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"Wenn jemand nach der Lektüre meines Romans sagt, er fühle sich jetzt weniger allein, vielleicht sogar verstanden, dann ist das für mich als Schriftsteller der größte Lohn." Elliot Perlman
Seit zehn Jahren kommt Simon nicht über den Verlust seiner großen Liebe hinweg - und begeht eine aberwitzige Tat: Er entführt den kleinen Sohn seiner ehemaligen Freundin. Die Entführung, vielleicht nur ein Akt der Verzweiflung, löst einen Skandal aus und zwingt alle Beteiligten, ihr Leben auf den Prüfstand zu stellen. Ein großer Roman über die Gründe und Abgründe der Liebe; über emotionale, politische und…mehr

Produktbeschreibung
"Wenn jemand nach der Lektüre meines Romans sagt, er fühle sich jetzt weniger allein, vielleicht sogar verstanden, dann ist das für mich als Schriftsteller der größte Lohn." Elliot Perlman

Seit zehn Jahren kommt Simon nicht über den Verlust seiner großen Liebe hinweg - und begeht eine aberwitzige Tat: Er entführt den kleinen Sohn seiner ehemaligen Freundin. Die Entführung, vielleicht nur ein Akt der Verzweiflung, löst einen Skandal aus und zwingt alle Beteiligten, ihr Leben auf den Prüfstand zu stellen.
Ein großer Roman über die Gründe und Abgründe der Liebe; über emotionale, politische und moralische Konflikte, und über die hoffnungslose Suche nach der Wahrheit, die immer mehr als eine Seite hat.

Zehn Jahre liegt ihre Trennung zurück, und sie haben sich nie wiedergesehen. Aber Simon, der Intellektuelle, der Getriebene, der Literaturliebhaber, der Romantiker, kann seine große Liebe nicht vergessen. Anna indessen hat längst ihre eigene Familie. Sich in die unerwiderte Liebe hineinsteigernd, schleicht Simon immer öfter um Annas Garten und ihr Haus - bis er eines Nachmittags auf die aberwitzige Idee verfällt, ihren kleinen Sohn zu entführen. Ist es die aus Verzweiflung geborene Tat eines Liebeswütigen? Der Wunsch, Aufmerksamkeit zu erregen? Obwohl die Entführung bereits nach wenigen Stunden glimpflich endet, hat sie tiefgreifende Folgen und zwingt alle Beteiligten zu einer grundlegenden Neubewertung ihres Lebens und ihrer Welt. Sieben Figuren kommen in diesem "unbedingt lesenswerten" Roman (The New York Times) zu Wort: Simon, sein Psychotherapeut Alex Klima, Anna, ihr Mann Joe, eine Prostituierte namens Angelique, ein Kollege Joes und schließlich die Tochter Alex Klimas. Sieben Blickwinkel, sieben Versionen: sieben Seiten der Wahrheit.

Autorenporträt
Elliot Perlman wurde 1964 geboren. Er praktizierte als Anwalt, bis er sich nach dem Erfolg seines ersten Romans ('Drei Dollar') ausschließlich dem Schreiben widmete. Perlmans literarisches Werk erhielt zahlreiche Preise; sein erster Roman wurde verfilmt. Perlman wurde von der französischen Literaturzeitschrift Lire als einer der zukünftigen Klassiker der Weltliteratur ausgezeichnet. Elliot Perlman lebt heute in Melbourne.

Matthias Jendis wurde 1959 in Rotenburg/Wümme geboren und ist in Göttingen aufgewachsen. Dort studierte er Englische Philologie und Geschichte und arbeitete mehrere Jahre am Englischen Seminar. Seit 1996 arbeitet er als freier Übersetzer. 2002 erhielt er den Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Preis für Übersetzungen angelsächsischer Literatur und den Förderpreis Literatur des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.11.2008

Sex, Lügen und ein Prozess

Der australische Autor Elliot Perlman erzählt in seinem neuen Roman sieben Variationen der Wahrheit, von denen keine einzige zu stimmen scheint.

