Si suln in wesen undertân, sô mugen si wunne ensamt hân ("Diu mâze" 144-147). Dieser Satz stammt aus dem im 12. Jahrhundert entstandenen Lehrgedicht "Diu mâze" und erinnert daran, dass sich der Unterschied zwischen Mann und Frau nicht nur durch die äußerliche Erscheinung, sondern auch durch geschlechtsspezifisches Verhalten und dementsprechende Erwartungen der jeweiligen Gesellschaft auszeichnet. Folglich werden in diesem Buch mittelalterliche Vorstellungen über die Position und das Verhalten von adeligen Frauen mit der Beschreibung der Interaktionen und Handlungsweisen weiblicher Figuren im mittelhochdeutschen Werk "Kudrun" kontrastiert und es wird in weiterer Folge gezeigt, inwiefern die weiblichen Figuren der "Kudrun" tatsächlich Untergebene sind, wem sie sich freiwillig oder unfreiwillig unterordnen, wie sich dies äußert und welche Konsequenzen zu erwarten sind, wenn sie in führenden Positionen agieren. In einem abschließenden Kapitel wird schließlich die Umsetzung der "Kudrun" im Deutschunterricht thematisiert. Nach einer Besprechung der Stärken, aber auch der Herausforderungen, die mit der Arbeit an mittelhochdeutschen Werken verbunden sind, wird anhand eines konkreten Beispiels veranschaulicht, inwieweit Prinzipien des österreichischen Lehrplans durch konstruktiv-produktiven Umgang mit mittelhochdeutscher Literatur nachgekommen werden kann.