Sexualität und Literatur teilen eine Fähigkeit: Sie schaffen Wirklichkeit. Wie die Sexualität die psychische Realität des Begehrens herstellt, erzeugt ein literarischer Text fiktive Welten und poetische Ereignisse. Die in SexLit versammelten Auseinandersetzungen mit literarischen Texten des 20. und 21. Jahrhunderts gehen von dieser Fähigkeit aus. Sie sind als kritische Analysen zu verstehen, weil sie auf die Kritik an Patriarchat und Zwangsheterosexualität zurückkommen, die seit den 1960er Jahren geführt wurde. Eine solche Kritik schien am Beginn der Queer Studies zu stehen. Während die Queer Studies schon länger damit beschäftigt sind, sich diese Kritik selbst auszutreiben, erarbeiten die Texte dieses Bandes das Verhältnis von Sexualität und Literatur, indem sie voraussetzen, dass eine allgemeine Emanzipation nötig sei. Die Analysen und die beiden literarischen Erstveröffentlichungen, die sie ergänzen, zeigen, dass Literatur einen besonderen Beitrag zur Kritik der Gesellschaft leisten kann.