Der Schriftsteller Elliot Perlman wurde 1964 in Melbourne geboren und lebt heute in New York. Ursprünglich Rechtsanwalt, widmet er sich seit einigen Jahren nur noch seiner literarischen Arbeit, und das mit Erfolg. Schon sein erstes Buch brachte ihm Preise ein. Sein jüngster Roman hat nun ebenfalls Aussicht darauf, obwohl er es den Lesern nicht gerade leichtmacht. Die mehr als achthundert Seiten Text verlangen Geduld und Einfühlungsvermögen. Überdies ist das Geschehen auf sieben Erzähler verteilt, die nicht ohne weiteres auf einen Nenner zu bringen sind und sich oft widersprechen. Es kann dem Leser durchaus passieren, dass er die Fäden zu vorangegangenen Mitteilungen neu knüpfen und dafür fünfzig oder hundert Seiten zurückblättern muss, weil die Frage, mit der der aktuelle Erzähler sich gerade beschäftigt, von der Problemflut anderer Buchteile aus der Erinnerung gedrängt wurde. Dazu kommt, jedenfalls für deutsche Leser, eine gewisse Frustration, weil das Versprechen des deutschen Titels nicht eingelöst wird: Eine Wahrheit liefert der Roman nicht, weder in den Äußerungen Einzelner noch im siebenstimmigen Chor.

Das hat der Autor freilich auch nicht versprochen. Im Titel des englischsprachigen Originals kommt der Begriff "Wahrheit" nicht vor. Vielmehr nannte Perlman sein Buch "Seven Types of Ambiguity". Offenbar ging es ihm darum, wie verschieden derselbe Vorgang sich in den Köpfen mehrerer Beteiligter abzeichnen kann, wie widersprüchlich Zeugenaussagen sein können, auch dann, wenn niemand die Absicht hat, zu lügen. Da im Buch eine Strafverfolgung und der entsprechende Gerichtsprozess wichtige Rollen spielen, könnte man meinen, wir hätten es mit einer feinsinnigen Kritik des Justizwesens zu tun. Aber so eng hat der Autor seine Grenzen nicht gezogen. Im Zentrum der Geschichte geht es nicht um die Justiz, sondern um Menschen. Um jene sieben, deren Stimmen wir hören, und noch viele weitere Personen, mit denen die sieben in Verbindung stehen.

Also geht es doch um Wahrheit? Ja, aber nur in Form von Fragen. Etwa so: Was ist das eigentlich, Wahrheit? Muss der Begriff als etwas Absolutes angesehen werden oder als eine Schöpfung der jeweiligen Menschenseele und daher als abhängiger Wert?

Elliot Perlman gibt uns da keine Sicherheiten. Er lässt uns nur dabei zusehen, wie er von unserem moralischen Himmel einen Stern herunterholt. Aber wie er das macht, das lohnt die Mühe, die er uns auferlegt. Seine siebenfache Geschichte spielt in Australien, also weit entfernt von unserer vertrauten Welt. Schon nach wenigen Seiten aber schmilzt die Entfernung, unterscheidet sich der fremde Erdteil für den Leser nur noch durch lokale Eigenarten. Darüber hinaus spielen neben den Stammbewohnern auch Personen eine Rolle, die einst als Exilanten oder Flüchtlinge nach Australien kamen.

Kern der Ereignisse ist eine unglückliche Liebe. Simon Heywood, ein arbeitsloser Lehrer und romantischer Typ, kann die schöne Anna nicht vergessen, die ihn vor zehn Jahren verließ. Anna hat den Börsenmakler Joe geheiratet, doch sie ist in der Ehe nicht glücklich, hat dafür aber das reizende Söhnchen Sam. Simon, in der Langeweile seiner ärmlichen Wohnung ein Opfer phantastischer Spinnereien, kommt auf die Idee, diesen Sam zu entführen. Wozu, weiß er selbst nicht genau; irgendwie hat es mit der Hoffnung zu tun, die verlorene Geliebte werde sich ihm wieder zuwenden. Die Tat löst einen Wirbel an Reaktionen aus, der nach und nach die sieben Berichterstatter in unseren Gesichtskreis weht und uns mit ihren Wahrheiten bekanntmacht.

