Zahlreiche Fälle sexualisierter Gewalt im pädagogischen Kontext zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen Macht, Sexualität und Pädagogik noch nicht ausreichend untersucht wurde. Die Odenwaldschule soll als aktuelles Beispiel für die Analyse der konzeptionellen Bedingungen des reformpädagogischen Landerziehungsheimes dienen. Bei der Auswertung der Zahlen und der Geschehnisse an der Odenwaldschule stellt sich besonders die Frage nach den Umständen, die eine solch systematische Anwendung sexualisierter Gewalt an einer renommierten Schule über einen langen Zeitraum möglich machen konnten ohne dass Beteiligte - seien es Mitarbeiter_innen, Eltern oder Mitschüler_innen - einschreiten konnten oder wollten. Inwieweit konnte die ideologische Programmatik und die Organisationsstruktur der reformpädagogischen Landerziehungsheime strukturelle Möglichkeiten für die Ausübung sexualisierter Gewalt schaffen?