Als der Glöckner und Buchdrucker Hans Skonning in Aarhus im 17. Jahrhunderts während eines schweren Gewitters plötzlich freundliche Menschen in einer Welt ohne Schmutz und Arbeit erblickt, glaubt er an eine Vision aus dem Paradies. Doch als die Visionen sich häufen, erkennt er auch Leid, Hass und Tod. Er hat in das Aarhus des 20. Jahrhunderts geschaut, wo Tobias, ein ziemlich nichtsnutziger junger Mann, gerade einen Menschen töten will. Doch der alte Mann im Rollstuhl, den Tobias ausrauben will, überredet ihn zu einem faustischen Pakt: Wenn er ein Jahr lang einfach nur ein guter Mensch ist, bekommt er sein gesamtes Vermögen geschenkt. Und er, Styge Skonning, erzählt ihm die Geschichte seiner Vorfahren bis hin zu jenem Buchdrucker Hans. Eine über sieben Generationen reichende, von Fabulierlust schier überbordende Zeitreise beginnt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2000Der Glöckner von Aarhus
Svend Åge Madsens Roman "Sieben Generationen Wahnsinn"
Andere Dichter zieht es in die Ferne, Svend Åge Madsen ist das heimische Aarhus Fremde genug. In den bald vierzig Jahren seiner Autorschaft ist Dänemarks renommiertester Romanschriftsteller dem nüchternen Ort an Jütlands Ostküste treu geblieben, und wenn er zwischendurch auf Reisen ging, dann auch, um bei der Rückkehr den vertrauten Ort wieder so fremd zu finden, daß er von ihm erzählen wollte. Es gehört zu Madsens bevorzugten Mitteln, die vor der Tür liegende Realität in zeitliche Distanz zu rücken. So hielt er es in seinem großen Roman "Zucht und Unzucht im Mittelalter" (1976), in dem ein Historiker aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert das Leben im Aarhus der siebziger Jahre rekonstruiert. Die umgekehrte Zeitidee liegt Madsens anderem Hauptwerk zugrunde, den "Sieben Generationen Wahnsinn" (1994). In diesem "Globusroman" erblickt eine historische Figur im Aarhus des siebzehnten Jahrhunderts das Paradies, und es weist starke Ähnlichkeiten mit dem Alltagsleben am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts auf.
Svend Åge Madsen ist ein Polyhistor, und wie andere Schöpfer literarischer Universen ist er ortsfest. Zu viel Bewegung tut wohl einem Roman, der gleichsam "more geometrico" geschrieben ist, nicht gut. Madsen ist außerdem ein studierter Mathematiker, was man vielleicht auch daran merkt, daß er die konstruktiven Elemente seiner Romane gern nach außen kehrt und den Leser über Formprobleme nachsinnen läßt. Der Roman, so wild und bunt es in ihm auch zugeht, wirkt kontrolliert. Es herrscht in ihm der Geist der Feinmechanik. Man könnte sich Svend Åge Madsen auch als Uhrmacher vorstellen.
Daß Madsen sich für Zahlen- und Buchstabenkombinatorik interessiert, liegt auf der Hand. Mit dem Titel geht es los: "Sieben Generationen Wahnsinn", oder in schlechtem Englisch "Seven Age Madness", ist eine Verballhornung von Madsens Namen. Wenn man genug Ideen hat, und das ist bei Madsen der Fall, bietet auch der eigene Name Stoff für einen Roman. Einen weiteren Ausgangspunkt bietet die schon in früheren Werken Madsens behandelte Vita des visionären Buchdruckers Skonning, einer historisch belegten Figur, die in einem (zumindest in und um Aarhus) legendären Skandal eine dubiose Nebenrolle spielte. Die Gemahlin des Bischofs, hieß es, habe mit ihrem ebenfalls geistlichen Schwiegersohn ein Verhältnis gehabt und das Kind aus jener Verbindung im Kirchengarten verscharrt; und der Buchdrucker Skonning soll zum Nachteil der Bischöfin ein falsches Zeugnis abgelegt haben. So geht die Historie, und Madsen kostümiert sich als ihr getreuer Chronist: hier schreibt, scheint es, der Stadtschreiber von Aarhus. Aber seinem erzählerischen Ansatz und Vermögen nach tendiert Madsen weniger zum historischen Roman als zum Entwurf virtueller Realitäten, zu einer mal hyperrealen, mal fantastischen Parade von Zeiten und Gestalten, für die der Romantitel ein geeignetes Signum bereitstellt: "Sieben" steht für Madsens mystisch-kombinatorische Ader, "Generationen" für die Totalität, das Chronikhafte seines Unternehmens und "Wahnsinn" für die spezifische Unordnung, der diese Chronik unterworfen ist, weil sich die Skonning-Dynastie nur sehr bedingt an die Gesetze von Raum und Zeit hält.