Da spricht zum Beispiel Angela, ein attraktives Mädchen, das aus wirtschaftlicher Not in die Prostitution flüchtete. Angela bedient unter anderen Sams Vater Joe. Mit Simon ist sie befreundet, liebt ihn sogar, was er nicht erwidert. Hat sie aus Eifersucht oder aus Vernunft Simons Streich der Polizei erzählt? Jedenfalls landet der Entführer im Gefängnis, ein hartes Urteil droht ihm, wenn er seine Ausrede nicht glaubhaft machen kann. Die lautet, er hätte seit langem wieder eine Beziehung zu Anna, die ihm am fraglichen Tag erlaubt habe, Sam von der Schule abzuholen. Als Anna zu Wort kommt, vernehmen wir eine andere Version. Wir lesen aber auch, wie sehr sie darunter leidet, dass ihr Gatte allein von seinen Börsenproblemen beherrscht wird. Über diese Probleme wiederum informiert uns Joes Kollege Dennis Mitchell, genannt Mitch, ein Analyst.

In Simons Inneres führt uns der Psychiater Alex Klima. Er entstammt einer jüdischen Familie aus der Tschechoslowakei, die während der zweiten Stalinschen Säuberung verfolgt wurde. Aus der Arzt-Patienten-Beziehung wird rasch Freundschaft, was kein Vorteil ist für Simons Seele, wohl aber für seine Position vor Gericht. Denn Alex schafft es, Anna zur Übernahme von Simons Aussageversion zu bewegen. Nach langer Leidenszeit kommt der Gefangene frei. Nach noch längerer Frist endet die Ehe von Anna und Joe und beginnt eine neue Verbindung von Anna und Simon. Der Retter Alex jedoch versinkt in Einsamkeit, die Sehnsucht nach Freundschaft wird von Simon nicht erwidert. Auch Alex' Verbindung mit Simons Verteidigerin, die sich anzubahnen schien, löst sich auf. Das letzte, siebente Zeugnis liefert - Jahrzehnte nach den Vorfällen - Rachael, die Tochter des Psychiaters Alex Klima. Als sie das Wort ergreift, ist ihr Vater nicht mehr am Leben; er hat es offenbar selbst beendet. Verschwunden ist derweil der inzwischen erwachsene Sam, der mal Rachaels Geliebter war. Auch das neue Verhältnis von Simon und Anna hat nicht lange gehalten.

Was spielt sich bloß in all diesen Menschen ab? Mit dem Verstand allein lässt sich das kaum beantworten. Doch es ist faszinierend, wie Elliot Perlman seine Leser in fremde Leben einbindet, sie unmittelbar teilhaben lässt an den Kämpfen, Siegen und Niederlagen der Protagonisten. Wenn man sich auf den Autor einlässt, wandeln sich die scheinbar weit entfernten Dramen, die er schildert, zu Erfahrungen, die einem durchaus vertraut sein können.

SABINE BRANDT

Elliot Perlman: "Sieben Seiten der Wahrheit". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Matthias Jendis. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008. 861 S., geb., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Perlmans Stil ist, genau wie die Handlung, lebendig, menschlich - und am Ende auch optimistisch, in dem Sinne, dass die Wahrnehmung des Lesers geschärft wird." Harold Bloom

"Ein weises und umfassendes Buch, in vielerlei Hinsicht eine weniger dick auftragende und dafür tiefere, menschlichere Version von Jonathan Franzens Korrekturen." The Guardian

"Muss man lesen." The New Yorker

"Ein kolossales Werk, ein Marathon von einem Buch... In gewisser Weise steht jede Figur in diesem Buch unter Anklage, und die Spannung ist so groß wie im besten Gerichtsthriller... Folgerichtig und in beinahe Shakespeare'scher Manier nimmt Perlman am Ende alle losen Fäden auf und verknotet sie miteinander. ... Perlman ist ein brillanter Erzähler." Observer

