Diese Arbeit setzt sich mit der Situation von Mädchen auseinander, die Opfer von Vergewaltigung oder sexuellem Mißbrauch geworden sind. Besonde res Augenmerk haben wir dabei auf den sexuellen Mißbrauch durch Väter und andere männliche Familienangehörige gelegt, weil die Familie für den überwie genden Teil der Mädchen bis zum Erwachsenwerden Lebensmittelpunkt ist, gerade die sexuelle Gewalt, die sie hier trifft, aber größtenteils verschwiegen wird. Unsere Ausführungen orientieren sich parteilich an der spezifischen Abhän gigkeit und Unterdrückung, in der Mädchen auch heute leben und die jede Ge neration von Frauen in der für die Zeit ihrer Kindheit und Jugend typischen Form durchlebt hat. Wenn wir hier über Mädchen schreiben, die Opfer sexuel ler Gewalt von Männern geworden sind, so sehen wir sie nicht als die "prädesti nierten" oder "ewigen" Opfer. Vielmehr sind wir der Meinung, daß parteiliche Forschung, die die Mädchen selbst zu Wort kommen läßt, das öffentlichma chen der Ergebnisse und die Realisierung unserer Forderungen erheblich dazu beitragen kann, daß die Lebenssituation von Mädchen sich verbessert, auch wenn Vergewaltigung und sexueller Mißbrauch nicht kurzfristig aus der Welt zu schaffen sind. Die Arbeit, die von Frauen der autonomen Frauenbewegung in den letzten Jahren in Frauenhäusern, Notruf und anderen Selbsthilfeprojekten geleistet worden ist, zeigt, wie ausschlaggebend die Existenz solcher frauenspezifischen Hilfsangebote dafür ist, daß Frauen lernen, die Gewalterfahrungen nicht gegen sich selbst zu richten. Für Mädchen sind Selbsthilfeprojekte noch viel spärli cher, und die Arbeit ist in den Anfängen. Es ist dringend notwendig, hier besse re Bedingungen zu schaffen.
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