Mit den bitter-humoristischen Begriffen »Schildbürger« und »Spießbürger« wurden zwei alte Sozialcharaktere gekennzeichnet: Der eine zerstört närrisch-klug und doch in bester Absicht sein Gemeinwesen. Der andere verteidigt verbiestert seinen Status quo.In den saturierten liberalen Gesellschaften des Westens hat, wie Ulf Poschardt zeigt, ein neuer Sozialcharakter das Zepter in die Hand genommen: der »Shitbürger«, in dem sich Anmaßung und Untertanengeist, Selbstbehauptung und Opportunismus unheilvoll mischen. Shitbürger setzen sich in kluger Narretei für die Rettung der Welt ein und verteidigen dabei moralisch überlegen die eigenen Pfründe. In Deutschland haben sie längst weite Teile des Kultur-, Medien- und Wissenschaftsbetriebs unter ihre Kontrolle gebracht, dazu die Amtskirchen und eine große Mehrheit der überwiegend mit Steuergeldern finanzierten NGOs.Wohin die Hegemonie des Shitbürgertums Deutschland getrieben hat, ist längst offensichtlich. Ulf Poschardt konstatiert, dass die Krise unseres Landes ohne Selbstkritik dieses Milieus und eine Rückbesinnung auf republikanische Tugenden nicht überwunden werden kann. Bleibt die Selbstkritik aus, muss es ideologisch dekonstruiert werden.