Alsbald erhebt sich nämlich der Roman aus den modrigen Winkeln des spätmittelalterlichen Aarhus und landet auf den Schwingen von Skonnings Vision sanft im Jahre 1993. Hier ist soeben ein Krimineller namens Tobias dabei, den letzten Sproß des Skonning-Geschlechts, den greisen Styge, in dessen Haus auszurauben. Styge bietet Tobias einen Deal an: wenn es ihm gelänge, ein Jahr "gut" zu bleiben, solle er sein Erbe werden. Tobias, der bis dahin nicht nur als Straftäter, sondern auch als theoretischer Verfechter der Amoral auffiel, willigt ein. Ein gutes, wenn auch nicht das amüsanteste Stück des Romans gehört nun Tobias' Bemühung um Güte in einer selbst in Aarhus unguten Welt. Er gerät mit akademischen Ethikexperten und psychiatrischen Hirnsammlern zusammen; er verdingt sich in einer Firma, die depressiven Witwen unaufgefordert Kühlschränke zustellt. Aber Madsen ist kein Fachmann für Satire, er ist nicht beißend und nicht wirklich komisch, und so bleiben die Passagen, die in der Gegenwart spielen, eher matt. Anfangs bemüht sich Madsen noch, die vom alten Skonning imaginierte Gegenwart zu verfremden: Rollstühle, Aufzüge, Kraftfahrzeuge, all dies sind ja staunenswerte Fremdkörper in der geheimen Offenbarung des Glöckners. Dann läßt er das Spiel bleiben, wohl wissend, daß man nicht über Hunderte Seiten von "Fahrkäfigen" und dergleichen erzählen kann.
Aber Madsen hat noch andere Spiele auf Lager. Während der alte Styge den jungen Delinquenten auf die Besserungsprobe stellt, erzählt er ihm in rückläufiger Folge, was zwischen dem ersten Skonning und ihm an Absonderlichem in seiner Familie geschah. Auch diese Chronik im Krebsgang hat man sich naturgemäß als Bestandteil der Vision des älteren Skonning vorzustellen. Jedenfalls erreicht in ihr Madsens Einbildungskraft ihre höchste Temperatur. Es gelingen ihm schwindelerregende Biographiefiktionen in historischem Gewand, von Männern, die ihren Selbstmord ein Leben lang hinausschieben, weil sie mit einer geplanten Novelle nicht zu Rande kommen, von Männern, die mit der linken Hand Kringel und mit der anderen Meisterwerke malen. Ein anderer Skonning, Roland Enevold Skonning, schreibt eine "Kritik der Ewigkeit", und sein Vater Erland lüftet das Geheimnis der Primzahlen. René Dietrich Skonning lebt bis zu seinem 23. Lebensjahr in der üblichen Zeitfolge, bis er nach einem Tranceerlebnis in Gesellschaft des Mystikers Swedenborg vom Pfad der Zeit abkommt und seinem Tagebuch den Satz anvertraut: "Verblüffend, sich selbst als junger Mensch zu sehen, nachdem man viele Jahre in mittleren Tagen herumgesprungen ist".
