Kate Swift ist auf der Flucht. Seitdem die Whistleblowerin die korrupten Machenschaften ihres ehemaligen Arbeitgebers CIA publik machte, ist sie zusammen mit ihrer Tochter untergetaucht. Als ihre Tarnung auffliegt, wird die Jagd auf Mutter und Tochter eröffnet.
Eine Frau allein im Kampf gegen die CIA: Kate Swift musste zusammen mit ihrer Tochter untertauchen, nachdem ihr Mann von ihrem ehemaligen Chef bei der CIA ermordet wurde und Kate den Fall aufdeckte. Als die ehemalige Profikillerin einen Amoklauf verhindert, lenkt sie die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Kate und ihre Tochter fliehen in das vermeintliche Paradies Thailand, wo sie auf die Hilfe eines früheren Mentors hoffen. Der jedoch entpuppt sich als eine versoffene Enttäuschung. Ein zufälliger Flugzeugabsturz könnte zum perfekten Täuschungsmanöver werden. Doch Kates Gegenspieler haben nur ein Ziel: Kate Swift erwischen - tot oder lebendig. Religiös motivierter Terrorismus, übermächtige Geheimdienste und globaleÜberwachung - Hochspannung garantiert!
Eine Frau allein im Kampf gegen die CIA: Kate Swift musste zusammen mit ihrer Tochter untertauchen, nachdem ihr Mann von ihrem ehemaligen Chef bei der CIA ermordet wurde und Kate den Fall aufdeckte. Als die ehemalige Profikillerin einen Amoklauf verhindert, lenkt sie die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Kate und ihre Tochter fliehen in das vermeintliche Paradies Thailand, wo sie auf die Hilfe eines früheren Mentors hoffen. Der jedoch entpuppt sich als eine versoffene Enttäuschung. Ein zufälliger Flugzeugabsturz könnte zum perfekten Täuschungsmanöver werden. Doch Kates Gegenspieler haben nur ein Ziel: Kate Swift erwischen - tot oder lebendig. Religiös motivierter Terrorismus, übermächtige Geheimdienste und globaleÜberwachung - Hochspannung garantiert!
buecher-magazin.deEin Schulattentat in Vermont, es gibt Tote, doch die beiden jugendlichen Amokläufer werden von einer jungen Mutter überrascht, überwältigt und getötet. Statt jedoch auf die Polizei zu warten, brettert Holly Brenner mit ihrer sechsjährigen Tochter im Jeep davon. Die Erklärung: Agentin Kate Swift, so heißt die Heldin wirklich, war im ländlichen New England untergetaucht auf der Flucht vor ihrem ehemaligen Arbeitgeber, der CIA. Weil sie schmutzige Geschäfte in den oberen Etagen des Geheimdienstes aufdeckte, ist sie nun erneut auf der Flucht und gelangt über Kanada und Berlin nach Thailand. Dort sucht Kate Hilfe bei Harry Hook, einem heruntergekommenen Ex-Kollegen, der einst als Meister der Tarnung und Täuschung galt. Doch die Bluthunde des CIA haben längst Witterung aufgenommen und der skrupellose Lobbyist Lucien Benway treibt die Meute an.
Geschickt konstruiert James Rayburn einen bösen, spannenden und realitätsnahen Thriller. Das verwundert nicht, denn hinter dem Pseudonym steckt der preisgekrönte südafrikanische Drehbuchautor und Regisseur Roger Smith. Die entlarvende Story aus der Welt der politischen Geschäftemacherei und der miesen Hinterzimmer-Intrigen gewinnt in Zeiten von Whistleblowern wie Edward Snowden an Aktualität.
© BÜCHERmagazin, Michael Pöppl (mpö)
Geschickt konstruiert James Rayburn einen bösen, spannenden und realitätsnahen Thriller. Das verwundert nicht, denn hinter dem Pseudonym steckt der preisgekrönte südafrikanische Drehbuchautor und Regisseur Roger Smith. Die entlarvende Story aus der Welt der politischen Geschäftemacherei und der miesen Hinterzimmer-Intrigen gewinnt in Zeiten von Whistleblowern wie Edward Snowden an Aktualität.
