Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts kennt keine mit Siegfried Unseld vergleichbare verlegerische Leistung, keinen Gesellschaft, Politik und Kultur durch seine Publikationen stärker prägenden Verlag als den von ihm über 50 Jahre geleiteten Suhrkamp Verlag. Dessen Charakteristika - eine Programmleitlinie, die im literarischen wie theoretischen Bereich Entdeckungen vertraut, Veröffentlichung von Autoren, nicht von Einzelbüchern, Buchreihen, die sich an die unterschiedlichsten Leserkreise wenden, Debattenbücher zur Durchsetzung aufklärerischer Positionen, Vermittlung von Literatur und Theorie aus allen Weltgegenden - garantieren dem Verlag ein »Alleinstellungsmerkmal«. Seit 1951 Mitarbeiter des nach Peter Suhrkamp benannten Verlags, seit 1959 Verleger, leitete Siegfried Unseld mit Beginn der sechziger Jahre eine Modernisierung und Expansion in die Wege, die, dem Zeitgeist antwortend, alle Facetten der deutschen Kultur in Buchform widerspiegelt. Diese Wechselwirkung von Persönlichkeit des Verlegers, Autorenidentitäten, sich wandelnden politischen Konstellationen wie individuellem Leseverhalten in Zeiten wandelnder Buchmärkte spürt der vorliegende Band nach. Dabei bedient sich die Darstellung einem Buchformat, das Siegfried Unseld selbst für seine Autoren prägte: Durch Bilder (von Fotos über Dokumente bis zu privaten Aufzeichnungen), die von Äußerungen Unselds begleitet und geleitet werden, entsteht eine Autobiographie des großen Verlegers.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Siegfried Unselds Leben in Bildern und Texten, herausgegeben von Raimund Fellinger und Matthias Reiner, scheint Thomas Medicus so opulent wie angemessen für einen Mann wie Unseld, einen vor Lebenslust strotzenden Vielfachbegabten, wie Medicus hier vorgeführt bekommt. Dass der Mann auf jeder dritten Seite des Bandes abgebildet ist und auch die Textseite im Wesentlichen selbst bestreitet, passt laut Medicus dazu. Dankbar allerdings nimmt Medicus die Kommentierungen der Herausgeber auf. Die so entstehende Collage aus Fotos, Text und Verlagsmaterial gibt dem Rezensenten einen Eindruck von der Hellsichtigkeit dieses Verlegers und liest sich für ihn als zwar hagiografischer, doch wichtiger Ausschnitt aus der deutschen Verlags- und Geistesgeschichte.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
» ... der opulente, vor allem bildstarke Band über das Leben des übermächtigen Verlegers ... « Gerrit Bartels Der Tagesspiegel 20140927