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"Sherlock Holmes in Rio" ist das einzige Abenteuer, das Conan Doyle aus Gründen des Takts nicht erzählt hat. Zunächst ist nur die kostbare Stradivari verschwunden, die der Kaiser von Brasilien seiner Geliebten geschenkt hat. Die legendäre Sarah Bernhardt, in Rio gerade auf Gastspielreise, empfiehlt dem Herrscher ihren Freund Holmes für die Aufklärung des Falls. Kein großes Problem für einen Detektiv seines Kalibers. Als dann aber in den Straßen Rios makaber zugerichtete Frauenleichen gefunden werden, ist Holmes' Scharfsinn ernsthaft gefordert.

Produktbeschreibung
"Sherlock Holmes in Rio" ist das einzige Abenteuer, das Conan Doyle aus Gründen des Takts nicht erzählt hat. Zunächst ist nur die kostbare Stradivari verschwunden, die der Kaiser von Brasilien seiner Geliebten geschenkt hat. Die legendäre Sarah Bernhardt, in Rio gerade auf Gastspielreise, empfiehlt dem Herrscher ihren Freund Holmes für die Aufklärung des Falls. Kein großes Problem für einen Detektiv seines Kalibers. Als dann aber in den Straßen Rios makaber zugerichtete Frauenleichen gefunden werden, ist Holmes' Scharfsinn ernsthaft gefordert.
Autorenporträt
Jô Soares wurde 1938 in Rio de Janeiro geboren. Lange bevor sein erster Roman O Xangô de Baker Street (dt. Sherlock Holmes in Rio, 1998) 1995 veröffentlicht wurde, war er in seiner Heimat bereits als Komödiant, Humorist und Kolumnist durch seine Tätigkeiten für das Fernsehen bekannt geworden. Mit seinem ersten literarischen Werk gelang ihm sogleich der internationale Erfolg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.1997

Hinein in den Salat
Sherlock Holmes in Rio: Ein unnötiger Fall von Jo Soares

Warum gibt es keinen Figurenschutz auf Ewigkeit? Sherlock Holmes und Doktor Watson sind bekannt wie bunte Hühner, und wer noch nichts von ihnen gelesen hat, der hat von ihnen vielleicht etwas gesehen, den "Hund von Baskerville" zum Beispiel. Sherlock Holmes und Doktor Watson sind Typen ohne Wenn und Aber wie Dick und Doof. Und das haben die beiden einzig und allein ihrem Autor zu verdanken, Arthur Conan Doyle, der sie mit viel Zuneigung durch allerhand Abenteuer geführt hat und zusah, daß ihnen kein Unrecht geschah durch schlampige Sätze oder dämliche Konstruktionen. Arthur Conan Doyle hat sich um die beiden wirklich gekümmert, so daß sie ins Gedächtnis einzogen mit Pfeife, Cape und Kappe. Dort stehen die beiden, denkmalgleich, wie Klassiker so sind.

An den beiden englischen Helden haftet kein Zettel mit dem Hinweis, das Anfassen sei verboten. Der Autor hat kein Auge mehr auf sie, lange schon ruht er unter der Erde. Lange genug für den lachenden Dritten, sich Holmes und Watson unter die Arme zu klemmen und sie dann ins kalte Wasser einer Geschichte zu werfen, die, warum auch nicht, in Brasilien spielt. Warum gerade Brasilien? Der Autor lebt in Brasilien. Wäre er in Grönland zu Hause, dann würden die beiden Schlitten fahren. Klassikern bleibt eben nichts erspart. So gingen also die beiden Engländer im Jahr 1886 von Bord der "Aquitania" und betraten zum erstenmal in ihrem Leben brasilianischen Boden. Es war sieben Uhr morgens und angenehm warm.

Rio de Janeiro feierte damals die Auftritte der Sarah Bernhardt, während an einer anderen Ecke der Stadt der Frauenmörder kaltblütig zustieß und danach seinen Opfern beide Ohren abschnitt. Die Leichen waren ganz grausig anzusehen und stellten die örtliche Polizei vor ein Rätsel. Wer tat so etwas? Und warum? Mit diesen Fragen wurde die Fährte aufgenommen. Die Spürnasen witterten ein Geheimnis. Doch aus der Sackgasse der Platitüden und Witzeleien, in die der Autor die Geschichte fahren ließ, war auch nicht mit Hilfe der beiden Engländer zu entkommen. Immer tiefer trieb der Autor seine prominenten Gäste vom europäischen Kontinent in einen Fall hinein, der im besonderen und vereinzelt ein krimineller, im allgemeinen und durchgehend ein sprachlich banal konstruierter Schwachsinn war. So verheddert in Quasseleien und gefesselt ans Unvermögen des Autors, konnten Holmes und Watson nur scheitern.

Und dabei hätte es doch gerade umgekehrt, hätte das Auftreten von Holmes und Watson glorreich und folgenreich sein sollen. Kaum wären, so die Hoffnung des Autors, die beiden Klassiker an Land gegangen, hätten sie dem blinden und sprachunempfindlichen Treiben in Brasiliens Hauptstadt, das der Autor selbst angezettelt hat, ein Ende setzen sollen. Man hatte sie erwartet, mit Vorschußlorbeeren empfangen. Der rote Teppich war ausgerollt, und sie hätten nur noch hineinspazieren mögen in den Salat und ein wenig Öl hierhin und dorthin träufeln, um alles dem "lieben Leser", wie es anbiedernd auf dem Umschlagtext heißt, schmackhaft zu machen.

Nichts ist daraus geworden. Wie hätte es auch? Die beiden Engländer haben auf ganzer Linie versagt; sie haben den brasilianischen Fall nicht gelöst. Unverrichteterdinge ziehen sie wieder davon. Zurück bleibt ein Autor, von seiner Geschichte, seinen importierten Helden im Stich gelassen. Ein unnötiger Fall, doch ein klassischer Abgang. EBERHARD RATHGEB

Jo Soares: "Sherlock Holmes in Rio". Roman. Aus dem Portugiesischen übersetzt von Karin von Schweder-Schreiner. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1997. 318 S., geb., 39,80 DM.

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"Soares hat eine amüsante, augenzwinkernde Hommage an eine grosse literarische Figur geschrieben. Gekonnt verflicht der Autor seine eigenen Fiktionen mit Conan Doyles Helden und unterlegt das Ganze mit authentischer Stadtgeschichte und dem Lokalkolorit von Rio de Janeiros tropischer Belle époque. Entstanden ist ein prickelndes Divertimento, das keine weiteren Ansprüche erhebt." Georg Sütterlin Neue Zürcher Zeitung