Vieles wird berichtet und so manches propagiert, wie sich denn in der unmittelbaren Nachkriegszeit die Verhältnisse zwischen den sowjetischen Besatzern und den besiegten und/oder befreiten Deutschen in der sowjetischen Besatzungszone gestalteten. Je länger das aber zurückliegt, umso weniger weiß man tatsächlich darüber. Der „großen Politik“ kann man noch einigermaßen auf die Spur kommen, dem alltäglichen Leben wurde bisher noch nicht wirklich viel Aufmerksamkeit geschenkt. Und die Zeitzeugen werden immer rarer, Legendenbildung ist Tür und Tor geöffnet. Die Historikerin Elke Scherstjanoi hat sich dieser Thematik angenommen. In diesem Band erscheinen eine ganze Reihe Erzählungen sowjetischer Besatzer in unterschiedlichsten Funktionen, die von ihren jeweils ganz individuellen Erfahrungen und Erlebnissen mit den Deutschen in diesem Ostdeutschland handeln. Ergänzt werden diese Schilderungen durch eine reichhaltige Sammlung von historischen und häufig (zumindest hierzulande) unveröffentlichten Fotos aus diesen Jahren, die von sowjetischen und deutschen Fotografen gemacht wurden und ebenfalls viel vom damaligen „normalen“ Alltag zeigen. Ein ungewöhnlicher Blick aus einer ungewohnten Perspektive auf letztlich friedenstiftende, menschliche Begegnungen vor 75 Jahren.