Eric Silver erzählt 40 wahre Geschichten von Frauen und Männern, die ihr Leben aufs Spiel setzten, um Juden vor den Nazis zu retten. Viel zu selten ist in Deutschland von diesen "stillen Helden" die Rede, deren Mut beeindruckt. Ein aktuelles Buch, das zeigt, wie durch Zivilcourage sowohl Widerstand als auch Menschlichkeit möglich werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.07.1995Stille Helden
Retter, die ihr Leben wagten
In seinem Einspruch gegen Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" hat der Schöpfer des epochalen Filmwerks "Shoa", Claude Lanzberg, gefragt, was es denn mit der "Mode der Gerechten" auf sich habe. Er meint damit die zunehmende Aufmerksamkeit für Menschen, die während der Nazizeit Juden gerettet haben. Sei man umgeschwenkt von den Tätern zu den Rettern, fragt er: "Wenn es so viele Gerechte gab, die bereit waren, Juden zu retten, warum gibt es so viele Juden, die umgekommen sind?" Doch es gab eben nicht viele Retter, deshalb muß man über die wenigen sprechen. Viele von ihnen sind spät entdeckt worden oder überhaupt (noch) unentdeckt geblieben, weil sie selbst nicht über die Vergangenheit sprechen.
Eric Silver, der Geschichten von "Frauen und Männern, die Juden vor den Nazis retteten", gesammelt hat, nennt sein Buch denn auch "Sie waren stille Helden". Die vierzig "Gerechten", die Silver porträtiert, haben außer ihrer Menschlichkeit, die sie alle zu Lebensrettern werden ließ, wenig gemeinsam. Einen holländischen Baumzüchter gibt es darunter und einen italienischen Kaufmann, einen portugiesischen und einen japanischen Konsul, einen schwedischen Pastor und eine litauische Bibliothekarin, einen deutschen Major und Max Schmeling, den weltbekannten Boxer. Britische Kriegsgefangene, patriotische Deutsche, Abenteurer, Diplomaten. Christen, Moslems, Kommunisten. Männer und Frauen. Zehntausend Gerechte wurden bisher in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel geehrt. "Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt", heißt es dort.
CHRISTA MELCHINGER Eric Silver: "Sie waren stille Helden. Frauen und Männer, die Juden vor den Nazis retteten". Aus dem Englischen von Verena Koch. Carl Hanser Verlag, München, Wien 1994. 252 S., geb., 29,80 DM. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Retter, die ihr Leben wagten
In seinem Einspruch gegen Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" hat der Schöpfer des epochalen Filmwerks "Shoa", Claude Lanzberg, gefragt, was es denn mit der "Mode der Gerechten" auf sich habe. Er meint damit die zunehmende Aufmerksamkeit für Menschen, die während der Nazizeit Juden gerettet haben. Sei man umgeschwenkt von den Tätern zu den Rettern, fragt er: "Wenn es so viele Gerechte gab, die bereit waren, Juden zu retten, warum gibt es so viele Juden, die umgekommen sind?" Doch es gab eben nicht viele Retter, deshalb muß man über die wenigen sprechen. Viele von ihnen sind spät entdeckt worden oder überhaupt (noch) unentdeckt geblieben, weil sie selbst nicht über die Vergangenheit sprechen.
Eric Silver, der Geschichten von "Frauen und Männern, die Juden vor den Nazis retteten", gesammelt hat, nennt sein Buch denn auch "Sie waren stille Helden". Die vierzig "Gerechten", die Silver porträtiert, haben außer ihrer Menschlichkeit, die sie alle zu Lebensrettern werden ließ, wenig gemeinsam. Einen holländischen Baumzüchter gibt es darunter und einen italienischen Kaufmann, einen portugiesischen und einen japanischen Konsul, einen schwedischen Pastor und eine litauische Bibliothekarin, einen deutschen Major und Max Schmeling, den weltbekannten Boxer. Britische Kriegsgefangene, patriotische Deutsche, Abenteurer, Diplomaten. Christen, Moslems, Kommunisten. Männer und Frauen. Zehntausend Gerechte wurden bisher in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel geehrt. "Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt", heißt es dort.
CHRISTA MELCHINGER Eric Silver: "Sie waren stille Helden. Frauen und Männer, die Juden vor den Nazis retteten". Aus dem Englischen von Verena Koch. Carl Hanser Verlag, München, Wien 1994. 252 S., geb., 29,80 DM. Ab 12 J.
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"Eric Silver interviewte viele dieser stillen Helden, die Juden vor Demütigung und Deportation bewahrten, und spürte denen, deren Spuren sich verloren hatten, in Archiven und Bibliotheken nach." (Süddeutsche Zeitung)