Die Philosophie spricht viel vom Tun, eher wenig vom Lassen.
Die Leistungen des Menschen können jedoch nur in der Einheit beider Bewegungen gelingen. Dieses Motiv verfolgt Martin Seel in exemplarischen Untersuchungen zur Sprachphilosophie und Erkenntnistheorie einerseits, zur Handlungstheorie und Ethik andererseits. Dabei kommt es zu einer weitreichenden Kritik epistemologischer und moralischer Ideale. Das Buch mündet in den Entwurf eines revidierten Begriffs von Selbstbestimmung: Im Erkennen und Handeln kommt es darauf an, sich bestimmen zu lassen und doch zugleich sich bestimmen zu lassen. Gegenüber den Vereinseitigungen bei Hume oder Kant, Nietzsche oder Heidegger wird damit eine Balance hergestellt, die in der Tradition oft verfehlt worden ist.
Die Leistungen des Menschen können jedoch nur in der Einheit beider Bewegungen gelingen. Dieses Motiv verfolgt Martin Seel in exemplarischen Untersuchungen zur Sprachphilosophie und Erkenntnistheorie einerseits, zur Handlungstheorie und Ethik andererseits. Dabei kommt es zu einer weitreichenden Kritik epistemologischer und moralischer Ideale. Das Buch mündet in den Entwurf eines revidierten Begriffs von Selbstbestimmung: Im Erkennen und Handeln kommt es darauf an, sich bestimmen zu lassen und doch zugleich sich bestimmen zu lassen. Gegenüber den Vereinseitigungen bei Hume oder Kant, Nietzsche oder Heidegger wird damit eine Balance hergestellt, die in der Tradition oft verfehlt worden ist.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Der mittlere Weg ist bisweilen besser als sein Ruf - auch in der Philosophie. Davon ist zumindest Marcus Willaschek nach der Lektüre von Martin Seels "Sich bestimmen lassen" überzeugt. Seels in Auseinandersetzung mit Kant, Hegel und Heidegger gewonnene Hauptthese besagt Willaschek zufolge, dass theoretische wie praktische Rationalität immer beides erfordern - Bestimmen und Bestimmenlassen, Aktivität und Passivität, Tun und Lassen, eine These, die in den hier gesammelten Arbeiten aus dreizehn Jahren durchbuchstabiert wird. Die Themen der Aufsätze und Essays, die Willaschek als "unakademisch schwungvoll und lebensnah" lobt, reichen von "Sprache" und "Metapher" über "Medien", "Spiel" und "Glück" bis zum "Bösen" und zur "Willensschwäche". Seel gehe dabei von einem gegenwärtig umkämpften Gegensatz aus, um dann zu zeigen, dass es sich um einen falschen Gegensatz handle, der wohlverstanden in einem Sowohl-als-Auch überwunden werden könne. Willaschek illustriert diese Vorgehensweise an Hand Frage, ob unsere Erkenntnis durch die Welt oder die Welt durch unser Erkennen bestimmt wird. Wie er ausführt, kritisiert Seel die Antwort des Realismus als auch die des Konstruktivismus als einseitig, und gelangt zur Einsicht, dass ein plausibler Konstruktivismus einen plausiblen Realismus mit einschließe - und vice versa. Zusammenfassend hält Willaschek fest, dass für Seel die philosophische Wahrheit immer "moderat" sei, sofern man darunter nicht die falsche Bescheidenheit eines "schwachen Denkens" verstehe, sondern die Anerkennung der Begrenztheit einer jeden Perspektive - einschließlich der eigenen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH