Spätmittelalterliche Malereien an Aussenwänden von Kirchen und Kapellen sind charakteristisch für (vor-)alpine Gegenden. Auch im alten Bistum Chur, das neben Graubünden den südtirolischen Vinschgau und Teile des Vorarlbergs und St. Gallens umfasste, entstanden zwischen 1150 und 1530 zahlreiche grossformatige, weithin sichtbare Fresken. Sie stellen in den meisten Fällen einen bestimmten Schutzheiligen dar, häufig auch Christus. Eher selten - im Vergleich etwa zum Veltlin oder Tessin - sind hingegen Abbildungen der Muttergottes. Simona Boscani Leoni liest diese Aussenmalereien nicht nur im…mehr
Spätmittelalterliche Malereien an Aussenwänden von Kirchen und Kapellen sind charakteristisch für (vor-)alpine Gegenden. Auch im alten Bistum Chur, das neben Graubünden den südtirolischen Vinschgau und Teile des Vorarlbergs und St. Gallens umfasste, entstanden zwischen 1150 und 1530 zahlreiche grossformatige, weithin sichtbare Fresken. Sie stellen in den meisten Fällen einen bestimmten Schutzheiligen dar, häufig auch Christus. Eher selten - im Vergleich etwa zum Veltlin oder Tessin - sind hingegen Abbildungen der Muttergottes.
Simona Boscani Leoni liest diese Aussenmalereien nicht nur im Kontext der zeitgenössischen Kunststile und der Religionspraxis, sondern auch der spezifischen politischen Ordnung. Im untersuchten geografischen Raum wurden die Herrschaftsverhältnisse ab dem 13. Jahrhundert zunehmend instabiler. Neben dem Bischof und den adligen Patronatsherren versuchten immer mehr auch kommunale Verbände, die Kontrolle über Kirchen und ihre Güter zu erlangen. Dabei spielte das Finanzieren und Anbringen von Aussenmalereien eine wichtige Rolle.
Simona Boscani Leoni, aufgewachsen im Tessin, ist Historikerin. Zur Religions-, Kirchen- und Sozialgeschichte des Mittelalters sowie zur Kommunikations- und Wissensgeschichte der Frühen Neuzeit publiziert sie in deutscher, italienischer, französischer und englischer Sprache. Nach dem Studium, Postdoc-Aufenthalten und Lehrtätigkeiten in Bologna, Paris, Zürich, Lugano, Aix-en-Provence, Marseille, Heidelberg, Luzern und Dresden erlangte sie 2013 eine Förderprofessur des Schweizerischen Nationalfonds an der Universität Bern.
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