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Shakespeares Bühnenrezeption ist die Abfolge von Skandalen. Um den 'dritten deutschen Klassiker' stritten Avantgardisten des Sturm und Drang wie Lenz und Goethe, Philosophen wie Hegel, Regisseure und Schauspieler, unter ihnen Jessner, Reinhardt, Gründgens, aber auch nationalsozialistische Ideologen. Zum Zankapfel wurde Shakespeare besonders nach 1945 durch das Regietheater. Inszenierungen von Grüber, Müller, bis zu Tabori und Zadek zeigten die Sprengkraft des Dramatikers aufs Neue. Erstmals im Gesamtüberblick eräutert das Buch diese wichtigsten Stadien der deutschen Shakespeare-Rezeption von…mehr

Produktbeschreibung
Shakespeares Bühnenrezeption ist die Abfolge von Skandalen. Um den 'dritten deutschen Klassiker' stritten Avantgardisten des Sturm und Drang wie Lenz und Goethe, Philosophen wie Hegel, Regisseure und Schauspieler, unter ihnen Jessner, Reinhardt, Gründgens, aber auch nationalsozialistische Ideologen. Zum Zankapfel wurde Shakespeare besonders nach 1945 durch das Regietheater. Inszenierungen von Grüber, Müller, bis zu Tabori und Zadek zeigten die Sprengkraft des Dramatikers aufs Neue. Erstmals im Gesamtüberblick eräutert das Buch diese wichtigsten Stadien der deutschen Shakespeare-Rezeption von den Anfängen bis heute. Im Zentrum steht die deutsche Shakespeare-Diskussion und das theatrale Subjekt, das bis an die Grenze seines Verschwindens inszeniert wird.
Als sich 1990 der Vorhang über Heiner Müllers Berliner Inszenierung »Hamlet/Maschine« senkte, entdeckte die Kritik in Hamlet den Idealisten des Bürger-Forums, der den Ausverkauf der DDR an den Kapitalisten Fortinbras (= BRD) nicht verhinderte. Politischer schien kein Zeitstück - aktuell in einem brisanten Moment deutscher Geschichte war wieder einmal der 'dritte deutsche Klassiker' Shakespeare. Seine Bühnekarriere untersucht diese Studie mit einer Methode, die Hermeneutik und Semiotik zu verbinden sucht: von den Anfängen über die Shakespeare-Kritik im 19. Jahrhundert (Hegel), das Theater der Weimarer Republik (Jessner, Reinhardt), die nationalsozialistische Shakespeare-Idolatrie, das Theater der 50er Jahre bis hin zur Gegenwart. Im Zentrum steht das Regietheater mit Inszenierungen von Grüber, Palitzsch über Tabori bis Zadek. Als Institution des 'Klassikermords' diskriminiert, wird sein Stellenwert für die Shakespeare-Rezeption erörtert. Daß eine Bühnengeschichte zugleich Partialgeschichte des deutschen Theaters ist, wundert angesichts von Shakespeares Spitzenstellung im Spielplan nicht. Leitfaden der Untersuchung sind zwei Aspekte: Welche Funktion spielt die 'Klassiker'-Zuschreibung, die beschrieben und erörtert wird, für die ideologische, ästhetische Shakespeare-Rezeption? Wie vereinbarte sich der nationale, 'völkische' Shakespeare der Reichsgründung und des Dritten Reichs mit dem 'Klassiker'-Status, der doch gerade die humane Utopie abseits politischer Abgrenzung verfolgte? Liegt der Widerspruch im 'Klassiker'-Status selbst? Mit Shakespeare inszeniert das Theater Identitätsgeschichten. Welche Chancen gibt das Theater noch Shakespeare-Protagonisten, die im Nationalsozialismus als Führer schlechthin, in den 90er Jahren, im Zeitalter der Posthistoire, vom Verschwinden bedroht sind? Die Inszenierungsanalysen gelten markanten Inszenierungen von »Hamlet«, »Coriolan«, »Maß für Maß«, »Richard III«.