Besucher waren vorgewarnt. Ein handschriftlicher Hinweis verkündete: "Das Museum Shangri-La als Zeuge der über tausendjährigen Geschichte unserer Vorfahren in ihrer Arbeit, Mühe und Hingabe, erstreckt sich über 5.000 Quadratmeter". Von Beginn an war es ein utopisches Unterfangen. Nicht grundlos stand das fiktive Lama-Kloster Shangri-La aus James Hiltons Roman "Der verlorene Horizont" für dieses Museum Pate. Ein normales Museum war Shangri-La nie. Seit 1965 verfolgte Pietro Benzi (1931-2014) das Projekt, während der Umweltaktivist bei den Bauern des Piemonts dafür warb, keine Pestizide zu verwenden, sammelte er ein, was diese nicht mehr wollten, weil es zu alt oder aus der Mode gekommen waren: 2,7 Millionen Objekte der Alltagskultur, darunter viel Hausrat, religiöser Kitsch, Nippes, Schuhe und Plastikspielzeug. Pietro Benzi, der als Glockenmechaniker gearbeitet hat, sammelte gegen das Vergessen an, gegen die Vergänglichkeit kam auch er nicht an. Der Bildessay von Cosima und Klaus Schneider nimmt den Betrachter mit auf eine Reise in das Innere dieser unsystematischen Sammlung. Viel Staub und Spinnfäden haben sich über diese "Stillleben aus verborgenem Tiefsinn" gelegt, wie der Literaturwissenschaftler Heiner Boehncke diese Ruine eines Museums nennt. Die sechs Texte dieses Buches kreisen um den Sinn des Sammelns und der Institution des Museums, folgen aber auch poetischen Arrangements und dadaistischen Collagen. Hier ist ein Originalkunstwerk zu entdecken.