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Schon in seiner Schulzeit im Berlin der dreißiger Jahre hat er ihre Bücher gelesen, bewundert und geliebt. Auf allen Etappen seines bewegten, dramatischen Lebens ist er zu ihnen zurückgekehrt - staunend, gelegentlich auch zweifelnd und letztlich stets aufs neue überwältigt. Was wird bleiben von der deutschen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts? Zunächst die drei Genies, die in der Epik, der Lyrik und im Drama das Jahrhundert auf den Begriff gebracht haben: Thomas Mann, Kafka und Brecht; dann, zumindest teilweise, das Werk der Romanciers Döblin und Musil, des Erotikers Schnitzler und des…mehr

Produktbeschreibung
Schon in seiner Schulzeit im Berlin der dreißiger Jahre hat er ihre Bücher gelesen, bewundert und geliebt. Auf allen Etappen seines bewegten, dramatischen Lebens ist er zu ihnen zurückgekehrt - staunend, gelegentlich auch zweifelnd und letztlich stets aufs neue überwältigt.
Was wird bleiben von der deutschen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts? Zunächst die drei Genies, die in der Epik, der Lyrik und im Drama das Jahrhundert auf den Begriff gebracht haben: Thomas Mann, Kafka und Brecht; dann, zumindest teilweise, das Werk der Romanciers Döblin und Musil, des Erotikers Schnitzler und des Feuilletonisten Tucholsky. Reich-Ranicki zieht in seinen Essays die Bilanz einer lebenslangen Passion, aus der eine Profession wurde. Er zeigt, daß jene, denen wir Verse und Prosa von höchster Qualität verdanken, allesamt schwache Menschen waren, leidend und einsam, gequält von Ehrgeiz und Eitelkeit. Er zeigt ihre Lächerlichkeit, ihre Originalität, doch vor allem ihre Größe, ja ihre Erhabenheit. Dieses Buch ist ein polemisches Plädoyer für die deutsche Literatur, eine so ungewöhnliche wie leidenschaftliche Liebeserklärung.

Autorenporträt
Marcel Reich-Ranicki, geboren 1920 in Wloclawek an der Weichsel, ist in Berlin aufgewachsen. Er war 1960 - 1973 ständiger Literaturkritiker der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" und leitete 1973 - 1988 in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" die Redaktion für Literatur und literarisches Leben. In den Jahren 1968/69 lehrte er an amerikanischen Universitäten, 1971 - 1975 war er ständiger Gastprofessor für Neue Deutsche Literatur an den Universitäten von Stockholm und Uppsala, seit 1974 ist er Honorarprofessor an der Universität Tübingen, in den Jahren 1991/1992 bekleidete er die Heinrich-Heine-Gastprofessur an der Universität Düsseldorf. Seit 1988 leitete er das "Literarische Quartett" im Zweiten Deutschen Fernsehen.
Reich-Ranicki erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem: die Ehrendoktorwürde der Universitäten Uppsala, Augsburg, Bamberg und Düsseldorf, den Ricarda-Huch-Preis (1981), den Thomas-Mann-Preis (1987), den Bayerischen Fernsehpreis (1991), den Ludwig-Börne-Preis (

1995), die Ehrendoktorwürde der Berliner Humboldt-Universität (2007), den Henri Nannen Preis für sein journalistisches Lebenswerk (2008), die Ehrenmedaille für Literatur der Ludwig-Börne-Stiftung (2010), den Internationalen Mendelssohn-Preis (2011) sowie den Kulturpreis der B.Z. für sein Lebenswerk (2012).
Marcel Reich-Ranicki verstarb im September 2013.
Rezensionen
Wegbereiter, Wegbegleiter
Arthur Schnitzler, Thomas Mann, Alfred Döblin, Robert Musil, Franz Kafka, Kurt Tucholsky und Bertolt Brecht - sie alle haben den Literaturkritiker Reich-Ranicki in besonderem Maße beschäftigt. Sei es, dass er sie bewunderte, wie im Falle Manns, sei es, dass er sie für überschätzt hielt, wie etwa Musil. Mit Sieben Wegbereiter setzt sich Reich-Ranicki nun noch einmal auseinander mit diesen Schriftstellern, die "eine beinahe magische Anziehungskraft" auf ihn ausübten.
"Psychologische Tiefenforscher"
Was ihn anzog, war ihre ungeheure Modernität. Reich-Ranicki sieht sie allesamt als Vertreter einer "neuen Epoche der deutschen Literatur", die auch eine Epoche der Psychologie sei, und es zum ersten Mal ermöglich hätte, Erotik und Sexualität auf den Grund und manchmal auch Abgrund zu gehen. Zudem bescheinigt er allen Autoren einen hohen Unterhaltungswert.
Leidend, einsam und gequält
Kapitel für Kapitel stellt Reich-Ranicki seine Sieben Wegbereiter vor, sowohl als Schriftsteller als auch als Menschen, und der Kritiker wird hier selber zum "psychologischen Tiefenforscher". Wie gewohnt nimmt Reich-Ranicki kein Blatt vor den Mund, im Musil-Kapitel schwingt er sich gar zu bekannter "Veriss-Lust" auf und nimmt den Mann ohne Eigenschaften erbarmungslos auseinander. Der Leser mag ihm folgen oder nicht; lehrreich und unterhaltsam ist dieser schöne Band in jedem Fall.
(Eva Hepper, literaturtest.de)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.09.2002