Solcherart sind die Einfälle des Erzählers Svend Åge Madsen. Es sind Einfälle wie aus Science-fiction-Romanen (die Madsen im übrigen auch schreibt), die er in historische Welten injiziert. Während er seinen Glöckner das Paradies am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts erschauen läßt, löst Madsen mit seinem Wissen vom Ende des zwanzigsten Jahrhunderts Turbulenzen in vergangenen Zeiten, im achtzehnten oder im siebzehnten Jahrhundert aus. Science-fiction ist der eine Schlüssel zu Madsens Werk; den anderen liefert das Denken einer Epoche, in der Mathematik, Kosmologie, Geographie und Philosophie noch einträchtig zusammen wirkten. Diesem Denken steht Madsens barockes und postmodernes Konzept des "Globusromans" nahe, eines Romans, der die Weltkugel auf einer Fläche abbildet und die dabei zwangsläufig entstehenden Lücken für theoretische Exkurse - sieben an der Zahl - in Anspruch nimmt. "So, wie sich nutzlose Papierlumpen durch ein Wunder zu einem glatten Bogen Papier verbinden", heißt es im ersten der Exkurse, "vereinigen sich lose Historienbröckchen, beschmutzte Anekdoten, zerrissene Fabeln und tote, große Erzählungen aufs wunderbare und wiedererstehen als globale Werke." Ist dieser Roman ebenfalls ein Wunder? Dafür ist er vielleicht doch etwas zu methodisch gearbeitet. Aber ein globales Werk ist es allemal, ein Weltroman aus Aarhus, ein Meisterstück aus Svend Åge Madsens Manufaktur.
CHRISTOPH BARTMANN
Svend Åge Madsen: "Sieben Generationen Wahnsinn". Roman. Aus dem Dänischen übersetzt von Jörg Scherzer. Ammann Verlag, Zürich 2000. 608 S., geb., 49,80 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Svend Åge Madsens Roman "Sieben Generationen Wahnsinn"
Andere Dichter zieht es in die Ferne, Svend Åge Madsen ist das heimische Aarhus Fremde genug. In den bald vierzig Jahren seiner Autorschaft ist Dänemarks renommiertester Romanschriftsteller dem nüchternen Ort an Jütlands Ostküste treu geblieben, und wenn er zwischendurch auf Reisen ging, dann auch, um bei der Rückkehr den vertrauten Ort wieder so fremd zu finden, daß er von ihm erzählen wollte. Es gehört zu Madsens bevorzugten Mitteln, die vor der Tür liegende Realität in zeitliche Distanz zu rücken. So hielt er es in seinem großen Roman "Zucht und Unzucht im Mittelalter" (1976), in dem ein Historiker aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert das Leben im Aarhus der siebziger Jahre rekonstruiert. Die umgekehrte Zeitidee liegt Madsens anderem Hauptwerk zugrunde, den "Sieben Generationen Wahnsinn" (1994). In diesem "Globusroman" erblickt eine historische Figur im Aarhus des siebzehnten Jahrhunderts das Paradies, und es weist starke Ähnlichkeiten mit dem Alltagsleben am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts auf.
Svend Åge Madsen ist ein Polyhistor, und wie andere Schöpfer literarischer Universen ist er ortsfest. Zu viel Bewegung tut wohl einem Roman, der gleichsam "more geometrico" geschrieben ist, nicht gut. Madsen ist außerdem ein studierter Mathematiker, was man vielleicht auch daran merkt, daß er die konstruktiven Elemente seiner Romane gern nach außen kehrt und den Leser über Formprobleme nachsinnen läßt. Der Roman, so wild und bunt es in ihm auch zugeht, wirkt kontrolliert. Es herrscht in ihm der Geist der Feinmechanik. Man könnte sich Svend Åge Madsen auch als Uhrmacher vorstellen.