"Mit was für einer Energie und was für einem beeindruckenden Erfolg Perlman die geistige Verfassung unserer modernen Welt porträtiert - das sucht seinesgleichen. Wir spüren, wie wir uns spiralförmig immer weiter einer Wahrheit nähern, die wir auf andere Weise nicht hätten finden können." Times Literary Supplement

"Eine komplexe und extrem facettenreiche Studie über eine idealisierte Liebe, die den Bach runtergegangen ist." Daily Mail

"In Perlman sind Spuren von Dickens' Bandbreite und von George Eliots großer humanistischer Gesinnung zu entdecken... Lesen Sie ihn unbedingt. Es lohnt sich." The New York Times

"Elliot Perlman zeichnet sich durch zahlreiche Eigenschaften aus, die ihm als Autor zugute kommen: Er ist neugierig, gebildet, mutig - und er hat das Talent, den Leser zu verführen." The Washington Post

"Brillant und fesselnd... Das Spektrum dieses Romans ist so atemberaubend, daß etwas regelrecht Anomales dabei herauskommt: ein literarischer Page-turner." New York Post

"Perlman hat eine seltene Begabung, er hat einen Page-turner geschrieben und dabei nie seine Vision einer umfassenden und schneidenden Sozialsatire aus dem Auge verloren. Angeblich hat er seinen Roman selbst als 'eine Geschichte über obsessiven Materialismus' bezeichnet, und obwohl das eine treffende Beschreibung für diesen psychologisch dichten Roman ist, wird es dieser Unzahl von Nebenhandlungen und -figuren doch in keiner Weise gerecht, die den Autor zum australischen Äquivalent von all den Franzens, Roths und, ja, den Austens dieser Welt machen." Elle

"Motive sind verworren, Wahrnehmungen unzuverlässig, der Ausgang unerwartet. Perlman hat einen Roman geschrieben, dessen Bedeutung, Intelligenz und Schönheit im genau richtigen Mischungsverhältnis stehen." The Boston Globe

"Liebesgeschichte, Familiendrama und Thriller zugleich. Großartig." People

"Perlman hat einen der besten Romane der letzten Jahre geschrieben. Ein Roman, der Pageturner, psychologischer Thriller und politische Streitschrift zugleich ist und die Geschichte einer obsessiven Liebe in einer von materiellen Werten besessenen Welt. Kurzum: ein absolut gelungener Roman." Le Monde des livres

Der Roman zeichnet sich vor allem durch seinen Aufbau aus: atemlos und fein ziseliert, sowie durch seine Charaktere, die den Leser in ihren Bann ziehen. Le magazine littéraire

"Brillant... Ein Pageturner, ein psychologischer Thriller, kurzum: eine gefährliche Verlockung." Newsweek
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der australische Autor Elliot Perlman löst bei Rezensentin Meike Fessmann mit seinem Roman "Sieben Seiten der Wahrheit" geradezu Begeisterungsstürme aus. Aus der Perspektive von sieben Ich-Erzählern wird die Geschichte von Grundschullehrer Simon erzählt, der, arbeitslos und verzweifelt, auf die fatale Idee kommt, den Sohn seiner Verflossenen zu entführen. Empathie und "Mehrdeutigkeit" sind die Schlüsselbegriffe, anhand derer Perlman seinen modernen Gesellschaftsroman konzipiert hat. Wie der Autor Reflexionen über die Ambiguität von Beziehungen und ihre Prägung durch wirtschaftliche Umstände vollkommen unangestrengt mit fesselnder Erzählweise verbindet, bringt die Rezensentin ins Schwärmen. Fessmann preist den Roman als vielschichtiges Meisterwerk, der gleichermaßen klug wie kurzweilig die genauen Psychogramme seiner Figuren mit klarsichtigen sozialen Diagnosen zu verbinden wisse. Nur mit dem Lektorat der deutschen Fassung hadert die ansonsten euphorische Rezensentin, denn sie meint, dass die Grammatik-Fehler in der insgesamt durchaus "soliden" Übersetzung" ohne Schwierigkeiten hätten beseitigt werden können.

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