MARCEL REICH-RANICKI hat unter dem Stichwort "Wegbereiter" Essays über sieben deutsche Schriftsteller zusammengefaßt. Es sind Autoren, die ihn schon in seiner Jugend fasziniert haben: Arthur Schnitzler, Thomas Mann und Alfred Döblin, Robert Musil, Franz Kafka, Kurt Tucholsky und Bertolt Brecht. Immer wieder ist Reich-Ranicki zu ihnen zurückgekehrt: staunend und bewundernd, bisweilen auch enttäuscht. Die Arbeiten zeugen von einer Passion, aus der eine Profession wurde, und lassen uns erkennen, daß jene, denen wir Verse und Prosa von höchster Qualität verdanken, allesamt schwache Menschen waren, leidend und einsam. Gezeigt wird ihre Schwäche und Lächerlichkeit, doch auch und vor allem ihre Größe. Das Buch ist ein polemisches Plädoyer für die deutsche Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts und zugleich eine Liebeserklärung: "Die Wegbereiter wurden meine Wegbegleiter." Einige Aufsätze werden hier erstmalig gedruckt, andere erstmals in vollständiger Fassung geboten. (Marcel Reich-Ranicki: "Sieben Wegbereiter". Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2002. 300 S., geb., 19,90 [Euro].)

F.A.Z.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Berufung verfehlt: Willi Winkler sieht in Marcel Reich-Ranicki einen Seelenarzt am Werke, der hingebungsvoll Krankschreibungen vornimmt und postum Diagnosen stellt, die häufig zu dem Ergebnis kommen: Leben verfehlt - Kanon verfehlt. Der Gegenpaar krank-gesund sei seit Goethe ein hartnäckiges Kriterium zur Beurteilung von guter und schlechter Literatur, führt Winkler aus: Nur das Klassische nämlich galt Goethe als gesund, das Romantische dagegen wurde als krankhaft verunglimpft. Dieses Motiv spielt Reich-Ranicki nun an sieben Autoren durch, die längst zum Klassikerkanon zählen, Reich-Ranicki hin oder her: Arthur Schnitzler, Thomas Mann, Alfred Döblin, Franz Kafka, Robert Musil, Kurt Tucholsky und Bertolt Brecht. Bis auf den Text über Musil sind alle Texte älteren Datums, was Winkler noch mehr das Gefühl vermittelt, dass die Zeit beim Grandseigneur der Literaturkritik stehen geblieben ist. Angst, Selbstzweifel, Selbsthass gar, masochistische Anwandlungen, all das muss der Hauspsychologe bei seinen Patienten konstatieren. Winkler empört dabei vor allem, dass Reich-Ranicki solcherlei seelische Befindlichkeiten in negative Klammern setzt: dass wer manisch schreibt, auch "zuchtlos" lebt, findet Winkler mehr als eine fragwürdige Behauptung, schlimmer aber noch ist für ihn die Sortierung in gute und schlechte Texte anhand solcher trivialpsychologischen Kriterien. Reich-Ranickis Essays kennen allesamt nur ein Motiv, eine Diagnose, lautet Winklers hartes Urteil, und strotzen nur so vor Banalität.

© Perlentaucher Medien GmbH
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