Daß Madsen sich für Zahlen- und Buchstabenkombinatorik interessiert, liegt auf der Hand. Mit dem Titel geht es los: "Sieben Generationen Wahnsinn", oder in schlechtem Englisch "Seven Age Madness", ist eine Verballhornung von Madsens Namen. Wenn man genug Ideen hat, und das ist bei Madsen der Fall, bietet auch der eigene Name Stoff für einen Roman. Einen weiteren Ausgangspunkt bietet die schon in früheren Werken Madsens behandelte Vita des visionären Buchdruckers Skonning, einer historisch belegten Figur, die in einem (zumindest in und um Aarhus) legendären Skandal eine dubiose Nebenrolle spielte. Die Gemahlin des Bischofs, hieß es, habe mit ihrem ebenfalls geistlichen Schwiegersohn ein Verhältnis gehabt und das Kind aus jener Verbindung im Kirchengarten verscharrt; und der Buchdrucker Skonning soll zum Nachteil der Bischöfin ein falsches Zeugnis abgelegt haben. So geht die Historie, und Madsen kostümiert sich als ihr getreuer Chronist: hier schreibt, scheint es, der Stadtschreiber von Aarhus. Aber seinem erzählerischen Ansatz und Vermögen nach tendiert Madsen weniger zum historischen Roman als zum Entwurf virtueller Realitäten, zu einer mal hyperrealen, mal fantastischen Parade von Zeiten und Gestalten, für die der Romantitel ein geeignetes Signum bereitstellt: "Sieben" steht für Madsens mystisch-kombinatorische Ader, "Generationen" für die Totalität, das Chronikhafte seines Unternehmens und "Wahnsinn" für die spezifische Unordnung, der diese Chronik unterworfen ist, weil sich die Skonning-Dynastie nur sehr bedingt an die Gesetze von Raum und Zeit hält.
Alsbald erhebt sich nämlich der Roman aus den modrigen Winkeln des spätmittelalterlichen Aarhus und landet auf den Schwingen von Skonnings Vision sanft im Jahre 1993. Hier ist soeben ein Krimineller namens Tobias dabei, den letzten Sproß des Skonning-Geschlechts, den greisen Styge, in dessen Haus auszurauben. Styge bietet Tobias einen Deal an: wenn es ihm gelänge, ein Jahr "gut" zu bleiben, solle er sein Erbe werden. Tobias, der bis dahin nicht nur als Straftäter, sondern auch als theoretischer Verfechter der Amoral auffiel, willigt ein. Ein gutes, wenn auch nicht das amüsanteste Stück des Romans gehört nun Tobias' Bemühung um Güte in einer selbst in Aarhus unguten Welt. Er gerät mit akademischen Ethikexperten und psychiatrischen Hirnsammlern zusammen; er verdingt sich in einer Firma, die depressiven Witwen unaufgefordert Kühlschränke zustellt. Aber Madsen ist kein Fachmann für Satire, er ist nicht beißend und nicht wirklich komisch, und so bleiben die Passagen, die in der Gegenwart spielen, eher matt. Anfangs bemüht sich Madsen noch, die vom alten Skonning imaginierte Gegenwart zu verfremden: Rollstühle, Aufzüge, Kraftfahrzeuge, all dies sind ja staunenswerte Fremdkörper in der geheimen Offenbarung des Glöckners. Dann läßt er das Spiel bleiben, wohl wissend, daß man nicht über Hunderte Seiten von "Fahrkäfigen" und dergleichen erzählen kann.
