Sexualität und Partnerschaft bei Menschen mit einer geistigen Behinderung sind längst vom Tabu- zum Diskussionsthema geworden. Noch immer aber prägen Verunsicherungen und Vorbehalte die öffentliche Meinung. Die Autorin nimmt sich des Themas aus dem Blickwinkel der direkt Betroffenen an und begibt sich damit auf Neuland. Während die bisherigen Veröffentlichungen zum Thema "Sexualität und Behinderung" meist eine reine Fremdsicht artikulieren oder überwiegend behinderte Menschen mit entwickelten Kommunikationsfähigkeiten in die Untersuchung einbeziehen, befragte sie Jugendliche mit schweren kognitiven und kommunikativen Beeinträchtigungen und schließt damit eine Lücke in der Forschung. Die Autorin suchte über einen individuell-biographischen Ansatz erste Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Betroffenen. Auf Grund der eingeschränkten verbalen Kommunikationsfähigkeiten schieden Interviews und Befragungen nach herkömmlichen methodischen Standards aus, somit war eine Modifikation zwingend erforderlich. Während zahlreicher Begegnungen ist es der Autorin gelungen, einen Zugang zur Subjektperson der Heranwachsenden zu finden. Die Gedanken und Gefühle der Jugendlichen stellt sie in einen Zusammenhang mit den Auffassungen der mittelbar betroffenen Eltern, Geschwister und Lehrer. Ein Buch, das durch seine authentische Darstellung und kritisch-sachlich fundierte Argumentation sowohl für fachlich am Thema Interessierte als auch für Betroffene hilfreich ist.