Katharina Winkler stellt sich in diesem unter die Haut gehenden Roman mit den Mitteln der Literatur gegen die Gewalt und schildert das zu einer Erzählung verdichtete Erlebnis eines Missbrauchs und das lange beschädigte Leben danach. So wie das Mädchen, aus dessen Innenperspektive Katharina Winkler erzählt, ihrem Vater ausgeliefert ist, liefert die Autorin uns der Geschichte aus, die von der Kinderstube aus auf alle weiteren Aspekte eines Lebens übergreift - denn weder eine neue Stadt, neue Freunde noch eine Liebesbeziehung bringen Linderung für ein traumatisches Geschehen, das sich dem Körper, Denken und der Wahrnehmung eingeschrieben hat und oft aus Scham verborgen bleibt. Siebenmeilenherz erzählt von einer Tat, die tagtäglich tausendfach in den Familien unserer Gesellschaft begangen wird, und rüttelt damit am Tabu, darüber zu sprechen.Wie schon in ihrem Debütroman Blauschmuck geht es Katharina Winkler auch in Siebenmeilenherz darum, das Schweigen zu brechen, mit dem Gewalterfahrungen von Frauen in Familien und in der Liebe belegt sind. Aus tiefer Überzeugung, dass Literatur Empathie ermöglichen und Veränderungen auslösen kann, findet die preisgekrönte Autorin eine beeindruckende Sprache, einen adäquaten ästhetischen Ausdruck für das, worüber keiner spricht.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Merklich beeindruckt zeigt sich Kritiker Carsten Hueck von Katharina Winklers zweitem Roman, der das sehr schwierige Thema von Kindesmissbrauch durch den eigenen Vater behandelt. Zu Beginn ist die Protagonistin fünf Jahre alt, erfahren wir, nachts missbraucht ihr Vater sie. Die Übergriffe werden in verknappter, fast lyrischer Sprache geschildert, "das Schreckliche kommt in Gestalt der Zärtlichkeit." Die Sprache Winklers macht die Auswirkungen des Missbrauchs, die weit ins Erwachsenenalter reiche, für Hueck gerade durch die Leerstellen greifbar. Ein beeindruckender Roman, findet der Rezensent, er ist froh, dass sich der Verlag zur Veröffentlichung entschlossen hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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