Aber Madsen hat noch andere Spiele auf Lager. Während der alte Styge den jungen Delinquenten auf die Besserungsprobe stellt, erzählt er ihm in rückläufiger Folge, was zwischen dem ersten Skonning und ihm an Absonderlichem in seiner Familie geschah. Auch diese Chronik im Krebsgang hat man sich naturgemäß als Bestandteil der Vision des älteren Skonning vorzustellen. Jedenfalls erreicht in ihr Madsens Einbildungskraft ihre höchste Temperatur. Es gelingen ihm schwindelerregende Biographiefiktionen in historischem Gewand, von Männern, die ihren Selbstmord ein Leben lang hinausschieben, weil sie mit einer geplanten Novelle nicht zu Rande kommen, von Männern, die mit der linken Hand Kringel und mit der anderen Meisterwerke malen. Ein anderer Skonning, Roland Enevold Skonning, schreibt eine "Kritik der Ewigkeit", und sein Vater Erland lüftet das Geheimnis der Primzahlen. René Dietrich Skonning lebt bis zu seinem 23. Lebensjahr in der üblichen Zeitfolge, bis er nach einem Tranceerlebnis in Gesellschaft des Mystikers Swedenborg vom Pfad der Zeit abkommt und seinem Tagebuch den Satz anvertraut: "Verblüffend, sich selbst als junger Mensch zu sehen, nachdem man viele Jahre in mittleren Tagen herumgesprungen ist".
Solcherart sind die Einfälle des Erzählers Svend Åge Madsen. Es sind Einfälle wie aus Science-fiction-Romanen (die Madsen im übrigen auch schreibt), die er in historische Welten injiziert. Während er seinen Glöckner das Paradies am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts erschauen läßt, löst Madsen mit seinem Wissen vom Ende des zwanzigsten Jahrhunderts Turbulenzen in vergangenen Zeiten, im achtzehnten oder im siebzehnten Jahrhundert aus. Science-fiction ist der eine Schlüssel zu Madsens Werk; den anderen liefert das Denken einer Epoche, in der Mathematik, Kosmologie, Geographie und Philosophie noch einträchtig zusammen wirkten. Diesem Denken steht Madsens barockes und postmodernes Konzept des "Globusromans" nahe, eines Romans, der die Weltkugel auf einer Fläche abbildet und die dabei zwangsläufig entstehenden Lücken für theoretische Exkurse - sieben an der Zahl - in Anspruch nimmt. "So, wie sich nutzlose Papierlumpen durch ein Wunder zu einem glatten Bogen Papier verbinden", heißt es im ersten der Exkurse, "vereinigen sich lose Historienbröckchen, beschmutzte Anekdoten, zerrissene Fabeln und tote, große Erzählungen aufs wunderbare und wiedererstehen als globale Werke." Ist dieser Roman ebenfalls ein Wunder? Dafür ist er vielleicht doch etwas zu methodisch gearbeitet. Aber ein globales Werk ist es allemal, ein Weltroman aus Aarhus, ein Meisterstück aus Svend Åge Madsens Manufaktur.
CHRISTOPH BARTMANN
Svend Åge Madsen: "Sieben Generationen Wahnsinn". Roman. Aus dem Dänischen übersetzt von Jörg Scherzer. Ammann Verlag, Zürich 2000. 608 S., geb., 49,80 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Christoph Bartmann sieht in dem Roman, der bereits 1994 erschienen ist und jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt, ein "Hauptwerk" des dänischen Autors. Das Buch, in dem ein Mensch aus dem 17. Jahrhundert in das Aarhus von 1993 gerät, sei eine Mischung aus Science-Fiction und Historienroman und warte mit allerlei "wilden und bunten" Einfällen auf. Allerdings findet der Rezensent, dass der studierte Mathematiker Madsen derart viel Gewicht auf die genaue Konstruktion seines Buches legt, dass die Fülle der Ideen mitunter allzu "kontrolliert" wirkt. Auch erscheinen ihm die Romanepisoden, die in der erzählerischen Gegenwart spielen "eher matt", da die satirischen Elemente, die der Autor einsetzt, einfach nicht "beißend" und "komisch" genug sind. Dafür ist Bartmann bei den Passagen, die im 17. Jahrhundert angesiedelt sind, richtig begeistert und er schwärmt von der enormen "Einbildungskraft" und den "schwindelerregenden Biografiefiktionen" die der Autor entwickelt. Trotz seines Hauptkritikpunkts, der Roman sei zu "methodisch" konzipiert, befindet der Rezensent abschließend, dass das Buch ein "Meisterstück" darstellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH