Kulturkreis, die unter anderem anhand von Begriffen wie Norm und Tabu aufgeschlüsselt werde. Ein Aufklärungsbuch ist das nicht, stellt Hahn klar, Grundwissen über sexuelle Praktiken wird von der Autorin vorausgesetzt. Stattdessen lernt man hier laut Rezensentin unter anderem etwas über den Zusammenhang von Ehe und Patrilinearität, sowie über aus heutiger Sicht abstrus anmutende historische Jungfräulichkeitstests. Auch Veränderungen im Blick auf Sexualität jüngeren Datums, etwa im Zuge der sexuellen Revolution und #MeToo kommen zur Sprache, so Hahn. Das alles ist in einem entspannten Tonfall geschrieben und lustig illustriert, freut sich die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Es gibt nicht den richtigen Zeitpunkt, wann man mit Kindern über Sex sprechen sollte. Es gibt aber richtig gute Bücher, die weit über die Biologie hinausgehen. Das hier ist so eines.« Stuttgarter Zeitung, Anja Wasserbäch
GRANDIOS! Ich vergebe seit Jahren heimlich eine Wertung, die unsere Skala sprengt. Sie entspricht etwa 10 von 5 Punkten und bedeutet Jeder Mensch sollte dieses Buch hören. Diesem Buch gebührt diese Wertung. Was wir über Sex wissen, denken und vermuten, beeinflusst, wie wir miteinander umgehen. Dass junge Menschen gut über Sex Bescheid wissen, ist unglaublich wichtig. Sex ist kein Aufklärungsbuch über mechanische und biologische Vorgänge, sondern befasst sich mit den Bedeutungen, die wir diesen Vorgängen im Laufe der Geschichte zuschrieben. Elin Hägg räumt elegant mit schädlichen Mythen auf, legt Wert auf Themen, die im herkömmlichen Sexualkundeunterricht zu kurz kommen – Einvernehmlichkeit, zum Beispiel. Diese Kulturgeschichte der Sexualität (in der westlichen Hemisphäre) ist eine wilde Reise und ein erstklassiges Fundament. Lydia Herms' helle, weiche Stimme macht entsetzliche Tatsachen (die Hexenverfolgung etwa oder die Rassenpolitik der Nazis) ein wenig erträglicher und die fröhlicheren Fakten (Stichwort: singende Vulven) zu einem Genuss. Auch Beatrix Hermens und Thorsten Giese lesen ganz wunderbar.