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Patricia Duncker ist gewiss nicht die erste Autorin, die sich schreibend dem ewigen Paar Eros und Thanatos zuwendet, aber sie tut dies in Sieben Geschichten von Sex und Tod mit unnachahmlicher, ansteckender Lust an wohldosierter Provokation, an phantastischem Maskenspiel und vor allem ihrem beispiellos intelligenten Humor. Die Sieben Geschichten sind da angesiedelt, wo Duncker ihre Leser mit ihrem letzten Roman Der tödliche Zwischenraum zurückgelassen hat, unmittelbar vor dem Abgrund geheimster Sehnsüchte, von deren Existenz sie bislang vielleicht kaum etwas ahnten. Der beherzten Führung…mehr

Produktbeschreibung
Patricia Duncker ist gewiss nicht die erste Autorin, die sich schreibend dem ewigen Paar Eros und Thanatos zuwendet, aber sie tut dies in Sieben Geschichten von Sex und Tod mit unnachahmlicher, ansteckender Lust an wohldosierter Provokation, an phantastischem Maskenspiel und vor allem ihrem beispiellos intelligenten Humor. Die Sieben Geschichten sind da angesiedelt, wo Duncker ihre Leser mit ihrem letzten Roman Der tödliche Zwischenraum zurückgelassen hat, unmittelbar vor dem Abgrund geheimster Sehnsüchte, von deren Existenz sie bislang vielleicht kaum etwas ahnten. Der beherzten Führung dieser Erzählerin durch die scheinbar von Freud selbst gut ausgeschilderten Labyrinthe der menschlichen Seele vertraut man sich mit dem wohligen Schauder an, mit dem die Protagonistin der Eingangserzählung die Aufmerksamkeiten des grausam mordenden Stalker genießt - in banger Erwartung eines Unheimlichen, das die kühnsten Phantasien noch übertrifft. Duncker enttäuscht diese Erwartungen nicht, und
wie um ihr Publikum nicht mit weichen Knien zurückzulassen, begibt sie sich in Meine Betonung zum Abschluss auf ein anderes Terrain und schenkt uns eine hinreißende Komödie - inspiriert von Nachbarschaftsstreitigkeiten und Shakespeare.
Autorenporträt
Patricia Duncker, geb. in Jamaika, siedelte mit dreizehn Jahren nach England über, studierte Philosophie und Literaturwissenschaften. Sie lehrt an der University of Wales und lebt in London und in Südfrankreich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.07.2005

Liebe, Tod und Teufel
Kugel durchschlägt Krawatte: Patricia Dunckers Geschichten

Patricia Duncker, Romanautorin - etwa von "Die Germanistin" (1999) und "James Miranda Barry" (2002) - und feministische Literaturwissenschaftlerin in East Anglia, hat in ihrem südfranzösischen Semesterferienexil festgestellt, daß sie nach nächtlicher Betrachtung von schlechten Horrorfilmen gut einschlafen kann. Das ist eine praktische Anwendung der Idee des befreienden Schreckens, die seit den Schauerromanen der großen Meisterin des Genres, Ann Radcliffe ("The mysteries of Udolpho", 1794, "The Italian", 1797), in England eine ehrwürdige Tradition hat. So verwundert es ein wenig, daß die Autorin meint, sich beim Leser für die Mißachtung der "Regeln der politischen Korrektheit, der bürgerlichen Moral und des guten Geschmacks" rechtfertigen zu müssen. Ganz wohl scheint der Herausgeberin einer Anthologie zu sexuellem Mißbrauch (2002) nicht dabei gewesen zu sein, Themen des Teufels, von sexuell motivierter Verfolgung bis zu häuslicher Gewalt, einer lustvoll grotesken Behandlung zu unterziehen.

