Liebe und Triebhaftigkeit, Verlangen und Lust, Verliebtheit, Partnersuche und Mitgiftjagd, Eheglück und Ehekonflikte, Kindszeugung und Kindererziehung - zu all diesen Themen äußert sich ausführlich die traditionelle jüdische Moralliteratur, die hier zum Geschlechts und Familienleben erstmals umfassend untersucht wird. Die verwendeten Quellen repräsentieren ein ganzes Jahrtausend jüdischer - und damit auch europäischer - Geistesgeschichte. Ihre Autoren erteilen praktischen Rat wie moralische Unterweisung. Sie stützen sich dabei auf die griechische Philosophie, die zeitgenössische Medizin und ihre eigene Lebenserfahrung nicht minder als auf die religiöse Überlieferung. Stets schreiben sie im Spannungsfeld zwischen Tradition und Erneuerung, zwischen literarischer Konvention und gesellschaftlicher Wirklichkeit, die oft in drastischer Plastizität greifbar wird und die selten ihren moralischen Ansprüchen genügte.