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Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Seminar: Robert Musil - Erzählungen, Sprache: Deutsch, Abstract: In seinen 1911 bis 1931 verfassten Essays fordert Robert Musil eine neue Literaturbetrachtung, die Geschriebenes nicht an Bekanntem misst, sondern den Versuch unternimmt, "[...] gerade die Einmaligkeiten [...] nebeneinander auszubreiten [...]." Ziel für das eigene Schreiben war für Musil vor dem Hintergrund dieser Forderung, "[...] die Grenzkurve unseres…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Seminar: Robert Musil - Erzählungen, Sprache: Deutsch, Abstract: In seinen 1911 bis 1931 verfassten Essays fordert Robert Musil eine neue Literaturbetrachtung, die Geschriebenes nicht an Bekanntem misst, sondern den Versuch unternimmt, "[...] gerade die Einmaligkeiten [...] nebeneinander auszubreiten [...]." Ziel für das eigene Schreiben war für Musil vor dem Hintergrund dieser Forderung, "[...] die Grenzkurve unseres Fühlens u. Denkens, die Verbindungslinie der Endpunkte aller Wege, wo sie vor dem Nochnichtbegangenen abbrechen", abzubilden. Jene Zielsetzung ist Ausdruck für eine Erkenntnishaltung des Autors, welche die sich seinerzeit im Umbruch befindlichen Konzepte von Identität und Individuum als unvereinbar mit traditionellen Darstellungsformen empfindet und daher nach neuen Erzählweisen strebt. Nietzsches radikale Sprachkritik, Freuds Dekonstruktion der Einheit des Subjekts, Ernst Machs "Analyse der Empfindungen" sowie Hermann Bahrs Ausspruch von der Unrettbarkeit des Ichs bilden einen Horizont für Musils Schreiben, vor dem sich seine Protagonisten als moderne Subjekte zwischen eben jenen im Auflösenbegriffenen Konstanten ausnehmen. Thomas Pekar nennt das Problem der Selbstspaltung unddie prinzipielle Unvereinbarkeit der Spaltungsdualismen als grundlegendes Zeitphänomen und Merkmal von Musils Schreiben und Martin Siegel konstatiert die Uneinheitlichkeit desIch als Folie für die Handlungen der "Heldinnen" in Musils Erzählungen.Mit der Figur der Claudine zeichnet Musil eineFrauenfigur, die zwischen krisenhafter Identitäts- und Spracherfahrung einen Ehebruch begeht, derihr als "letzte Vermählung" die Vollendung ihrer Liebe bedeuten soll. Zusammengenommenergeben Titel und inhaltlicher Gang der Novelle den paradoxen Gedanken, eine Vollendungder Liebe durch Ehebruch erreichen zu können. Das Oxymoron Vereinigung durch Bruch verweist zum einen auf den Musil` schen Möglichkeitssinn, in dessen Rahmen dieser Denk- undHandlungsplan keineswegs paradoxen, sondern realistischen Charakter hat. Zum anderenspiegelt das die gesamte Erzählung strukturierende Begriffspaar die grundlegende Erfahrungeiner umfassenden Sprachskepsis der Moderne wider, wonach Sprache als Instrument der Wirklichkeitsvermittlung und Identitätskonstruktion in Zweifel gezogen wird. In diesem Sinne soll in den folgenden Ausführungen untersucht werden, wie Musil anhandder Figur der Claudine Schwierigkeiten der Identitätskonstitution vor dem Hintergrund derSpaltung des modernen Subjekts und einer umfassenden Sprachkrise verhandelt.
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