© BÜCHERmagazin, Michael Pöppl (mpö)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.03.2017Der weiße Ritter hat einen Grauschleier
Krimis in Kürze: James Rayburn, Philip Kerr und Achim Zons
Warum sich Roger Smith entschlossen hat, unter dem Namen James Rayburn zu veröffentlichen, das muss einen nicht weiter kümmern - Hauptsache, er schreibt weiter wie Roger Smith. Es macht höchstens dem Verlag ein wenig Kummer, weil der südafrikanische Autor einen erstklassigen Ruf als harter, präziser Erzähler hat, wogegen niemand James Rayburn kennt. Die gute Nachricht ist: Der Rayburn-Roman "Sie werden dich finden" (Tropen, 400 S., br., 14,95 [Euro]) erscheint Ende dieser Woche, und er löst ein, was man sich von einem Roger Smith verspricht. Ein Thriller voller Härte und Expertise.
Die Erzählung operiert an verschiedenen Schauplätzen, zwischen Vermont, Washington D.C. und Thailand, sogar das Holocaust-Mahnmal in Berlin ist eine Zwischenstation. Rayburn inszeniert den Wechsel zwischen diesen Orten mit großer Eleganz und viel Gefühl für den Spannungsaufbau. Man merkt, dass er Drehbücher geschrieben und auch Filme produziert hat, weil diese Art von literarischer Parallelmontage weit mehr ist als die bloße Umsetzung des Cliffhanger-Prinzips, das auch mittelmäßige Autoren längst anwenden können.
Bei Rayburn gehen die einzelnen Kapitel nicht in ihrer Funktion auf, den Leser möglichst schnell weiterzutreiben; immer wieder sind da Passagen, die für sich stehen, die sich mehr für die Situation interessieren als für das uhrwerkartige Ablaufen eines Plots. Da ist Kate, eine junge, alleinerziehende Agentin, die ihren Mann bei einem Einsatz in Pakistan verloren hat. Ihre Tarnung fliegt auf, das bringt die Handlung in Bewegung. Sie sucht die Hilfe von Harry Hook, einem abgetakelten Agenten in Thailand, der einmal berühmt war für die filigransten Finten und riskantesten Pläne; in Washington agiert ein nicht zuletzt wegen Kates Unerschrockenheit verstoßener Agent, der nun als privater Dienstleister Missionen übernimmt, die selbst den Diensten zu schmutzig sind.
Rayburns Gespür für Drastik, deren Dosierung und für das richtige Timing ist exzellent, das Personaltableau wirkt angemessen reichhaltig, ohne je unübersichtlich zu werden, die Dialoge sind präzise. "Sie werden dich finden" ist ein Thriller, den man nicht weglegt, sobald man ihn einmal begonnen hat. Das Erstaunliche an dem Schotten Philip Kerr ist nicht sein Ausstoß, auch wenn der enorm ist. Der dritte Band seiner Fußballer-Krimis um den Trainer Scott Manson ist gerade erschienen, im Nachwort zum elften Band der Bernie-Gunther-Serie wird Band zwölf angekündigt, im Internet sogar schon Nummer 13.
Das Erstaunliche ist die Qualität, die Kerr dabei konstant halten kann. Keiner dieser Romane ist überragend oder etwas ganz Neues; aber alle, auch die Fußballer-Krimis, sind vertraut mit dem Milieu und sehr gut recherchiert. Sie entwickeln zudem jenen Erzählfluss, der einen leicht süchtig machen kann.
Ob das alles nun wahrscheinlich ist und vom Historiker-TÜV eine Plakette erhält, oder ob die historischen Szenarien mit reichlich Phantasie ausgestaltet sind wie ein Filmset in Hollywood, ist nicht so wichtig. Dass ein Kommissar wie Bernie Gunther mit seiner Einstellung so lange die Gleichschaltung des Polizeiapparats durch die Nationalsozialisten überstanden hätte, um nach einem recht trüben Ermittlerdasein dann ausgerechnet für Heydrich und das Reichssicherheitshauptamt tätig zu werden, kann man zwar bezweifeln. Aber Kerrs Inszenierung dieses gekrümmten Karriereweges liest sich auch in "Operation Zagreb" (Wunderlich, 512 S., geb., 22,95 [Euro]) gut und spannend.
