Prostitution unter Männern war bislang ein weißer Fleck in den Sozialwissenschaften. Andererseits ist lange bekannt, dass die HIV-Ansteckungsraten in dieser Szene hoch sind. Wirksame Strategien zur Prävention können jedoch nur auf einer empirischen Basis greifen. Andreas Pfister hat mann-männliche Sexarbeit in der Schweiz empirisch untersucht. Seine qualitativen Interviews zeigen Karrierewege von Männern im Sexgewerbe, ihre Berufs-Ideale und ihr Verhalten zum Schutz vor einer HIV-Infektion. Das Bild vom besonders bedürftigen "Stricher" deckt dabei ganz offensichtlich nur einen Teil der tatsächlich Aktiven ab. Männliche Sexarbeiter kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten und bringen höchst differenzierte soziale, ökonomische und kulturelle Prägungen mit. So gibt es auch diejenigen, die ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse mit finanziellen Interessen verbinden. Die Präventionsarbeit zur Verhinderung von HIV-Neuinfektionen und die Soziale Arbeit müssen daher in diesem Bereich künftig ihre Zielgruppen weitaus differenzierter bestimmen.