Macht ist sexy
„Siegeszeichen“, der neue Kriminalroman von Claudius Crönert, startet mit einem grausigen Prolog: Polizist Nathan Fleming ist zur falschen Zeit am falschen Ort und erschießt einen Jugendlichen. Schwer traumatisiert quittiert er den Dienst, um als Personenschützer für Martin
Schulte-Loh, einen aufstrebenden Politiker der neuen rechts-konservativen Partei zu arbeiten.
Drei Monate…mehrMacht ist sexy
„Siegeszeichen“, der neue Kriminalroman von Claudius Crönert, startet mit einem grausigen Prolog: Polizist Nathan Fleming ist zur falschen Zeit am falschen Ort und erschießt einen Jugendlichen. Schwer traumatisiert quittiert er den Dienst, um als Personenschützer für Martin Schulte-Loh, einen aufstrebenden Politiker der neuen rechts-konservativen Partei zu arbeiten.
Drei Monate später kommt Nathan vom Regen in die Traufe. Als drei vermummte Gestalten den Politiker überfallen, kann er wieder nicht verhindern, dass jemand stirbt. Linke Parolen deuten auf eine politisch motivierte Tat. Stefanie Schütt, Dienststellenleiterin beim Staatsschutz, und ihre Kollegen Jansen und Meier ermitteln.
Schulte-Loh bekommt mysteriöse Anrufe. Wird er womöglich erpresst? Nathan, der viel Geld für die Behandlung seiner krebskranken Tochter braucht, beginnt nachzuforschen und gerät so selbst ins Visier der Täter…
„Siegeszeichen“ ist eine anspruchsvolle und komplexe Geschichte, erzählt in mehreren Handlungssträngen, die sich mehrfach kreuzen, bis sie letztendlich zusammenlaufen. Ein Kriminalroman mit explizit politischem Hintergrund. Auch mit Gesellschaftskritik spart der Autor nicht. Wer ist Täter, wer ist Opfer? Wer wird verlieren, wer wird gewinnen? Und um welchen Preis?
Als Kulisse für diese Geschichte, die erschreckend nah an der Realität ist, dient die Schönheit Mecklenburg-Vorpommerns: Schwerin, Neubrandenburg, die Müritz, der Tollensesee, um nur einige zu nennen. Kurze Kapitel und schnelle Schnitte sorgen für Dynamik. Es geht um politische Ränkespiele, Macht und Gier, Lügen und Intrigen, Erpressung und alte Seilschaften. Auch wenn der Leser der Polizei oft einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut.
„Siegeszeichen“ ist zugleich die Geschichte zweier Freunde, die ein schreckliches Erlebnis unterschiedlich verarbeitet haben. Lange hatten sie keinen Kontakt, bis das Schicksal sie erneut zusammenführt, was schließlich in einen fulminanten Showdown mündet. Das Ende lässt einen etwas zwiespältig zurück. Aber, so ist das Leben, manchmal haben bestimmte politische und wirtschaftliche Interessen Vorrang vor der Wahrheit.
Die Figurenzeichnung ist ausgezeichnet gelungen: Schulte-Loh, der Anti-Held, ist ein narzisstischer Charakter mit fragwürdiger Gesinnung. Nathan, ein zwiespältiger Held, nicht strahlend, aber authentisch. Er will nicht nur Geld für die Behandlung seiner Tochter beschaffen, sondern dadurch auch die Familie retten. Seine Verzweiflung ist für den Leser nachvollziehbar und so akzeptiert man auch die Regelverletzungen. Stefanie ist eine starke Frau und hat viel Empathie, eine Heldin mit Ecken und Kanten, das macht sie menschlich - und sympathisch. Über eine Fortsetzung würde ich mich daher sehr freuen.
Fazit: Tolles Setting, spannender Plot. Gelungener Mix aus Kriminalfall und Privatleben. Herausragend, packend und erschreckend real!