Diesmal, im Sommer 1942, bekommt Bernie einen Spezialauftrag von Goebbels, der ihn zum einen nach Jugoslawien und in die Schweiz führt, zum anderen in die Arme einer Filmdiva, die Kerr laut Nachwort als Synthese aus Pola Negri und Hedy Lamarr angelegt hat. Manchmal chandlert es in Bernies Ich-Erzählung ein bisschen zu aufdringlich, aber der weiße Ritter hat dann doch, wie früher in der Lenor-Werbung, einen ziemlichen Grauschleier angesetzt; er ist weniger moralische Lichtgestalt als Überlebenskünstler. Das hält das Interesse an ihm wach.
Der Beruf des investigativen Journalisten ist von dem des Ermittlers nicht allzu weit entfernt. Manchmal jedenfalls, und wenn es um Geheimoperationen geht, wie in Achim Zons' Thriller "Wer die Hunde weckt" (C.H. Beck, 399 S., br., 14,95 [Euro]), ist der Einsatz für die Freiheit der Presse sicher gefährlicher. Zons, lange Jahre Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" und Autor diverser Fernsehserien, betont, dass die Münchner Zeitung im Roman nicht seine alte sei, schon weil die fiktive eine Chefredakteurin habe - aber ganz überzeugend ist das angesichts des beanspruchten Realitätsgehalts nicht.
Dass Zons' die Entscheidungswege in einer Redaktion und einem Verlag gut kennt, ist für den Roman hilfreich. Und der Plot um einen Bundeswehrkommandeur, der in Afghanistan einen fatalen Abschussbefehl gegeben hat, ist so subtil konstruiert, dass man nicht schon nach ein paar Seiten den restlichen Verlauf glasklar vor sich sieht. Das trägt auch darüber hinweg, dass die Figur des Reporters David ein wenig blass ausgefallen ist.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Krimis in Kürze: James Rayburn, Philip Kerr und Achim Zons
Warum sich Roger Smith entschlossen hat, unter dem Namen James Rayburn zu veröffentlichen, das muss einen nicht weiter kümmern - Hauptsache, er schreibt weiter wie Roger Smith. Es macht höchstens dem Verlag ein wenig Kummer, weil der südafrikanische Autor einen erstklassigen Ruf als harter, präziser Erzähler hat, wogegen niemand James Rayburn kennt. Die gute Nachricht ist: Der Rayburn-Roman "Sie werden dich finden" (Tropen, 400 S., br., 14,95 [Euro]) erscheint Ende dieser Woche, und er löst ein, was man sich von einem Roger Smith verspricht. Ein Thriller voller Härte und Expertise.
Die Erzählung operiert an verschiedenen Schauplätzen, zwischen Vermont, Washington D.C. und Thailand, sogar das Holocaust-Mahnmal in Berlin ist eine Zwischenstation. Rayburn inszeniert den Wechsel zwischen diesen Orten mit großer Eleganz und viel Gefühl für den Spannungsaufbau. Man merkt, dass er Drehbücher geschrieben und auch Filme produziert hat, weil diese Art von literarischer Parallelmontage weit mehr ist als die bloße Umsetzung des Cliffhanger-Prinzips, das auch mittelmäßige Autoren längst anwenden können.
Bei Rayburn gehen die einzelnen Kapitel nicht in ihrer Funktion auf, den Leser möglichst schnell weiterzutreiben; immer wieder sind da Passagen, die für sich stehen, die sich mehr für die Situation interessieren als für das uhrwerkartige Ablaufen eines Plots. Da ist Kate, eine junge, alleinerziehende Agentin, die ihren Mann bei einem Einsatz in Pakistan verloren hat. Ihre Tarnung fliegt auf, das bringt die Handlung in Bewegung. Sie sucht die Hilfe von Harry Hook, einem abgetakelten Agenten in Thailand, der einmal berühmt war für die filigransten Finten und riskantesten Pläne; in Washington agiert ein nicht zuletzt wegen Kates Unerschrockenheit verstoßener Agent, der nun als privater Dienstleister Missionen übernimmt, die selbst den Diensten zu schmutzig sind.