Ann Radcliffe beherrschte die Kunst, die seelischen Ängste wie die untergründigen Begierden im schreckenerregenden Ort, in düsteren Gemäuern oder den unheimlichen Tälern abgelegener Berglandschaften wie der Pyrenäen abzubilden. In Patricia Dunckers Geschichten erscheint die Seele intellektueller englischer Frauen als Horrorfilm, zu dem sturmgepeitschte walisische oder sonnenversengte südliche Landschaften nur die Kulisse beisteuern. Besonders die Gegend zwischen Montpellier und Narbonne kann im Blick kinderloser, leidlich verrückter schreibender Engländerinnen als Inferno erscheinen. Männer dagegen sind bei ihr ziemlich langweilig, selbst wenn sie als Auftragsmörder, Stalker, Sexbesessene oder gestörte Vietnamveteranen auftreten. Denn der typische englische Mann erfreut sich an seinem Auto "mit modernster CD-Stereo-Anlage und allerneuester Telefontechnologie", liest die "Financial Times", ißt gern in französischen Sternerestaurants und steht "unter dem Eindruck, daß alle Kunst- und Kulturschaffenden Päderasten seien". Was im "dunklen Kontinent" der weiblichen Seele vorgeht, davon ahnt er nichts, weshalb er sich nicht wundern darf, wenn eines Tages eine Kugel seine in Paris erstandene scheußliche Krawatte durchschlägt: "Ich habe diese Krawatte gehaßt, dieses protzige Stück in Grellgelb mit winzigen dunkelblauen Vierecken."

Patricia Dunckers Geschichten "wollen verstören und provozieren", aber trotz derb in Szene gesetzter zerstückelter Leichen, abartiger Sexualität und jenseitiger Botschaften will das nicht recht gelingen. Ungeachtet kunstfertig eingesetzter Mittel der Ironisierung und Perspektivierung, weigern sich die Klischees, mehr als Klischees zu sein. In der komischen Überbietung in die Länge und Breite gezogen, erscheinen sie vielmehr oft noch öder als auf dem Bildschirm. Wenn die englische Vorstellung vom so lebenslustigen wie streikwilligen Franzosen pedantisch zur Topographie der vollendeten Apokalypse ausgearbeitet wird, ist der Leser versucht, den Sand, der durch die menschenleeren Gassen von Narbonne weht, als den Papierstaub zu erkennen, der sich längst auf ihm abgesetzt hat.

Patricia Dunckers Erzählungen wirken in der ordentlichen, gelegentlich etwas umständlichen Übersetzung von Barbara Schaden wie intelligent und technisch versiert, aber ziemlich brav gelöste Hausaufgaben aus einem Creative-writing-Kurs: Greifen Sie Klischees aus trivialen Genres (als da zum Beispiel wären: Vergewaltigung, Perversion, Außerirdische, Poltergeister, Vampire, Serienmörder) in weiblicher Erzählperspektive ironisch auf. Lassen Sie die Handlung Ihres "Nachtstücks" möglichst authentisch in der Gegenwart des medialen Zeitalters spielen, ohne das Groteske zu vernachlässigen, welches das Genre erfordert. Als Einschlaflektüre taugen die Geschichten aber allemal.

FRIEDMAR APEL

Patricia Duncker: "Sieben Geschichten von Sex und Tod". Erzählungen. Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Schaden. Berlin Verlag, Berlin 2005. 272 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

" Rezensent Friedmar Apel ist nicht zufrieden. Denn diese Geschichten sind ihm zwar wie "intelligent und technisch versierte", ansonsten aber doch recht "brav gelöste Hausaufgaben aus einem Creative-Writing-Kurs" vorgekommen. Der Rezensent hätte sich jedoch gerne "verstören und provozieren" lassen, wie es ihm offensichtlich vom Klappentext versprochen worden ist. Allerdings haben hier selbst ein paar "derb in Szene gesetzte zerstückelte Leichen", die Schilderung abartiger Sexualpraktiken, sowie Vergewaltigungen, Außerirdische, Vampire, Auftragsmörder, Stalker und düstere Pyrenäentäler wenig ausrichten können. Dem Eindruck des Rezensenten zufolge "weigern sich die Klischees" dieser Erzählungen nämlich, mehr als Klischees zu sein. Daran kann auch die "ordentliche, gelegentlich etwas umständliche Übersetzung nichts ändern. Allemal als Einschlafgeschichten taugen diese Erzählungen, stellt Apel resignierend fest.

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