Rayburns Gespür für Drastik, deren Dosierung und für das richtige Timing ist exzellent, das Personaltableau wirkt angemessen reichhaltig, ohne je unübersichtlich zu werden, die Dialoge sind präzise. "Sie werden dich finden" ist ein Thriller, den man nicht weglegt, sobald man ihn einmal begonnen hat. Das Erstaunliche an dem Schotten Philip Kerr ist nicht sein Ausstoß, auch wenn der enorm ist. Der dritte Band seiner Fußballer-Krimis um den Trainer Scott Manson ist gerade erschienen, im Nachwort zum elften Band der Bernie-Gunther-Serie wird Band zwölf angekündigt, im Internet sogar schon Nummer 13.
Das Erstaunliche ist die Qualität, die Kerr dabei konstant halten kann. Keiner dieser Romane ist überragend oder etwas ganz Neues; aber alle, auch die Fußballer-Krimis, sind vertraut mit dem Milieu und sehr gut recherchiert. Sie entwickeln zudem jenen Erzählfluss, der einen leicht süchtig machen kann.
Ob das alles nun wahrscheinlich ist und vom Historiker-TÜV eine Plakette erhält, oder ob die historischen Szenarien mit reichlich Phantasie ausgestaltet sind wie ein Filmset in Hollywood, ist nicht so wichtig. Dass ein Kommissar wie Bernie Gunther mit seiner Einstellung so lange die Gleichschaltung des Polizeiapparats durch die Nationalsozialisten überstanden hätte, um nach einem recht trüben Ermittlerdasein dann ausgerechnet für Heydrich und das Reichssicherheitshauptamt tätig zu werden, kann man zwar bezweifeln. Aber Kerrs Inszenierung dieses gekrümmten Karriereweges liest sich auch in "Operation Zagreb" (Wunderlich, 512 S., geb., 22,95 [Euro]) gut und spannend.
Diesmal, im Sommer 1942, bekommt Bernie einen Spezialauftrag von Goebbels, der ihn zum einen nach Jugoslawien und in die Schweiz führt, zum anderen in die Arme einer Filmdiva, die Kerr laut Nachwort als Synthese aus Pola Negri und Hedy Lamarr angelegt hat. Manchmal chandlert es in Bernies Ich-Erzählung ein bisschen zu aufdringlich, aber der weiße Ritter hat dann doch, wie früher in der Lenor-Werbung, einen ziemlichen Grauschleier angesetzt; er ist weniger moralische Lichtgestalt als Überlebenskünstler. Das hält das Interesse an ihm wach.
Der Beruf des investigativen Journalisten ist von dem des Ermittlers nicht allzu weit entfernt. Manchmal jedenfalls, und wenn es um Geheimoperationen geht, wie in Achim Zons' Thriller "Wer die Hunde weckt" (C.H. Beck, 399 S., br., 14,95 [Euro]), ist der Einsatz für die Freiheit der Presse sicher gefährlicher. Zons, lange Jahre Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" und Autor diverser Fernsehserien, betont, dass die Münchner Zeitung im Roman nicht seine alte sei, schon weil die fiktive eine Chefredakteurin habe - aber ganz überzeugend ist das angesichts des beanspruchten Realitätsgehalts nicht.
Dass Zons' die Entscheidungswege in einer Redaktion und einem Verlag gut kennt, ist für den Roman hilfreich. Und der Plot um einen Bundeswehrkommandeur, der in Afghanistan einen fatalen Abschussbefehl gegeben hat, ist so subtil konstruiert, dass man nicht schon nach ein paar Seiten den restlichen Verlauf glasklar vor sich sieht. Das trägt auch darüber hinweg, dass die Figur des Reporters David ein wenig blass ausgefallen ist.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.04.2017An der
Grauzonengrenze
James Rayburns Agenten-Thriller
„Sie werden dich finden“
Der Thriller ist noch keine drei Sätze alt, da ist der Hauptfigur bereits klar, „dass es vorbei ist“. Vorbei ist das Leben als alleinerziehende Hockey-Mom mit Souvenirlädchen in einer beschaulichen Kleinstadt in Vermont, an der Grenze der USA zu Kanada. Denn als Kate Swift ihre Tochter Suzie zur Schule bringt, wird sie Zeugin eines Amoklaufs, eines Highschool-Massakers, das zwei schwer bewaffnete Teenager gerade verüben, den Hausmeister und eine Lehrerin haben sie schon erschossen.
Nun war Kate aber eben nicht immer die sanfte Hockey-Mom, für die sie gehalten werden will. Sie war bis vor Kurzem eine Spezialagentin der CIA, die sich im bewaffneten Feldeinsatz, in den schmutzigsten Kriegen, bewährt hatte. Doch dann brachte sie die skrupellosen Machenschaften ihres Vorgesetzten an die Öffentlichkeit. Er hatte einen illegalen Drohneneinsatz in Pakistan angeordnet, bei dem kam auch Kates Mann um. Zwei Jahre ist das alles her, Kates Enthüllungen wirbelten viel Staub auf, ein paar Köpfe rollten, die Undercover-Einheit wurde aufgelöst. Außerdem verschafften sie der Whistleblowerin den heiligen Zorn und Rachedurst ihres nun Ex-Vorgesetzten. Darum gab sie sich die neue Identität als unauffällige Kleingeschäftsfrau und Mutter in der Provinz. Doch als das Schul-Massaker losgeht, greift die auf Ausnahmesituationen trainierte Ex-Agentin natürlich heroisch ein, was ebenso natürlich dazu führt, dass sämtliche Medien über die neue Heldin berichten und ihre sorgfältige Tarnung sofort auffliegt. Also packt sie Suzie und flieht. Erst einmal nach Kanada.
James Rayburn, ein Alias für den 1960 in Johannesburg geborenen Roger Smith, baut seinen Thriller „Sie werden dich finden“ nach diesem Exposé konsequent auf: Alles ergibt sich zwingend aus der Initial-Enttarnung und der anschließenden Flucht, die Kate allerdings immer schon für den Fall der Fälle minutiös vorbereitet hatte. Es wird dann eine Hetzjagd um den ganzen Globus, eine Tour de Force auch durch die Jahreszeiten, den schneidenden Winter auf der Nordhalbkugel – klirrender Frost in Kanada und Schmuddelwetter in Berlin –, drückende Hitze in den Tropen Thailands und trostlose Dürre an der syrischen Grenze.
Rayburn, der als Smith einige harte Südafrika-Thriller schrieb, als Drehbuchautor und Regisseur arbeitet, unter einem zweiten Alias als Max Wilde Horrornovellen schreibt, hat auch diesen Thriller wie einen Episodenplot angelegt, 90 Kapitel hat er, kaum eines länger als vier Seiten. So entfaltet sich eine so brutale wie hart geschnittene Noir-Story, in der gefoltert, enthauptet, erschossen und abgestürzt wird: Das gilt für Flugzeuge ebenso wie für die Protagonisten, viele von ihnen vegetieren im Suff des Vergessens. Es ist, als habe Rayburn einen heiteren James-Bond-Plot in pechschwarze Düsternis getaucht: Eiskalte Agenten ziehen mal mit, mal ohne Auftrag ihr Ding durch, versuchen auf der blutigen Nachtschattenseite ihres ohnehin sinistren Metiers den Überblick und die Oberhand zu behalten – und dabei bloß nicht den Medien aufzufallen.
Natürlich wirken Rayburns Protagonisten in dieser Überzeichnung wie nach Schablonen gestanzt: die unersättliche Nymphomanin aus dem ehemaligen Jugoslawien wird als zigfaches Vergewaltigungsopfer vorgestellt, das nun keine Skrupel mehr kennt, der finstere Ex-Chef der Spezialeinheit ist ein gefährlicher Sadist, der alle Register zu ziehen versteht – und zieht. Der einst charmant-mondäne Superagent ist zum depressiven Wrack geworden, das sich um den Verstand säuft, der tumbe Politblogger lässt sich vor jeden Karren spannen, solange er wegen einer Story im Scheinwerferlicht stehen kann. Alle verfolgen ihre persönliche Agenda, und alle sind bereit, dafür bis zum Äußersten zu gehen. Das macht die Story geradezu aberwitzig rasant. Und Rayburn erzählt diesen Plot aus dem Giftschrank von Verschwörungstheoretikern mit keinem Adjektiv zu viel, cool und abgeklärt.
Katie fahndet dann, während sie mit der Tochter auf der Flucht ist, nach Ex-Kollegen, denen sie noch trauen zu können meint. Hier wirft der Stoff ein paar überraschende Falten, und Rayburns Raffinesse bietet ein paar ausgeklügelte Twists im Plot an. Nur eines ist klar: Den offiziellen Institutionen von Politik und Justiz traut hier niemand mehr. „Politik“, so ein einleitendes Orwell-Zitat, „will dem reinen Wind den Anschein von Solidität verleihen.“ Auch darum hat man sich in einem Zwischenreich, auf der Grauzonengrenze, eingerichtet: „Mir ging es immer um das Uneindeutige“, gesteht das Superbrain: „Wo Gewissheiten bröckeln, wo Menschen umgedreht und gekauft und korrumpiert werden können. – Und warum hast du es gemacht? – Genau wie bei dir: Weil ich gut darin war.“
BERND GRAFF
James Rayburn: Sie werden dich finden. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Tropen Verlag, Stuttgart 2017. 400 Seiten, 14,95 Euro. E-Book 11,99 Euro.
Ein Plot aus dem Giftschrank
von Verschwörungstheoretikern,
kein Adjektiv zu viel
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Grauzonengrenze
James Rayburns Agenten-Thriller
„Sie werden dich finden“
Der Thriller ist noch keine drei Sätze alt, da ist der Hauptfigur bereits klar, „dass es vorbei ist“. Vorbei ist das Leben als alleinerziehende Hockey-Mom mit Souvenirlädchen in einer beschaulichen Kleinstadt in Vermont, an der Grenze der USA zu Kanada. Denn als Kate Swift ihre Tochter Suzie zur Schule bringt, wird sie Zeugin eines Amoklaufs, eines Highschool-Massakers, das zwei schwer bewaffnete Teenager gerade verüben, den Hausmeister und eine Lehrerin haben sie schon erschossen.
Nun war Kate aber eben nicht immer die sanfte Hockey-Mom, für die sie gehalten werden will. Sie war bis vor Kurzem eine Spezialagentin der CIA, die sich im bewaffneten Feldeinsatz, in den schmutzigsten Kriegen, bewährt hatte. Doch dann brachte sie die skrupellosen Machenschaften ihres Vorgesetzten an die Öffentlichkeit. Er hatte einen illegalen Drohneneinsatz in Pakistan angeordnet, bei dem kam auch Kates Mann um. Zwei Jahre ist das alles her, Kates Enthüllungen wirbelten viel Staub auf, ein paar Köpfe rollten, die Undercover-Einheit wurde aufgelöst. Außerdem verschafften sie der Whistleblowerin den heiligen Zorn und Rachedurst ihres nun Ex-Vorgesetzten. Darum gab sie sich die neue Identität als unauffällige Kleingeschäftsfrau und Mutter in der Provinz. Doch als das Schul-Massaker losgeht, greift die auf Ausnahmesituationen trainierte Ex-Agentin natürlich heroisch ein, was ebenso natürlich dazu führt, dass sämtliche Medien über die neue Heldin berichten und ihre sorgfältige Tarnung sofort auffliegt. Also packt sie Suzie und flieht. Erst einmal nach Kanada.
James Rayburn, ein Alias für den 1960 in Johannesburg geborenen Roger Smith, baut seinen Thriller „Sie werden dich finden“ nach diesem Exposé konsequent auf: Alles ergibt sich zwingend aus der Initial-Enttarnung und der anschließenden Flucht, die Kate allerdings immer schon für den Fall der Fälle minutiös vorbereitet hatte. Es wird dann eine Hetzjagd um den ganzen Globus, eine Tour de Force auch durch die Jahreszeiten, den schneidenden Winter auf der Nordhalbkugel – klirrender Frost in Kanada und Schmuddelwetter in Berlin –, drückende Hitze in den Tropen Thailands und trostlose Dürre an der syrischen Grenze.
Rayburn, der als Smith einige harte Südafrika-Thriller schrieb, als Drehbuchautor und Regisseur arbeitet, unter einem zweiten Alias als Max Wilde Horrornovellen schreibt, hat auch diesen Thriller wie einen Episodenplot angelegt, 90 Kapitel hat er, kaum eines länger als vier Seiten. So entfaltet sich eine so brutale wie hart geschnittene Noir-Story, in der gefoltert, enthauptet, erschossen und abgestürzt wird: Das gilt für Flugzeuge ebenso wie für die Protagonisten, viele von ihnen vegetieren im Suff des Vergessens. Es ist, als habe Rayburn einen heiteren James-Bond-Plot in pechschwarze Düsternis getaucht: Eiskalte Agenten ziehen mal mit, mal ohne Auftrag ihr Ding durch, versuchen auf der blutigen Nachtschattenseite ihres ohnehin sinistren Metiers den Überblick und die Oberhand zu behalten – und dabei bloß nicht den Medien aufzufallen.
Natürlich wirken Rayburns Protagonisten in dieser Überzeichnung wie nach Schablonen gestanzt: die unersättliche Nymphomanin aus dem ehemaligen Jugoslawien wird als zigfaches Vergewaltigungsopfer vorgestellt, das nun keine Skrupel mehr kennt, der finstere Ex-Chef der Spezialeinheit ist ein gefährlicher Sadist, der alle Register zu ziehen versteht – und zieht. Der einst charmant-mondäne Superagent ist zum depressiven Wrack geworden, das sich um den Verstand säuft, der tumbe Politblogger lässt sich vor jeden Karren spannen, solange er wegen einer Story im Scheinwerferlicht stehen kann. Alle verfolgen ihre persönliche Agenda, und alle sind bereit, dafür bis zum Äußersten zu gehen. Das macht die Story geradezu aberwitzig rasant. Und Rayburn erzählt diesen Plot aus dem Giftschrank von Verschwörungstheoretikern mit keinem Adjektiv zu viel, cool und abgeklärt.
Katie fahndet dann, während sie mit der Tochter auf der Flucht ist, nach Ex-Kollegen, denen sie noch trauen zu können meint. Hier wirft der Stoff ein paar überraschende Falten, und Rayburns Raffinesse bietet ein paar ausgeklügelte Twists im Plot an. Nur eines ist klar: Den offiziellen Institutionen von Politik und Justiz traut hier niemand mehr. „Politik“, so ein einleitendes Orwell-Zitat, „will dem reinen Wind den Anschein von Solidität verleihen.“ Auch darum hat man sich in einem Zwischenreich, auf der Grauzonengrenze, eingerichtet: „Mir ging es immer um das Uneindeutige“, gesteht das Superbrain: „Wo Gewissheiten bröckeln, wo Menschen umgedreht und gekauft und korrumpiert werden können. – Und warum hast du es gemacht? – Genau wie bei dir: Weil ich gut darin war.“
BERND GRAFF
James Rayburn: Sie werden dich finden. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Tropen Verlag, Stuttgart 2017. 400 Seiten, 14,95 Euro. E-Book 11,99 Euro.
Ein Plot aus dem Giftschrank
von Verschwörungstheoretikern,
kein Adjektiv zu viel
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Für Optimismus ist in James Rayburns düsterem Thriller kaum Platz, doch das tut seiner Qualität keinen Abbruch, meint Rezensent Elmar Krekeler. CIA-Agentin Kate Swift liebt ihr Land und will nichts als mit ihrer Tochter friedlich ihr Leben darin verbringen, lesen wir, und trotzdem wird aus ihr eine Whistleblowerin auf der Flucht, nachdem sie sich moralisch dazu verpflichtet sah, einige delikate Details über die korrupten Praktiken der CIA im Zusammenhang mit einem nicht zugelassenen Drohneneinsatz in Pakistan publik zu machen. Es ist ein intelligenter Roman mit interessanten, vielschichtigen Protagonisten, dem Krekeler den etwas ausgelutschten Russland-Bezug leicht verzeihen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»James Rayburn [ist] ein Politthriller gelungen, der von der ersten bis zur letzten Seite die Spannung hält.« Stern, 06.07.2017 »"Sie werden dich finden" ist ein Thriller, den man nicht weglegt, sobald man ihn einmal begonnen hat.« Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.03.2017 »Alle verfolgen ihre persönliche Agenda, und alle sind bereit, dafür bis zum Äußersten zu gehen. Das macht die Story geradezu aberwitzig rasant. Und Rayburn erzählt diesen Plot aus dem Giftschrank von Verschwörungstheoretikern mit keinem Adjektiv zu viel, cool und abgeklärt.« Bernd Graff, Süddeutsche Zeitung, 04.04.2017 »Knallhart, schnell und präzise« Günter Keil, Playboy, Juni 2017 »Das Ganze entwickelt einen enormen Sog, dem man sich bis zum Ende nicht entziehen kann.« Berliner Zeitung, 22./23.06.2017 »Mitreißender Thriller« Freundin, 19.04.2017